Heiligenhaus. Anwohner berichten erneut über zu schnelle Autofahrer am Südring. Die Politik diskutiert über geplante Umstellung auf Gegenverkehr.
Über den Verkehr auf dem Südring wird schon lange intensiv diskutiert. Viele Autofahrer sind auf der zweispurigen Straße zu schnell. Nun haben sich erneut Anwohner zu Wort gemeldet. Sie bemängeln, dass seit der Öffnung des ersten A44-Abschnitts zwar weniger Verkehr auf dem Südring herrsche, sich viele Autofahrer aber dadurch umso mehr zum Rasen animiert fühlten. Was die geplante – und von vielen Anwohnern kritisch bewertete – Einrichtung eines Gegenverkehrs auf dem Südring angeht und wie die Finanzierung aussehen würde, darüber diskutiert nun erneut die Politik.
So fordert die SPD in einem Antrag für den nächsten Verkehrsausschuss, dass man angesichts der erneuten Anwohner-Beschwerden über zu schnelles Fahren eine Umstellung auf Gegenverkehr auf dem Südring möglichst früh anstreben sollte. „Der Verkehr in Richtung Velbert ist durch die A44 jetzt schon entlastet, auch ohne Lückenschluss“, so der Ortsvereinsvorsitzende Ingmar Janssen. Die geplante Lösung mit Gegenverkehr könne nach Ansicht seiner Fraktion dem verkehrsgefährdenden Verhalten einiger Autofahrer entgegenwirken. Allerdings, so betont Janssen, wolle man zunächst das Ergebnis des Verkehrsgutachtens zum Thema Gegenverkehr auf dem Südring abwarten, das für Herbst vorliegen soll. „Die Politik muss objektiv anhand von Fakten diskutieren und entscheiden können.“
Große Widerstände der Bürger
Bei vielen Bürgern gebe es großen Widerstand gegen die Pläne, weiß Janssen, beispielsweise, was das Linksabbiegen, Lärm und Abgase an Ampeln oder Rückstaus durch Parkmanöver betrifft. Andere Anwohner wiederum warnen vor Schnellschüssen. Gerast werde auf dem Südring schon seit jeher, nicht erst seit der Autobahneröffnung. Ein Gegenverkehr verhindere das nicht, sondern sorge nur für mehr Verkehr, Staus und Lärm an Ampeln. Sollte sich ein Gegenverkehr durch die Machbarkeitsstudie als vorteilhaft erweisen, müsse man im Sinne der Verkehrssicherheit zügig handeln, sagt dagegen die SPD. „Dabei müssen wir aber, anders als an der Hauptstraße, die Bürger mitnehmen und ihre Argumente hören.“
Unklar wäre, wer im Fall der Fälle die bauliche Umstellung des Südrings auf Gegenverkehr bezahlen müsste. Das hängt davon ab, ob die derzeitige Bundesstraße zu einer Landes-, Kreis- oder Stadtstraße umgewidmet werden wird. An dieser Entscheidung sind unter anderem die Bezirksregierung und das Land NRW beteiligt.
Zunächst will die Heiligenhauser CDU aber das Verkehrsgutachten abwarten. Sollte dieses einen Gegenverkehr empfehlen, stehe die Frage der Finanzierung im Raum, so Stefan Propach, Sprecher der CDU-Ratsfraktion. „Durch die baulichen Veränderungen an der Straße wären die Kosten hoch. Wir gehen von einer Abstufung des Südrings zur Kreisstraße aus und wünschen uns, dass sich der Kreis Mettmann finanziell beteiligt.“
Es soll mehr geblitzt werden
Die CDU betont für den Fall eines Umbaus des Südrings aber auch, dass ein Dialog mit den Bürgern wichtig sei. Zunächst könne man durch verstärkte Tempokontrollen von Polizei oder Kreis versuchen, das zu schnelle Fahren in den Griff zu bekommen.
Dringenden Handlungsbedarf sieht auch Jürgen Kaufmann von der Straßenverkehrsbehörde nicht. „Wir haben keine Beschwerden über Raser erhalten.“ Man wolle aber Messungen durchführen, ohne jedoch selbst Verstöße ahnden zu können. Aber auch Kreis und Polizei wolle man wegen häufigerer Blitzer-Einsätze ansprechen.
Verkehrsausschuss tagt am Dienstag
Die Kreispolizeibehörde sieht am Südring explizit keinen Unfallschwerpunkt, wie eine Nachfrage ergab.
Der Verkehrsausschuss der Stadt Heiligenhaus tagt am kommenden Dienstag, 18. Juni, ab 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses. Das Thema Südring wird gleich zu Beginn diskutiert. Die Sitzung ist für Jedermann öffentlich.
Was die Gegenläufigkeit angeht, überwiegen für Kaufmann – nach jetzigem Stand – die Vorteile. „Die lange Umwege für die Anwohner durch die Einbahnstraßenregelung entfallen und der Verkehr entzerrt sich.“ Damit stünden auf Westfalenstraße und Südring jeweils eine Fahrspur in Richtung Westen und eine nach Osten zur Verfügung.
Umbau kostet wohl einen sechsstelligen Betrag
Vom Gutachten erhofft sich die Stadt nicht nur Erkenntnisse über den Südring, sondern auch darüber, wie eine Gegenläufigkeit sich auf Zu- und Abfahrtsstraßen auswirken würde. In jedem Fall wäre ein Umbau nicht günstig. Durch Veränderungen an Ampeln und Kreuzungen werde wohl ein sechsstelliger Betrag fällig. „Den wird wohl die Stadt zahlen müssen. Das war in anderen ähnlichen Fällen mit ,Sonderwünschen’ auch so“, fürchtet Kaufmann.