Heiligenhaus. Wie kann man Corona- Schutzverordnungen im Umgang mit Kleinkindern umsetzen? Der Besuch bei einer Heiligenhauser Tagesmutter bringt Antworten.
Leni kann das mit dem Händewaschen schon richtig gut. Erst schiebt die knapp Zweijährige die Ärmel ihrer blauen Regenjacke ein wenig hoch, dann drückt sie auf den Seifenspender. Während Tagesmutter Clarissa Freudewald fröhlich das Händewaschlied „ „Hände waschen muss jedes Kind, Hände waschen bis sie sauber sind“ und die anderen drei Tageskinder Leo, Nathan und Lenis Zwillingsschwester Cara wortweise mit einstimmen, reibt Leni ihre kleinen Hände aneinander und wäscht sie dann gründlich im klaren Wasser in der grünen Plastikwanne wieder ab.
Händewaschen ist spannend
Obwohl das Händewaschen zu einem permanenten Ritual geworden ist, finden die Kinder es immer wieder spannend. „Ach, ich weiß gar nicht, wie oft wir waschen, aber: oft“, erzählt die Tagesmutter lachend, „eigentlich immer, wenn wir hereinkommen, wenn wir den Spielbereich wechseln und natürlich vor dem Essen.“
Leo pflückt ein wenig Löwenzahn unter dem Apfelbaum. „Da“, ruft der aufgeweckte Zweijährige stolz, stapft in seinen kleinen Gummistiefeln Richtung Hühnergehege. Hahn Lukas erwartet ihn schon, pickt gierig einige der Blätter durch den Maschendrahtzaun. Nathan kommt angerannt, stellt sich direkt neben Leo. Auch er möchte jetzt die Tiere füttern.
Kleinkinder brauchen keinen Abstand halten
„Die Kinder brauchen keinen Abstand halten, wie sollte das auch funktionieren?“, erklärt Clarissa Freudewald, „sie können das in dem Alter noch gar nicht verstehen. Auch Schutzmasken tragen sie nicht, ich übrigens auch nicht, das würde sie doch irritieren. Ich lasse mir von den Eltern unterschreiben , dass die Kinder und sie selbst gesund sind und achte darauf, dass auch ich nur wenig Kontakt zu anderen Menschen habe.“ Die 49-Jährige verfügt über einen großen Erfahrungsschatz im pädagogischen Bereich, nicht nur durch ihre jahrelange Tätigkeit in der Tagespflege, sondern auch, weil sie selbst Mutter von fünf Kindern ist.
Kontakte werden notiert
In einem Corona-Ordner notieren die Eltern täglich, mit welchen Personen sie Kontakt hatten, um im Falle einer Erkrankung die Infektionskette nachvollziehen zu können. „Ich bin nicht interessiert an irgendwelchen Namen und Daten, es reicht aus, wenn die Eltern schreiben, dass sie X oder Y getroffen haben, wenn sie selbst wissen, wer damit gemeint ist“.
Es ist fast Mittagszeit, Cara, Leni, Nathan und Leo müssen nun langsam Schaukel und Rutsche im idyllischen Gartenparadies verlassen, Regenwurm und Mohnblume „Tschüss“ winken, der Tag hat feste Strukturen. Dazu gehört auch, dass derzeit nur die Kinder und die Freudwalds selbst das gemütliche Haus in der Hofermühle betreten dürfen, selbst die Eltern müssen draußen bleiben. „Die Kinder werden morgens und abends zeitversetzt gebracht und abgeholt.“
Übergabe der Kinder am Tor
Die Übergabe erfolge immer am Tor, erklärt die leidenschaftliche Tagesmutter, während sie gemeinsam mit den Kindern Richtung Eingang geht. Natürlich werden jetzt noch einmal die Hände gewaschen und dann gibt es das gemeinsame Mittagessen. „Wir sitzen wie immer am Tisch, der einzige Unterscheid ist nur der, dass ich nicht mehr den Topf und die Wasserflaschen auf den Tisch stelle, sondern die Teller und Gläser auf der Anrichte befülle.“
Lüften ist wichtig
Anschließend werden die Kleinen hingelegt, wenn Clarissa Freudewald sie weckt, wird erst einmal gut durchgelüftet, so wie mehrfach jeden Tag. „Zu Beginn habe ich auch jeden Tag mehrfach durch gewischt, desinfiziert, sterilisiert und so weiter, das war aber dann doch übertrieben. Mittlerweile putze ich zwar noch mehr als sonst, aber in der Intensität mache ich es nicht mehr.“
Eigenverantwortung und Gewissenhaftigkeit
Trotzdem: Clarissa Freudewald gehört zu den eher vorsichtigen Personen. Selbst wenn ab kommendem Montag, 8. Juni, erneut noch mehr Lockerungen der Schutzmaßnahmen zu erwarten sind und das generell auch erfreulich ist, möchte die 49-Jährige sich doch eher an ihrem eigenen Bauchgefühl orientieren. „Ich möchte die mir anvertrauten Kinder und mich selbst bestmöglich schützen. Ich nenne das Eigenverantwortung und Gewissenhaftigkeit.“