Heiligenhaus. Zimmerstornierungen, keine Messen, keine Familienfeiern: Die Corona-Krise trifft die Hoteliers in Heiligenhaus hart. Helfen sollen neue Konzepte.
Ausgesprochen hart hat die Corona-Krise auch die Hotels in Heiligenhaus getroffen: So mussten beispielsweise das Waldhotel sowie das Hotel In der Blume massenweise Zimmerstornierungen hinnehmen, der Umsatz in den zurückliegenden Monaten brach komplett ein. Nachdem nun Hotels seit vergangener Woche wieder touristische Buchungen entgegennehmen dürfen, hoffen beide Betriebe auf einen Aufschwung – und bauen dabei auch auf das kommende Jahr. Doch wenn Waldhotel-Direktor Rainer Schulte an das laufende Geschäftsjahr denkt, dann sagt er unumwunden: „Die Situation ist katastrophal.“ Wegen der Corona-Reiseverbote seien seit Mitte März die Geschäftsleute weggeblieben. Zudem seien alle Tagungen und Seminare, wovon sein Betrieb auch lebt, storniert worden. Auch hätten die Veranstalter für die kommenden Monate sämtliche Messen wie die Drupa in Düsseldorf abgesagt, die Buchungen seien „auf nichts“ heruntergefahren worden.
Mai und Juni hätten das Jahr „schön gemacht“
Dabei hätten gerade die Monate Mai und Juni auch wegen der internationalen Messen in der Umgebung „das Jahr schön gemacht“, führt Schulte weiter aus. Nun setzt er seine Hoffnungen darauf, dass die Messen - wie die alle vier Jahre stattfindende Drupa – 2021 nachgeholt werden und dass bald weitere Lockerungen in NRW kommen. Dann könnten Firmen wieder Seminare im Waldhotel ausrichten, sein Betrieb habe selbstverständlich die strengen Hygieneauflagen längst umgesetzt. Daneben wolle das Waldhotel nun das Augenmerk auch auf touristische Buchungen legen, „was wir bisher nicht gemacht haben“, so Schulte. Beispielsweise würden Pakete mit mehreren Übernachtungen und Halbpension angeboten, „daneben weisen wir auf die touristischen Attraktionen in der Umgebung wie den Neanderland-Steig hin“.
Sommerurlaub in Deutschland
Davon erhofft sich Schulte ein gewisses Geschäft, zumal wohl wegen der Corona-Krise einige Deutsche in diesen Sommerferien nicht ins Ausland reisen würden: „Die Nord- und Ostsee-Inseln sind aber wegen der begrenzten Aufnahmekapazitäten schon voll und auch teuer.“ Und immerhin: Zwei touristische Buchungen habe das Waldhotel in den vergangenen Tagen verzeichnet.
Schwarzes Jahr für Traditionshaus
Auch im Hotel In der Blume, das seit 1913 besteht, hofft Direktor Ulrich Berger auf bessere Zeiten, sagt aber auch mit Blick auf die aktuelle Situation: „2020 wird wohl das schwärzeste Jahr in unserer Geschichte werden.“ Dabei habe alles so gut begonnen: „Die Monate Januar und Februar waren schon besser als 2019, es standen dieses Jahr sehr gute Messen auf dem Programm.“ Aber dann überrollte die Corona-Krise auch sein Hotel: „Im März und April wurde unser Umsatz auf Null gefahren“, so Berger weiter.
Auch gab es links, rechts und geradeaus Stornierungen – und das nicht nur, weil Firmen ihre Mitarbeiter derzeit nicht auf Reisen schicken würden und Messen abgesagt worden seien. „Dazu fallen auch in Heiligenhaus Großveranstaltungen wie das Stadtfest oder das Weinfest aus.“
Hoffen auf Rückkehr zur Normalität
Kein Frühstück in der „Blume“
Im Waldhotel hat auch das Restaurant wieder abends ab 18 Uhr geöffnet. Dabei würden alle Sicherheitsauflagen wie Mundschutz für die Mitarbeiter und die Abstandsregeln eingehalten, sagt Hoteldirektor Rainer Schulte.
Auch für das Frühstück in Hotels gelten Regeln wie Einwegverpackungen für diverse Produkte. Das allerdings lehnt der Direktor des Hotels In der Blume, Ulrich Berger, ab. Denn sein Betrieb sei ein „grünes Hotel“, das auf Ökologie setze. „Deswegen bieten wir derzeit kein Frühstück an.“
Doch verzagen will Berger nicht: „Wir werden auch in diesem Jahr wieder Umsatz generieren“, meint er. Und zwar spätestens dann, wenn etwa im Zuge von weiteren Lockerungen wieder Geschäftsleute unterwegs seien. „Wenn dann Normalität einkehrt, werden die Menschen wieder reisen.“ Dann hoffe er bereits auf ein normales Weihnachtsgeschäft und auf einen Schwung im kommenden Jahr. „Wichtig ist aber, dass die Menschen erkennen, dass reisen sicher ist“, führt der Direktor aus. Diese Sicherheit sei in der Hotellerie – und natürlich auch in seinem Haus – schon seit jeher durch gründliche Hygienemaßnahmen gewährleistet.
„Jeder dritte Betrieb wird verschwinden“
Nach Bergers Ansicht werden viele Hotels die Krise aber nicht überstehen. „Wir haben noch ein Polster und können uns bewegen. Doch ich gehe davon aus, dass rund ein Drittel aller Betriebe vom Markt verschwinden werden.“ In diesem Zusammenhang übt Berger schwere Kritik an dem deutschen Dachverband für Hotellerie und Gastronomie: „Von der Dehoga ist überhaupt nichts an Unterstützung gekommen. Nun werden viele fleißige Menschen in unserer Branche arbeitslos.“ Und auch an den Kreis Mettmann richtet der Hoteldirektor deutliche Worte: „Da hätte ich mir eine Image-Kampagne gewünscht, dass die schönen Hotels im Kreis wieder geöffnet sind.“ Und: „Das hätte uns einen Schub geben können.“