Heiligenhaus. Stadtförster Johannsen referierte über den Klimawandel und die Auswirkungen auf den Heiligenhauser Wald. Zudem stellte er sein neues Vorhaben vor.
Zum Zwecke der Erholung darf der Heiligenhauser Wald, so wie auch jeder andere, jederzeit betreten werden – was Ruhesuchende dort vorfinden und wie es um die Bäume steht, darum ging es jetzt beim Informationsabend der Heiligenhauser SPD im Club. Zum Thema „Lasst uns den Wald retten“ informierte Stadtförster Hannes Johannsen über die Geschichte des Waldes, die aktuelle Situation vor Ort und über die Stadtgrenzen hinaus. Außerdem soll ein ganz neuer Wald entstehen, an dem sich alle Heiligenhauser beteiligen können.
Dass momentan überall in Deutschland die Fichten sterben, weil sie in den vergangenen zwei Sommern viel zu wenig Wasser bekamen und aufgrund dieser Stress-Situation auch anfälliger für Krankheiten oder den Befall durch Borkenkäfer wurden, hat sich herumgesprochen. Warum es überhaupt so viele Fichten in Deutschland gibt, wissen wohl weniger Menschen. „Vor 2000 Jahren war Deutschland ein riesiger Wald, der am häufigsten vorkommende Baum, also die eigentliche natürliche Baumart, war mit Abstand die Buche“, erklärte Johannsen. Das änderte sich im Laufe der Jahrhunderte, Holz wurde als Wärme- und Energielieferant sowie als Bausubstanz genutzt und teils in großen Mengen gerodet. Nach den Weltkriegen wurden dann bei der Aufforstung vor allem Fichten gepflanzt, „weil die“, so Johannsen, „alles mitmachen – außer eben Wassermangel“. Im Ruhrgebiet erfüllten sie sogar noch einen zweiten Zweck: Auf Bergbaustollen gepflanzt, warnten sie durch ihr Knacken rechtzeitig vor einem Einsturz.
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Übermäßig viele Bäume gefällt
„In Heiligenhaus gibt es nicht viele Fichten. Aber die, die wir fällen mussten, kriegen wir nicht verkauft“, so Johannsen. Der Markt sei übersättigt, auch wenn das Holz trotz des Borkenkäferbefalls nicht weniger wert sei – es wolle nur einfach niemand mehr haben. Gefällt werden mussten seit Jahresbeginn aber auch geschädigte Birken, Buchen, Wildkirschen und Eschen, „das sind dann so viele ungeplant gefällte Bäume, wie wir sonst geplant in einem Jahr fällen.“ Der Wald wird einzelstammweise angesehen um einen möglicherweise gar nicht nötigen Kahlschlag zu verhindern. Nachgepflanzt werden Bäume, die resistenter gegen längere Trockenphasen sind – Douglasie, Küstentanne, Roteiche, Feldahorn und Esskastanie zum Beispiel. „Die Fichten und anderen Bäume, die dann noch stehen, dienen auch als Schutz für die Setzlinge.“
Nur 12 Prozent des Stadtgebietes sind Wald
28 Prozent von Nordrhein-Westfalen sind bewaldet, in Heiligenhaus dagegen sind nur rund 12 Prozent des Stadtgebietes Wald.
Neuangepflanzte Bäumchen seien ein Leckerbissen für Rehe, daher müsse man sie in den nächsten Jahren vermehrt erlegen.
Ein großes Anliegen ist Hannes Johannsen aktuell das Vorhaben, einen Bürgerwald für den Klimaschutz in Heiligenhaus zu verwirklichen: „Eine Neuaufforstung, auf jeden Fall mehr als einen Hektar groß, die komplett ein Projekt der Heiligenhauser Bürger wird.“ Ein ganz neuer Wald also, für den jeder spenden, an ihm mitpflanzen und sich kümmern kann. „Das wäre doch ein guter, gemeinsamer Schritt in Richtung Klimaschutz, bei dem jeder ein sichtbares Zeichen setzen und sich engagieren kann.“ Irgendwo im Bereich Abtsküche möchte er einen guten Platz finden, denn der Bürgerwald solle natürlich auch gut erreichbar sein und dort liegen, wo es schon Erholungsmöglichkeiten gebe.