Heiligenhaus. Wegen des Coronavirus hat sich der Zeitplan für die Abi-Prüfungen verschoben. Nicht nur das verursacht Stress, wie ein Zwölftklässler schildert.
Eigentlich sollten schon bald die diesjährigen Abiturprüfungen losgehen. Doch am Freitag teilte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) mit, dass sich nun der Prüfungsbeginn wegen des Coronavirus um drei Wochen auf den 12. Mai verschiebt. Doch wie bereitet sich ein Abiturient aus dem Jahrgang 2020 jetzt auf sein Abitur vor – und wie gehen Schüler mit der Situation um? Das schildert Frederik Brack für die WAZ.
Vier Stunden lernen pro Tag
So berichtet er: „Ich bin Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums, gehe in die zwölfte Klasse und sollte somit diesen Sommer mein Abitur erhalten. Doch mit den Auswirkungen des Coronavirus hat sich der Alltag für mich und meine Mitschüler deutlich verändert.
Ich gehe nun seit ungefähr zwei Wochen nicht mehr zur Schule und mein, bis jetzt letzter Schultag endete sehr abrupt und mit sehr viel Unwohlsein sowie der Ungewissheit, wie nun alles weiter gehen soll. Ich habe aber schnell damit begonnen, mir einen gewissen Tagesplan aufzubauen, da ich das für sehr wichtig halte.
Um acht Uhr klingelt der Wecker
Angefangen habe ich damit, meinen Wecker für acht Uhr zu stellen. Da war ich motiviert durch meinen Vater, der Homeoffice betreibt und mich sonst aus dem Bett scheuchen würde. Weiter geht es mit einer ganz normalen Morgenroutine: duschen, frühstücken, Zähne putzen, Nachrichten ansehen und vielleicht noch eine Folge einer Serie schauen.
Danach fange ich mit dem Lernen an: in der von meinem Vater so genannten „Lern- und Arbeitsgemeinschaft Brack“: Diese besteht aus meinem Vater, meinem jüngerem Bruder und mir. In der Lern- und Arbeitsgemeinschaft verbringe ich ungefähr vier Stunden täglich mit der Vorbereitung meiner vier Abiturfächer. Diese sind Englisch, Sozialwissenschaften (SoWi), Deutsch und Mathe, wobei es für SoWi mit Abstand am meisten Stoff zum Lernen gibt. Den meisten Inhalt erhalte ich digital per E-Mail auf den Computer, was Bücher und Arbeitsblätter fast überflüssig macht. Momentan bin ich noch dabei, alle abiturrelevanten Themen auf Lernblättern zusammenzufassen. Wenn ich damit fertig bin, werde ich den Stoff auswendig lernen.
Straffes Fitnessprogramm als Ausgleich
Da ich sonst als Handballspieler in meiner Freizeit viele Stunden in Sport investiere, ist es mir sehr wichtig, in der momentanen Lage auch genug körperlichen Ausgleich zu finden. Deshalb habe ich mir zusammen mit meinem Cousin Moritz, der praktischerweise nebenan wohnt, einen „Freelatics“-Trainingsplan erstellt. Das sind Übungen mit dem eigenem Körpergewicht wie Liegestütze und Sit-Ups, die wir in drei Sätzen wiederholen. Damit haben wir schon andere Familienmitglieder animiert mitzumachen – wie beispielsweise meinen jüngeren Bruder und meine Tante.
Zusätzlich gehe ich noch Joggen, um meine Ausdauer beizubehalten. Ansonsten spiele ich noch Computer und telefoniere viel mit meiner Freundin und Freunden, weil mein Alltag mit keinerlei sozialen Kontakten sehr ermüdend wäre.
Unsicherheit über die aktuelle Lage
Die aktuelle Lage und die vorliegenden Informationen zu dem Abitur des 2020er Jahrgangs halte ich persönlich noch für sehr vage, da ich nicht davon ausgehe, dass die Lage bis zu dem 12. Mai schon so viel besser sein wird. Demnach ist es für mich und auch für alle anderen diesjährigen Abiturienten eine sehr ungewisse und kraftraubende Zeit.
Uns ist auch viel verloren gegangen: Drei Wochen intensiver, vorbereitender Unterricht mit den Lehrern, unsere Mottowoche, in der alle Zwölftklässler verkleidet zur Schule gekommen wären – und natürlich fehlt bis jetzt auch ein vernünftiger Abschied von den Lehrern, der Schule und von den Klassenkameraden. Es ist auch nach wie vor noch nicht sicher, ob es überhaupt möglich ist, einen Abiball und eine Zeugnisvergabe wie im Stil der vergangenen Jahre zu organisieren.
Vorfreude auf die Zeit nach Corona
Trotz dessen blicke ich positiv in die Zukunft und hoffe, dass sich alles zu unserem Besten entwickelt. Die Schule steht jedenfalls hinter uns und gibt, was sie kann, damit alles glatt über die Bühne geht. Ich freue mich auch schon darauf, wieder mit meinen Freunden Sachen im Sommer zu unternehmen – wenn wir das Virus endlich los sind.“