Heiligenhaus. Am Abtskücher Stauteich entführte Dudelsack-Spieler Ingo Roza sein Publikum ins ferne Schottland. Die Wendehammerkonzerte im Grünen kommen gut an

„Der Rock steht ihm gut, der macht schlank.“ Zwei ältere Damen bemustern den Herrn in schottischer Tracht, der da an der Bruchsteinmauer zwischen dem Abtskücher Turm und Teich den Dudelsack für seinen Auftritt im Rahmen der Heiligenhauser Wendehammerkonzerte vorbereitet. „Das ist das erste Mal, dass ich seit März wieder öffentlich spiele“, verrät Ingo Roza und bittet die Zuhörer acht Meter Abstand zu ihm zu halten – so wie es die Coronaregeln bei einem Blasinstrument vorschreiben. „Ich möchte heute nicht zum letzten Mal spielen.“

Whisky gibt’s in kleinen Bechern

Hatte ebenso viel Freude an dem Auftritt wie sein Publikum: Ingo Roza machte Station zwischen Abtskücher Turm und Teich.
Hatte ebenso viel Freude an dem Auftritt wie sein Publikum: Ingo Roza machte Station zwischen Abtskücher Turm und Teich. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Dazu hat er Alkohol mitgebracht, weniger um die bösen Viren zu beseitigen, sondern um die Heiligenhauser auf den Geschmack von Schottland zu bringen. „Das ist ein einfacher Blended“, beschreibt Roza den schottischen Whisky, den Jürgen Weger vom Kulturbüro in kleinen Probenbechern ans Publikum verteilt. Inzwischen entfaltet Ingo Roza beim Wendehammerkonzert eine Schottlandkarte: „Das Land hat sehr viel Küste und Seen. Jetzt stellen sie sich vor, der Abtskücher Stauteich sei einer dieser Seen. Darum spiele ich jetzt das Klagelied der Meerjungfrauen.“ Das nächste Stück über Dark Island sei eigentlich für das Akkordeon geschrieben worden und für den Dudelsack neu arrangiert, informierte der Musiker und bemühte wieder die Vorstellungskraft seines schwitzenden Publikums: „Stellt Euch vor, Ihr seit auf den Herbriden. Ich habe vorhin extra noch mal nachgeschaut, dort ist es heute wolkig bei 15 Grad.“

Wissenswertes über Persönlichkeiten

Nach dem Stück verriet Ingo Roza, dass er den letzten Ton „versemmelt“ hatte, was kaum jemanden aufgefallen sein dürfte. Dazu erklärte er, warum Dudelsackspieler immer mal wieder auf und ab laufen: „Das hat was mit der Konzentration zu tun.“ Zwischendurch musste er seinen Kilt hochziehen: „Ich bin heute ohne Hosenträger unterwegs.“ Zum letzten Lied des ersten Auftritts gab es es bisschen Nachhilfe zu schottischen Persönlichkeiten, in diesem Fall zu Bonnie Prince Charlie und seiner rasanten Überfahrt auf die Insel, die musikalisch festgehalten wurde und als Titelmelodie der TV-Serie „Outlander“ bekannt ist.

Weiter geht’s nach Isenbügel

Die Zuhörer dankten mit kräftigen Applaus, bevor viele dem Dudelsackspieler in die Großstadt Edinburgh – Verzeihung Bleibergstraße – folgten. In dem Wendehammer zwischen den Hochhäusern sollten sich die Zuhörer mit passenden Liedern in die schottische Hauptstadt versetzen. Letzte Station waren die Heiligenhauser „Highlands“ - also Isenbügel, wo die dortige Dorfkirche zur „Highland Cathedral“ wurde. Bevor der Musiker von der Abtsküche zu den weiteren Stationen aufbrach, bat Frank Schuster im schwarzen, kurzen Kilt dem Musiker im Schottenlook um ein Selfie: „Ich selber betreibe Highland Games, ein entsprechender Wettkampf muss ja leider in diesem Jahr ausfallen, da ist es umso schöner, die Musik zu hören.“