Heiligenhaus. Annalena Gilbert liebt den Fahrsport, bei dem ein Pferd eine Kutsche zieht. Die zwölfjährige Schülerin hat dabei auch ganz ehrgeizige Pläne.
Buchstäblich Bock auf ein eher ungewöhnliches Hobby hat die zwölfjährige Annalena Gilbert. Denn in ihrer Freizeit nimmt sie am allerliebsten Platz auf dem Kutschbock. So widmet sich die junge Heiligenhauserin seit rund einem Jahr erfolgreich dem sogenannten Fahrsport – was eben das Fahren einer Pferdekutsche ist. Nun hat sie sich auch hohe Ziele gesetzt.
Dabei wurde Annalena die Liebe zu ihrem Zeitvertreib quasi in die Wiege gelegt: Ihr Vater Thomas Gilbert betreibt schon lange den Fahrsport. Vor rund viereinhalb Jahren zog die Familie aus Oberhausen auf einen Hof in Heiligenhaus, wo auch eine große Weide zum Üben bereit steht. Dort trainiert die Zwölfjährige regelmäßig mit ihrem 16 Jahre alten Haflinger Moritz. „Ich liebe es auch, draußen mit meinem Pferd und der Kutsche zu sein“, sagt die Gesamtschülerin.
Schon 2021 will Annalena an deutschen Jugendmeisterschaften teilnehmen
Doch nicht nur die frische Luft gefällt Annalena: Mit Hingabe feilt sie auch an Technik und Geschicklichkeit, um mit ihrem Pferd Hindernisse zu umkurven. Dabei spielt auch die Zeit eine Rolle: „Wenn ich mit der Zunge schnalze, wird Moritz schneller“, erklärt sie. Und auf Kommando zieht der Haflinger auch das Tempo an, um danach geschmeidig an den Pylonen vorbeizuziehen, die als Hindernisse aufgestellt sind. Ein kurzes Ziehen an den Zügeln bremst Moritz dann wieder.
Doch nur Üben reicht dem ehrgeizigen Mädchen nicht. „Annalena hat im vergangenen Jahr schon das Fahrzeichen der Klasse FA 4 und FA 5 gemacht. Damit kann sie nun auch an der rheinischen Meisterschaft teilnehmen“, erläutert Mutter Melanie Gilbert. Ihre Tochter sei auch eine der jüngsten Fahrsportlerinnen im gesamten Rheinland – und sie will noch höher hinaus, denn nun steht die erste Turniersaison an. „Im übernächsten Jahr möchte ich an den deutschen Jugendmeisterschaften teilnehmen“, berichtet Annalena.
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Ross und Reiter müssen Pylone umkurven
Dort stehen dann Prüfungen in verschiedenen Teildisziplinen an: Zunächst gibt es eine Dressur, daneben müssen Ross und Reiter(-in) beim sogenannte Kegelfahren die schon beschriebenen Pylone umfahren. Abgerundet wird das Ganze mit dem „Marathon“, bei dem eine Wegstrecke mit vier bis sechs größeren Hindernissen wie Wasser oder Brücken zurückgelegt werden muss.
Das alles erfordert viel Ausdauer und Fleiß. „Dafür trainiert Annalena sowohl mit mir als auch mit dem Fahrsportler Franziskus Hellegers vom Klaesenhof in Straelen, der selbst unter der niederländischen Flagge bis zur höchsten Klasse erfolgreich ist“, führt Vater Thomas Gilbert aus.
Kein ganz billiger Sport
Der Fahrsport ist kein ganz billiger Sport. „Man braucht natürlich zunächst ein Pferd und auch eine Kutsche“, erläutert Melanie Gilbert, die Mutter von Annalena.
Ein Einstiegsmodell bei der Kutsche schlage mit rund 2000 Euro zu Buche. „Für ein turniertaugliches Marathon-Modell werden 5000 Euro und für einen Dressurwagen 5000 bis 6000 Euro fällig.“
Für Training und Turniere gibt es auch mal schulfrei
Zu diesem Zweck zieht die Familie auch häufiger donnerstags zum Training – oder auch zu Turnieren – los. Zum Glück haben die Lehrer an der Gesamtschule auch Verständnis für Annalenas Leidenschaft. „Sie geben mir dann freitags frei“, sagt die Zwölfjährige mit einem Schmunzeln. Allerdings sind auch ihre Noten gut genug, um dieses Entgegenkommen zu rechtfertigen.
Apropos Schule: Wie sagen denn die Klassenkameraden zu diesem Zeitvertreib? „Die finden das cool, was ich mache“, antwortet sie. Und wer weiß: Vielleicht dient Annalena Gilbert auch als Inspiration für viele Nachahmer – und Heiligenhaus wird zu einer Hochburg im Fahrsport..
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