Heiligenhaus. Mit einem tollen Programm rissen die „Heljens Jecken“ das Narrenvolk von den Sitzen. Und alle staunten über eine akrobatische Show aus Köln.

In diesem Winter will es offenbar nicht schneien, dennoch zogen in die Aula des Gymnasiums erste Schneeflöcken ein. „Wir sind die Frauen einer ganzen Familie“, sagte Edeltraut Scholze, die mit ihren Töchtern und deren Schwiegermüttern zum ersten Mal die dritte Karnevalssitzung der Heljens-Jecken besuchte. „Jetzt erwarten wir das große Programm“. Das kam etwas holprig in die Gänge: Während den Sitzungspräsidenten bei den etablierten Karnevalsvereinen in den Nachbarstädten der Blutdruck in die Höhe schnellt, wenn es nicht nach Plan läuft, nahm es „Shorty“ ganz locker: Eine Band spielte Karnevalslieder, das Feiervolk beschäftigte sich mit sich selber und hatte Spaß dabei.

Tanzeinlage mit Rollatoren

Karnevel ist toll: Auch diese Damen hatten einen riesigen Spaß mit den Heljens-Jecken.
Karnevel ist toll: Auch diese Damen hatten einen riesigen Spaß mit den Heljens-Jecken. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Aktiven des noch jungen Heiligenhauser Karnevalsvereins wagten sich im Vorprogramm als „Heljenskopter“ auf die Bühne und zeigten eine Tanzeinlage mit Rollatoren. „Die Idee kam erst vor drei Monaten und wurde schon umgesetzt“, freute sich Hans Werner Bazzanella. Der Velberter Ex-Stadtprinz, dessen Gesellschaft „Boum haul Pool“ sich fast ganz vom närrischen Geschäft verabschiedet, macht es Freude, die Heiligenhauser mit seiner Erfahrung im erweiterten Vorstand zu unterstützen. Die Rheinfanfaren aus Düsseldorf brachten mit ihren schwungvollen Auftritt so richtig Stimmung in die Bude: Das riss die Narren von den Stühlen, alle wurden zu „kölschen Jungs“ und bei „1000 mal berührt“ waren alle elektrisiert. Zwischendurch gab es ruhigere Stücke zum Verschnaufen im gemütlichen Schunkelmodus.

Applaus für akrobatische Spitzenleistung

Bei dem Programm hielt es niemanden auf den Sitzen. In der Aula herrschte bis tief in die Nacht eine super Stimmung.
Bei dem Programm hielt es niemanden auf den Sitzen. In der Aula herrschte bis tief in die Nacht eine super Stimmung. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Manni, den Rocker“ hätten sich die Heljens-Jecken als Büttenredner allerdings sparen können: Der Düsseldorfer langweilte mit seinen abgestandenen Witzen rund um das Geschehen in seiner Stammkneipe und über das Verhältnis von Frau und Mann. In den höflichen Applaus hatten sich etliche Pfiffe gemischt. Wie Karneval so richtig geht, zeigte dagegen das „Rheinische Tanzcorps Echte Fründe“ aus Köln-Flittard: Die kräftigen Tanzoffiziere warfen ihre Mädchen fast bis an die Bühnendecke. Dort angekommen, öffneten sie ihre Beine zum Spagat. Der Elferrat bestaunte die akrobatischen Spitzenleistung mit offenen Mündern. Der Auftritt des Ratinger Prinzenpaar hatte einen besonderen Grund: Bernd I (Conrad) wohnt in Heiligenhaus, aber als gebürtiger Dumeklemmer wollte der bisherige Adjutant der Prinzengarde Rot-Weiss einmal Prinz in seiner Heimatstadt Ratingen sein. „Es ist eine große Ehre, hier sein zu dürfen. Ihr habt eine tolle Stimmung hier.“ Zusammen mit Prinzessin Claudia II (Clemens, geboren Beeck) sang er sein Prinzenlied, danach verteilte das Paar seine Prinzenorden an die Heiligenhauser Oberjecken und lobte deren Engagement.

Polonaise durch den ganzen Saal

Am 19. Februar ist Narrenwecken

Die nächste Veranstaltung der Heljens-Jecken ist das Narrenwecken am 19. Februar von 10 bis 20 Uhr auf dem Rathausplatz.

Das ist die Einstimmung auf die tollen Tage. Und am 20. Februar wird das Rathaus gestürmt.

Gegen Ende kam nicht mehr viel Programm: Heljens wollte einfach feiern, die Gruppen „Rhienstädter“ und „Hahnenschrei“ unterstützen das. Schließlich hatte einer die Idee, eine Polonaise auf die Beine zu stellen, und schon ging sie los durch den ganzen Saal, Foyer und Bühne. „Von Anfang an war eine Bombenstimmung“, fand Melitta Cousin-Bronowski, die lobte, dass sich keiner daneben benommen hatte. „Einfach schön, eine geile Geschichte, genau wie das Stadtfest oder Weinfest.“ Dem konnte Julia Wulf nur beistimmen: „Da muss man vor den Heiligenhausern den Hut ziehen.“ Zwischen den ausgelassen Narren wandelte seine Heiligkeit. „Ich bin der Papst, das steht mir“, so Thomas Block, und verteilte die Absolution.