Die Heiligenhauser sind glücklich: Kneipen und Restaurants sind nun geöffnet. Dennoch ist alles anders und die Wirte haben auf vieles zu achten.
„Schön, dass man sich endlich wieder in kleinem Kreis treffen darf“, lacht Astrid Rüngeler-Janski entspannt und prostet Doris Nitsch mit dem Weinglas am weit ausgestreckten Arm zu. Die beiden genießen die Lockerungen der Corona-Regeln in der Gastronomie. So wie „früher“ ist es aber längst nicht: „Da hat man sich in die `Kniffte´ hingesetzt und hatte bald zehn bis zwölf Leute um sich. Schön ist es, dass man sich wieder draußen hinsetzten kann, um bei einem Kaffee die Leute zu beobachten.“ „Als ich vor einer Woche aufgemacht hatte, war es noch zu kalt zum draußen sitzen“, stellt „Kniffte“-Wirt Tom Karrenberg fest, der deshalb zwei Strandkörbe aufgestellt hat: „An der Jahnstraße bläst immer der Wind. Und obwohl ich auch Sitzkissen raus gelegt hatte, haben mich die Leute gefragt, ob sie Platz nehmen dürfen. Viele haben nicht mitgekriegt, dass die Gaststätten wieder offen sind.“
Strenge Auflagen für die Gastronomen
Allerdings: Die Auflagen, an die die möglichen Öffnungen derzeit gebunden sind, sind, sind streng, der Arbeitsaufwand für die Gastronomen ist groß. „Registrierung und Dokumentation persönlicher Besucherdaten, laufend muss sich unser Personal die Hände waschen, die Toiletten müssen öfter kontrolliert und es sind weniger Sitzplätze vorhanden“, erklärt Tom Karrenberg, „aber immerhin zeigen 90 Prozent der Gäste Verständnis.“
Gewöhnungsbedürftiger Neustart
Nebenan im „Ratskeller“ bezeichnet Nikolina Ivezic den Neustart als gewöhnungsbedürftig: „Das fängt mit dem Tragen der Maske an und betrifft tausend Kleinigkeiten, so muss alles desinfiziert werden. Der Ansturm ist nicht riesig, die Leute sind noch vorsichtig. Wir sind aber trotzdem froh, wieder geöffnet zu haben.“ Unterstützung kommt von den Gästen: „Jetzt können wir die Wirtschaft ankurbeln. Die Gastronomen haben genug gelitten“, findet Manuel Förster und stößt mit seiner Frau Janin und dem Ehepaar Jessica und Oliver Frede auf ein leckeres Abendessen an.
Nicht mehr so wie es mal war
Ausgehen am Samstagabend in Heiligenhaus ist nicht mehr so wie es war: „Ich kenne meinen Laden nicht wieder“, staunt Sofia Potsi vom „Treff am Rathaus“. „Wir sind eine Kneipe, wo Leute Kontakt miteinander suchen. Da ist Abstand halten schwierig, viel schwieriger als im Supermarkt. Wenn mehr getrunken wird, beachten viele die Regeln nicht, deshalb schließe ich früher als sonst“, so die fürsorgliche Wirtin, die den Thekenbetrieb einstellen musste und deutlich weniger Umsatz hat: „Ich bin zufrieden, auch wenn es nicht so ist, wie es war.“
„Das Gemütliche fehlt“
Manfred Passenheim empfängt die Gäste in passender Maskerade: „Die `Aule Schmet´ ist das Vereinslokal der Heljens-Jecken, da liegt es doch nahe, deren Logo auf dem Mund-Nasenschutz zu haben.“ Der Inhaber der urigen Kneipe in der ehemaligen Schmiede hatte in den vergangenen Wochen wenig zu lachen. „Ich musste wegen der langen Schließung einige Fässer Bier, die im Anstich waren, wegschütten. Wir sind ein beliebtes Lokal für Stammtische, die dürfen sich jetzt aber nicht mehr zusammensetzen.“ Neben dem dadurch halbierten Umsatz hat Kerstin Passenheim noch einen unerfreulichen Nebeneffekt ausgemacht: „Das Gemütliche fehlt.“ Jetzt hoffen die Passenheims auf einen sonnigen Sommer, damit draußen auch wieder gegrillt werden kann.
Schönes Wetter wünscht sich ebenfalls Athanassios Kardakis. In seinem griechischen Restaurant „Hermes“ sieht es anders aus als zuvor: Auf jedem zweiten Tisch ist ein schwarz-gelbes Kreuz aufgeklebt, viele freigegebene Plätze sind nicht besetzt: Für einen Samstag ist ganz wenig zu tun, ich glaube, die Leute haben Angst zu kommen. Ich hoffe, das ändert sich, wenn ich in dieser Woche den Biergarten öffne.“
Aufgeben ist keine Option
Gegenüber im „Thums 1897“ möchte sich Daniel Müller nicht beschweren. „Die Menschen wollen raus, das merkt man ganz extrem.“ Obwohl nur ungefähr die Hälfte des Umsatzes von früher erreicht werden kann, schaut der Junggastronom zuversichtlich in die Zukunft: „Auch wenn das Jahr für die Tonne ist – Aufgeben ist keine Option.“
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