Bis zu dreimal täglich fährt die 18-jährige Amelie durch Heiligenhaus, Velbert und Ratingen und beliefert Kunden mit bestelltem Obst und Gemüse.

Äpfel, Mangos, Paprika, Spargel oder Gurken: Wer derzeit zuhause bleiben möchte oder muss, braucht trotzdem nicht auf frisches Obst und Gemüse zu verzichten - der Obst- und Gemüseladen ten Eicken bietet zu Zeiten von Corona eine kostenfreie Auslieferung an.

Die Bildergeschichten im Schaufenster weisen die Kunden auf den Lieferservice hin, den Miriam ten Eicken anbietet.
Die Bildergeschichten im Schaufenster weisen die Kunden auf den Lieferservice hin, den Miriam ten Eicken anbietet. © Oliver Müller / FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Von Dienstag bis Samstag ist Amelie in derzeit unterwegs, meistens fährt sie gleich mehrere Touren am Tag. Gestartet wird natürlich am Obst- und Gemüsegeschäft ten Eicken an der Hauptstraße, dort belädt die 18-Jährige gemeinsam mit Schwester Lilith und Helfer Paul zunächst den Wagen. Zwei Bananenkisten und fünf volle Stofftaschen sind es bei der aktuellen Tour, alles ordentlich versehen mit einer Rechnung und der Lieferanschrift.

Bis zu drei Touren am Tag

„Pro Tag fahre ich ein- bis dreimal los“,erzählt Amelie, die seit Sommer 2019 ihren Führerschein hat, „nach Ratingen, Velbert und natürlich innerhalb von Heiligenhaus.“ Die erste Station der heutigen dritten Runden ist eine Dame in der Wassermangel. „Sie haben das Ziel erreicht“meldet das Navi, das Amelie immer gern zurate zieht, denn „mein Orientierungssinn ist leider nicht so gut.“ Kofferraum auf, Kiste raus, Kofferraum zu. Die Kundin wartet schon und bittet darum, die Kiste vor die Wohnungstür zu stellen, das Geld wird darauf abgelegt und ein „Danke!“ begleitet die junge Frau wieder zur Haustür hinaus.

Meistens werden Stammkunden beliefert

Auch der Obst- und Gemüseladen ist geöffnet

Auch das Ladenlokal von ten Eicken an der Hauptstraße ist geöffnet, bedient und verkauft wird am offenen Fenster. In der kommenden ersten Osterferienwoche ist das Geschäft von Dienstag bis Samstag jeweils von 8 bis 17.30 Uhr geöffnet.

In der Woche nach Ostern von 8 bis 13 Uhr. Eine Lieferung ist möglich und kostenlos, Spritgeldspenden sind aber willkommen. Erreichbar ist der Laden unter 02056/1619994 oder 01577/1919778.

„Die Leute, die wir beliefern, sind fast alle Stammkunden“, erzählt die Abiturientin, „viele Senioren sind dabei, aber auch Familien mit kleinen Kindern oder solche, die zur Risikogruppe gehören.“ Und eine Station weiter - auf dem Zettel steht „Bitte rufen Sie kurz auf dem Handy an, wir sind im Garten“ - kommen genau die erwähnten Kinder angestürmt, um die gelieferten Waren in Empfang zu nehmen. „Das sind kleine Fressraupen“ erzählt die Mutter lächelnd, einen Säugling im Maxi Cosi am Arm. Die Kleine, gerade einen Monat alt, ist auch der Grund der Lieferung. „Mit drei Kindern gehe ich im Moment nirgendwohin“, erklärt die junge Mutter. Die Erdbeeren, Bananen und alles andere kommen deswegen zu ihr: „Super, dass es den Service gibt. Für fünf bis sieben Tage reicht der Vorrat jetzt hoffentlich.“

Für ein Schwätzchen von weitem muss Zeit sein

Miriam ten Eicken ist auch Teil des Hilfe-Netzwerks Heiligenhaus. Darin engagieren sich viele Heiligenhauser Bürger, unter anderem auch Raj Kesavan (rechts).
Miriam ten Eicken ist auch Teil des Hilfe-Netzwerks Heiligenhaus. Darin engagieren sich viele Heiligenhauser Bürger, unter anderem auch Raj Kesavan (rechts). © Oliver Müller

Bei der nächsten Station gibt es eine leere Bananenkiste im Tausch gegen die volle Tüte, bei der übernächsten ein Schwätzchen von weitem an der Haustür. „Mein Mann und ich sind von Beginn an Kunden bei ten Eicken gewesen, da wollen wir auch nicht verzichten, wenn wir jetzt altersbedingt nicht einkaufen gehen“, erklärt die Seniorin schmunzelnd. „Scharfe Mütze!“, lobt sie dann noch Amelie - und weiter geht es. Im Auto läuft Musik, die Sonne scheint - die Zeit vergeht schnell. Rund eine Stunde ist um, nachdem auch noch die beiden letzten Kunden Möhren und Kartoffeln erhalten haben.„Wir leben wie Gott in Frankreich“, hat eine ältere Dame gesagt, mit einem Blick auf den Himmel und einem weiteren auf das frischgelieferte Essen. Ein schöneres Kompliment kann es für den Bringservice wohl kaum geben. Und neue Aufträge werden auch nicht knapp: „Wie, meine Frau hat nur so wenig bestellt?“ - eine Frage wie diese lässt auf jeden Fall Raum für mehr Zucchini, Trauben, Blumenkohl und Birnen.

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