Heiligenhaus. . In den 1980er Jahren war Helen Schneider ein Star. Mit neuen Songs kommt die Sängerin nach Heiligenhaus. Wir sprachen mit ihr über ihren Wandel.
Die roten Lippen, die stechen noch immer hervor: Die US-amerikanische Musikerin Helen Schneider sorgte in den 1980er Jahren mit legendären Auftritten mit Rockstars wie Udo Lindenberg für Furore und landete mit Songs wie „Rock’n Roll Gypsy“ in den Charts. Sängerin des Jahres 1982 ist sie gewesen, hat 1981 den bronzenen Bravo-Otto gewonnen. Nun, viele Jahrzehnte später, ist Schneider natürlich gereift. Zwei neue Alben sind bereits erschienen, ein drittes soll die Trilogie perfekt machen. Am 20. März wird Helen Schneider im Heiligenhauser Club auftreten. WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt sprach zuvor mit ihr über ihren neuen Musikstil und was die Sängerin sonst so macht.
Frau Schneider, Sie sprechen fließend deutsch. Wie kommt das?
Ich lebe schon seit vielen Jahrzehnten in Deutschland, geboren und aufgewachsen bin ich in New York. Die deutsche Sprache ist nicht einfach, ich fühle mich immer noch nicht ganz sicher. Aber hier, in Hamburg, wo ich seit kurzem lebe, versuche ich so viel es geht deutsch zu sprechen. Davor habe ich lange in Berlin gelebt.
Als Rocksängerin haben Sie in den 1980er Jahren viele Erfolge gefeiert. Wo hat Sie Ihr Weg in den letzten Jahrzehnten hingeführt?
Ich singe natürlich immer noch, habe aber auch in vielen Musicals mitgewirkt und bin als Schauspielerin im Fernsehen und Theater aktiv. Seit kurzem bin ich auch als Dozentin an der Stage School in Hamburg tätig, mit den jungen Menschen zu arbeiten, macht mir sehr viel Spaß.
Nun kommen Sie nach Heiligenhaus – im Vergleich zu anderen Städten, wo Sie auftreten, sicherlich nicht alltäglich, in eine Kleinstadt zu kommen?
Nein, das ist für mich wie jede Vorstellung. Ich spiele öfters und gerne in kleinen Clubs, aber ob ein großes oder ein kleines Konzert, alles egal – das hat alles Vor- und Nachteile.
Sie haben nun zwei neuen Alben veröffentlicht. Wie kam es dazu?
Es wird am Ende sogar eine Trilogie. Ich habe eine schwere Zeit hinter mir, als ich meinen Partner, George Nassar, verloren habe. Mit ihm habe ich über 40 Jahre zusammengelebt, das war ein schwerer Verlust für mich. Ein Jahr habe ich mich gefragt, warum, und wusste nicht, wie es weitergehen soll. Da habe ich angefangen, zu versuchen, Texte zu schreiben, um meinen Verlust zu verarbeiten.
Wie teilt sich Ihre Trilogie denn auf?
Das erste Album, Collective Memory (Erinnerungs-Sammlung), ist mein Verarbeitungsalbum. Es ist schwer, vorwärts zu schauen, ohne nach hinten zu blicken. Das war mir vorher nie passiert, ist aber ein Universalthema. Denn jeder hat Verluste erlitten. Beim zweiten Album, Movin’on (Weitermachen), geht es darum, dass die Zeit der größte Heiler ist. Das ist wahr. Irgendwann hatte ich das Gefühl: ‘Helen, es ist Zeit, weiterzugehen.’ Doch wie? Es ist eine Umarmung an mich, wo und wer ich bin, jetzt heißt es einfach, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Das war eine riesige Befreiung, zu sagen: Here and now, jetzt und hier bin ich, und ich bin nicht alleine.
Wo sehen Sie sich jetzt?
Ich bin jetzt 66 Jahre alt, spreche nicht von grauen, sondern silbernen Haaren. Aber nicht nur ich, sondern auch meine Zuhörer sind ja älter geworden. Und Musik ist ja auch eine Art von Therapie. Ich habe mich in den Jahrzehnten weiterentwickelt, jeder entwickelt sich, habe andere Musikschienen getestet. Ich bin manchmal verwundert, wenn Menschen sagen: ‘Wieso hast du dich verändert?’ Ich fände es eher komisch, wenn man das nicht täte.
Was erwartet die Zuhörer am 20. März dann im Club? Rockmusik ist es ja nicht mehr, man hört in den Alben eher sanfte, ruhige, jazzige Töne und Texte, die eine starke Frau repräsentieren. Würden Sie das so bestätigen?
Das freut mich, dass Sie das so sagen, danke, und ja, ich denke, so kann man es sehr gut wiedergeben. Leben ist ein Veränderungsprozess und ich bin neugierig. Meine Kunst hat immer mein Leben reflektiert. Und soviel ich gebe, habe ich auch immer zurückbekommen. Ich freue mich auf einen schönen Abend in Heiligenhaus.
>>> SCHNEIDER KOMMT AM 20. MÄRZ
- Das Konzert von Helen Schneider findet statt am Mittwoch, 20. März, im Club (Hülsbecker Straße 16). Karten gibt es für 28 Euro (VVK) bzw. 31 Euro (Abendkasse). Mit ihr auf der Bühne stehen werden Gitarrist Jo Ambros und Linda Uruburu.
- Eine Woche später, am 27. März, wird der Australier Jamie Faulkner im Club auftreten. Rocking Roots & Rhythm heißt sein Programm. Er spielt rockig-poppige eigene Songs. Karten gibt es für 16 Euro (VVK) oder 19 Euro (Abendkasse).