Heiligenhaus. Auch der letzte von insgesamt sieben Wendehammerkonzert-Samstagen mit dem Duo „Hannes&Seppo“ begeistert das Heiligenhauser Publikum.
Die Hitze des heißesten Tages des Jahres wird langsam erträglicher, als Hannes & Seppo am letzten Wendehammerkonzert-Samstag auf der Ladefläche eines Lkws der technischen Betriebe zu ihren Gitarren greifen. „Es ist fast ein bisschen mediterran“, empfindet Hannes Johannsen die Stimmung und holt aus „etwas typischen Deutschem“, nämlich einer Kühltasche, zwei Flaschen Bier, die die beiden Musiker mit einem lauten Ploppen öffnen.
Nach dem ersten Lied ermahnen die beiden Musiker die Zuhörer, die auf den Bänken am Kirchplatz, auf mitgebrachten Campingstühlen und auf dem Pflaster sitzen, doch bitte den Mindestabstand von 1,50 Meter einzuhalten. Dann geht es weiter mit einem Lied über einen Typ Mensch, den jeder kennt, weil er so tut, als sei er der Größte. Die Texte zu den Liedern im Folkstil hat Hannes Johannsen verfasst. „Mir fällt es leichter, in Englisch Texte zu schreiben.“
Texte erzählen von eigenen Erfahrungen
Sebastian „Seppo“ Grothe verpasst den Singer-Songwriter-Stücken den letzten Schliff. „Seppo ist ein sehr guter Arrangeur“, lobt Hannes, der in seinen Liedern gerne eigene Erfahrungen verarbeitet. In der „Corona-Polka“ etwa erzählt der Familienvater von seinen Erfahrungen in der Familie während des Lock-Downs mit Homeoffice und Homeschooling.
Wie wichtig gute Freunde sind, kommt in einem anderen Lied zum Ausdruck: „Als ich 25 war, hatte mich meine Freundin in Baden-Württemberg verlassen. Als ich nach Hause kam, stand da eine Flasche Whisky, anschließend nahm man mich mit in den Nassenkamp, Volker Ebel war dort Kellner und goss mir ordentlich ein. Am nächsten Morgen nahm man mich zu einem Beachvolleyballturnier bei ähnlich heißem Wetter wie heute mit. Als ich das überlebt hatte, war das Verlassenwerden überwunden. Der Freund, der damals den Whisky bereitstellte, ist übrigens heute Vorsitzender des Kulturausschusses.“
Wendehammerkonzerte zur Weihnachtszeit vorstellbar
„Ich glaube, dass man diese Art der Kultur-Nahversorgung nach Corona fortsetzen kann“, so die Meinung von Zuschauer und -hörer Thomas Rickal zu den insgesamt sieben Konzertabenden im Wendehammer. „Das wäre auch was für die Weihnachtszeit, denn ich glaube im Augenblick nicht, dass es einen Weihnachtsmarkt geben wird“, mutmaßt der SPD-Politiker, der die Initiative des Kulturbüros ausdrücklich lobt. Auch dessen Mitarbeiter Jürgen Weger ist von den Konzerten und deren Resonanz im Wendehammer begeistert: „Ich hatte mit der Hälfte der Zuschauer gerechnet, dennoch kam es zu keinen Problemen mit den Abständen. Dazu gab es nicht eine Stimme, die etwas Negatives gesagt hat.“
Statt Netflix lieber Konzerte
Bevor sich das Gesangsduo zum zweiten Konzert im Wendehammer an der Bleibergstraße aufmacht, gibt es noch einen eindringlichen Appell von Beppo: „Denkt an die Leute der Veranstaltungsbranche. Macht mal einen Netflix-Abend weniger und geht zu einem Konzert, das tut den Leuten gut.“