Heiligenhaus. . Ein Arbeitskreis soll prüfen, an wie viele weitere jüdische NS-Opfer mit einem Gedenkstein erinnert werden könnte. Die Liste umfasst 20 Namen.

Schon seit einiger Zeit gibt es Überlegungen, in Heiligenhaus mehr als die bislang existierenden fünf Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des NS-Regimes zu verlegen. Nun hat der Ausschuss für Kultur und Städtepartnerschaften bei seiner vergangenen Sitzung die Rahmenbedingungen dafür erläutert. Doch das Thema ist kompliziert.

So führte die Leiterin des Kulturbüros, Almuth Schildmann-Brack, aus, dass sich hierzu ein Arbeitskreis – unter anderem mit Ruth Ortlinghaus als sachkundige Bürgerin und Stadtarchivar Hartmut Nolte – gebildet und sich im Februar erstmalig getroffen habe. „Dabei gab es drei priorisierte Themen: Erstens, ob und wo weitere Stolpersteine verlegt werden könnten. Zweitens, wie der jüdische Friedhof als Gedenkstätte saniert werden kann. Und drittens, wo eine zentrale Gedenktafel für alle Opfer des Nationalsozialismus’ in der Stadt aufgestellt werden könnte.“

Bislang sind fünf Stolpersteine in Heiligenhaus verlegt

Wie Schildmann-Brack weiter berichtete, gebe es eine Liste mit weiteren 20 Namen von ermordeten Juden aus Heiligenhaus – bislang wird vier Juden mit Stolpersteinen gedacht (der fünfte Erinnerungsstein in der Stadt ist einem politischen Oppositionellen gewidmet). Nun müssten alle Namen genau überprüft werden, denn „einige von ihnen sind wohl nicht direkt von Heiligenhaus aus deportiert worden, deswegen gibt es für sie vielleicht anderswo bereits Stolpersteine“. Und: Ein Stein koste 120 Euro, für 20 würden also Kosten von rund 2500 Euro fällig.

Beim jüdischen Friedhof an der Stadtgrenze zu Kettwig erklärte die Kulturamtschefin, dass dieser seit geraumer Zeit geschlossen sei und saniert werden müsse. Es gelte nun zu prüfen, inwieweit er der Öffentlichkeit – auch für Führungen – wieder zugänglich gemacht werden könnte. Bis zu seiner nächsten Sitzung soll der Arbeitskreis dazu mehr Informationen eingeholt haben.

Im Jahr 2017 verlegte der Künstler Gunter Demnig auf dem Rathausvorplatz den fünften Stolperstein in Heiligenhaus, der des politischen Oppositionellen Franz Frerich gedenkt.
Im Jahr 2017 verlegte der Künstler Gunter Demnig auf dem Rathausvorplatz den fünften Stolperstein in Heiligenhaus, der des politischen Oppositionellen Franz Frerich gedenkt. © Heinz-Werner Rieck

Zentrale Gedenktafel wirft Probleme auf

Komplizierter werde es jedoch bei der Frage, wie sich eine zentrale Gedenktafel für alle NS-Opfer gestalten könne. „Das Problem ist dabei, dass wir zwar eine Namensliste von jüdischen Opfern haben“, schilderte Almuth Schildmann-Brack weiter. Doch von den Nazis seien auch andere Gruppen wie Oppositionelle, Gewerkschafter oder Homosexuelle ermordet worden. Nun an all deren Namen heranzukommen, sei ausgesprochen schwer. Daher sei die Frage, ob die Tafel namenlos, aber „an die Örtlichkeit Heiligenhaus“ orientiert sein solle. Nils Jasper (WAHL) regte in dem Zusammenhang an, dann einen Text hinzuzufügen, wonach man eine freiheitliche Gesellschaft nur dann bekomme, wenn alle daran arbeiten würden.

Probleme beim Schüleraustausch mit England

Daneben stand noch eine Übersicht der städtepartnerschaftlichen Begegnungen in der Sitzung. Veronika Kautz vom Kulturbüro betonte dabei, dass die Stadt bestrebt sei, die Kontakte zu den Partnerstädten Basildon, Mansfield, Meaux und Zwönitz „auf breitere Beine zu stellen“. Dabei bestünden auch schon viele Kontakte – auch unter Schülern. Einige Kontakte zu den Partnerstädten bestehen auch unter Schülern – wie hier beim Besuch von Austauschschülern aus dem englischen Basildon in der Heiligenhauser Gesamtschule im Jahr 2018 zu sehen. Alexandra Roth right

Allerdings gibt es beim Austausch gerade mit England Probleme, schilderte Thomas Langmesser, Leiter des Geschäftsbereiches Soziales, Jugend und Kultur der Stadt. „Es herrschen bei den Engländern Vorbehalte, die Kinder bei Gastfamilien unterzubringen.“ Das erschwere die Suche nach einer Unterkunft. Schüleraustausche sind aber nicht die einzigen städtepartnerschaftlichen Begegnungen – vieles spiele sich auch auf der privaten Ebene ab, sagten einige Ausschussmitglieder. Nun möchte die Stadt, so Kulturbüroleiterin Almuth Schildmann-Brack, sich einen Überblick über alle Aktivitäten auf dieser Ebene machen.

>> STADT PLANT JUGENDFÖRDERPREIS KULTUR

  • Der Arbeitskreis Kultur des Stadtmarketing will einen Jugendförderpreis zum Thema Natur ausloben. Dazu gab es auch bereits ein Treffen mit dem neuen Jugendrat. Das Konzept stehe auch schon, sagte Ruth Ortlinghaus vom Arbeitskreis, bei der kommenden Sitzung des Ausschusses für Kultur und Städtepartnerschaften solle dies präsentiert werden.
  • Für den ersten Preis soll es bei dem Wettbewerb 150 Euro geben, für den zweiten Rang 100 Euro und 50 Euro für den dritten.