Sommerzeit ist für viele Lesezeit. Wir haben in der Bücherei nach Tipps gesucht – und ein Paar begleitet, dass zum ersten Mal überhaupt hier war.
Warum waren wir eigentlich noch nie in der Stadtbücherei? Das fragten sich Gudrun Gkotses und Joachim Schmidt. Die baldige und der seit kurzem Ruheständler lesen viel, die häusliche Bibliothek sowie die öffentlichen Bücherschränke sind durchgelesen, viel neue Lektüre wurde gekauft, auch beim Bücherflohmarkt des Stadtmarketings. Zum ersten Mal besuchten beide nun die Stadtbücherei im Thormählen-Bildungshaus.
„Toll finde ich die Lage, wir sind viel mit dem Fahrrad unterwegs, das ist optimal für uns, direkt am Panoramaradweg“, findet Joachim Schmidt. Und auch wenn es mit dem Auto hierhin gehen sollte, „es gibt direkt vor der Tür Parkplätze, und der öffentliche Parkplatz ist ja auch nicht weit weg.“
Jahresgebühr kostet nur 18 Euro
Stadtbücherei-Chefin Andrea Einig erklärt den beiden neuen Mitgliedern die Ausleihmöglichkeiten von Büchern und sonstigen Medien. 18 Euro Jahresgebühr kostet die Mitgliedschaft, „das finde ich super. Ich habe immer gedacht, ein Buch kostet pro Ausleihe einen oder zwei Euro“, ist Joachim Schmidt positiv überrascht. Ermäßigungen gibt es übrigens für Schüler und Studenten sowie mit der Ehrenamtskarte, bei Schwerbehinderung und mit Sozialpass.
Die WAZ-Redaktion hat den Test gemacht: Unterschiedliche Geschmäcker, werden wir alle was finden in der Heiligenhauser Stadtbücherei im Thormählen-Bildungshaus (Kettwiger Straße 24)? Hier sind unsere Tipps. Aber Achtung: Die Bücherei macht bald Sommerpause: Vom 4. bis zum 25. August bleibt die Bibliothek geschlossen. Das nächste Mal öffnet sie am 28. August, dann zu den üblichen Öffnungszeiten (montags geschlossen, dienstags, donnerstags und freitags 13 bis 18 Uhr, mittwochs und samstags 10 bis 13 Uhr).
Der Krimi-Fan kommt voll auf seine Kosten
Krimis sind die Leidenschaft von Joachim Schmidt. „Am liebsten lese ich regionale Krimis, von der Nordsee zum Beispiel, da erkennt man vieles aus dem Urlaub wieder.“ Aber auch die schwedischen Autoren haben es ihm angetan. Sein Eindruck bei der ersten Suche in der Bücherei? „Erst dachte ich, dass es doch recht überschaubar ist, aber das war ja nur die erste Etage“, berichtet er lachend. Unten angekommen hat er in kürzester Zeit acht Krimis vor sich liegen. „Die Mitarbeiterinnen sind alle total nett und haben mich sehr gut beraten“, freut er sich. „Ich habe erstmal drei mitgenommen. Aber bevor die Bücherei Sommerpause macht, komme ich sicher nochmal wieder.“ Dann sind Sebastian Fitzeks „Achtnacht“, Gisa Paulys „Flammen im Sand“ und Elisabeth Herrmanns „Versunkene Gräber“ auch sicher schon fertig gelesen. Sein Fazit: „Alle spannend.“
Im Sommer muss es leichte und lustige Lektüre sein
„Wenn ich am Strand liege oder im Garten, dann möchte ich leichte Unterhaltung haben und nichts trauriges“, findet Gudrun Gkotses und begibt sich auf ihre erste Suche in der Bücherei. Und findet statt einem Buch erstmal eine Bekannte. „Es ist wirklich sehr nett hier, alle sind freundlich, man trifft Leute und kann auch etwas verweilen.“ Weiter geht es auf Romansuche, „neben der Beschreibung muss mich auch das Buchcover ansprechen.“ Ausgeliehen hat sie Petra Hülsmanns „Das Leben fällt, wohin es will“, Mary Kay Andrews’ „Die Sommerfrauen“ und Ildikó von Kürthys „Endlich“. „Ich finde, auch die Schriftgröße muss passen. Wenn es zu klein ist, ist es mir zu anstrengend.“ Ob sie nun wieder in die Bücherei kommt? „Wir sind jetzt Stammgäste, aber ich werde mir auch weiterhin Bücher kaufen. Da haben wir in Heiligenhaus ja auch einen tollen Laden.“
Christoph Husemeyer liest über eine düstere Finsternis
So viel Literatur: Das Aussuchen meines Ferienbuchs in der Stadtbücherei hat einige Zeit gedauert. Ein Sachbuch? Oder doch Belletristik? Am Ende ist es fast eine Mischung geworden: Der Roman „Helix – Sie werden uns ersetzen“ von Marc Elsberg. Im Nachhinein war es eine wirklich gute Wahl. Das Buch könnte in einer nicht allzu fernen, bedrückenden Zukunft spielen. Die Handlung in Kürze: Der US-Außenminister stirbt vor den Augen der Weltöffentlichkeit auf mysteriöse Weise. Bei der Obduktion wird entdeckt, dass Unbekannte auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen hinterlassen haben. Jessica Roberts, Stabsmitarbeiterin im Weißen Haus, ermittelt, wie das möglich war und wer dahinter steckt.
Zeitgleich werden an mehreren Orten auf der Welt seltsame Tiere und Nutzpflanzen entdeckt. Und niemand weiß, wer für ihre Existenz verantwortlich ist. Einen Hinweis, worum es in der Handlung geht, liefern Helen und Greg, ein junges Ehepaar, das von einer Klinik eingeladen wurde, um gegen Bezahlung ein genetisch verändertes Kind nach Wunsch zu bekommen. In dem Buch werden die Möglichkeiten aufgezeigt, die Gentechnik zum Teil vielleicht schon besitzt oder irgendwann eventuell einmal besitzen könnte. Und „Helix“ verdeutlicht, was passieren kann, wenn bei diesen Experimenten etwas nicht nach Plan verläuft. . .
Christopher Shepherd ist im Tulpenrausch
Was mein Buch aus der Stadtbibliothek anbelangte, hatte ich gleich drei Wünsche: „Es sollte spannend sein, einen geschichtlichen Hintergrund und überraschende Wendungen haben“, sagte ich den Bücherei-Mitarbeiterinnen. Kein Problem, schwups wurde mir das Buch „Tulpengold“ der gebürtigen Velberterin Eva Völler in die Hand gedrückt. Es war eine ausgezeichnete Wahl. Zur Handlung: Wir schreiben das Jahr 1636 in Amsterdam. Der berühmte Maler Rembrandt hat einen neuen Lehrling, Pieter. Dieser zeichnet sich aber durch einige Talente aus und ist auch mathematisch begabt. Das kommt Pieter zu Gute, als plötzlich die Preise für Tulpenzwiebeln hochschießen – es handelt sich um eine regelrechte Spekulationsblase, wie man heute sagen würde.
Der Lehrling entdeckt aber nicht nur gewisse Gesetzmäßigkeiten bei der Preisexplosion. Denn als innerhalb kurzer Zeit einige Tulpenhändler getötet werden, findet Pieter heraus, dass alle Opfer von seinem Meister Rembrandt gemalt worden waren. Eine spannende Jagd nach dem Mörder beginnt – und es warten einige Überraschungen auf die Leser. Eva Völler schreibt ihren ersten Krimi, so wie ich es gerne lesen wollte: kurzweilig und flüssig. Und man kann sich gut und lebhaft in die Welt Amsterdams im „Tulpenrausch“ des 17. Jahrhunderts einfinden.
Katrin Schmidt braucht mehr als ein Buch
Ein Buch im Urlaub? Das reicht mir nicht. Sechs Bücher, das ist immer eine gute Zahl für die Sommerferien. Und die müssen ganz unterschiedlich sein: Mal spannend, mal lustig, mal was fürs Herz. Spannend wird es mal wieder bei Dan Brown. Sein neuester Thriller Origin (kostet zwei Euro extra Leihgebühr aufgrund der Aktualität) stellt zwei Fragen: Woher kommen wir und wohin gehen wir. Die 666 teuflischen Seiten waren schnell gelesen, Spannung gibt es mit Robert Langdon auf jeden Fall.
Ein Buch fürs Herz? Da empfiehlt Bücherei-Mitarbeiterin Christiane Elwers den Jasmingarten von Simonetta Agnello Hornby. Eine verzwickte Liebesgeschichte entführt nach Italien, und das lässt den Urlaub näher kommen. Leichte Lektüre gibt es von Bettina Haskamp, „Tief durchatmen beim Abtauchen“, und von Fiona Blum mit „Frühling in Paris“. Mal so ganz andere Lektüre entführt nach Japan, Haruki Murakami widmet sich den „Pilgerjahren des farblosen Herrn Tazaki“. Ein Bestseller, der viele Preise erhielt. Zu guter Letzt wird Maja Lundes „Geschichte der Bienen“ gelesen. Das hatte ich schon sehr lange vor und bin gespannt, was der Roman rund um das aktuelle Thema Bienen bietet. Was alle gemein haben? Außer Brown hätte es keins der Bücher in meinem Warenkorb geschafft, dennoch sind alle eine Bereicherung. Aus dem Grund bin ich froh, dass es die Bücherei gibt.
Oliver Kühn sucht Amerikas neuen Superhelden
Bestenfalls überraschen sollte mich die Buchempfehlung. Das gelang auf Anhieb. Kaum hatte ich einige meiner Lieblingsautoren genannt, wurde mir sofort ein Titel gereicht, der zum Genre Science Fiction gehört. Zudem wurde mir ein Krimi empfohlen, aber ich wollte es bei einem Buch belassen und nahm mir „Wild Cards: Das Spiel der Spiele“ mit nach Hause. Geschrieben wurde es von mehreren amerikanischen Autoren um George R. R. Martin, die sich bereits in den 80ern ein fiktives Universum um Superhelden und -schurken erdacht haben und darin nun neue Geschichten erzählen.
Ein außerirdisches Virus tötet 1946 einen Großteil der Menschheit, lässt viele Überlebende mutieren und verleiht einigen wenigen echte Superkräfte. Das Buch setzt Jahrzehnte später an, in der Moderne und Amerika sucht mit einer Castingshow den „American Hero“. Doch ist der Sieger dieser Show der wahre Held? Oder sind es die ausgeschiedenen Kandidaten, die in einen Bürgerkrieg in Ägypten hineingezogen werden und einen Völkermord verhindern wollen? Die Geschichte ist kurzweilig erzählt, in einer düsteren Welt, die unserer ähnlich sein will. Die Figuren sind trotz Superkräften vielschichtig und menschlich, und spätestens beim Höhepunkt des Abenteuers fiebert man mit ihnen mit. Außerdem gibt es Fortsetzungen.
Verena Sarnoch sucht die unsichtbare Bibliothek
Ganz ehrlich: Als Leser bin ich pflegeleicht. Sobald ich lesen konnte, habe ich das getan. Im Grundschulalter las ich mich durch Dr. Dolittle, die ??? und Astrid Lindgren. Bis heute ist das ähnlich geblieben, ob es sich um Krimis, historische Romane oder Kinderbücher handelt, interessiert mich nicht besonders – Hauptsache, die Geschichte ist gut. Gespannt blickte ich dann auch der Lektüre von „Die unsichtbare Bibliothek“ von Genevieve Cogman entgegen, die mir das Büchereiteam in die Hände drückte. Mit einem augenzwinkernden Hinweis übrigens, dass im Bedarfsfall auch Band zwei und drei vorhanden seien. „Die unsichtbare Bibliothek“ ist ein Genremix in sich. Viel Fantasy, viel Krimi, ein bisschen Thriller und auch Märchenelemente sind zu finden. Die Hauptperson ist Irene, die für „die Bibliothek“ arbeitet. Im Mittelpunkt unzähliger Paralleluniversen gelegen, jenseits von Raum und Zeit, werden von dort Bibliothekare ausgeschickt, um einzigartige Bücher zu beschaffen, in Irenes Fall ein Exemplar der Grimmschen Märchen. Ihr zur Seite steht Kai, der definitiv ein Geheimnis mit sich herumträgt. Klingt etwas abgedreht? Ist es auch. Aber wer sich auf Elfen und Vampire in einem irgendwie viktorianischen London einlassen kann, landet in einer hochspannenden Geschichte, die ich erst um zwei Uhr nachts weglegen konnte. Nach der letzten Seite.
Nike Sarnoch liest die Abenteuer von Nikki
Die Buchserie „Dork Diaries“ von der Autorin Rachel Renée Russell habe ich in der Stadtbücherei schon vor einiger Zeit empfohlen bekommen. Alle Bücher der Serie sind Comicromane, das heißt, dass es nicht nur Text gibt, sondern auch auf fast jeder Seite ein selbstgezeichnetes Bild von Nikki ist. Sie sind den bekannten Gregs Tagebüchern sehr ähnlich.
Nikki ist die Hauptperson, die Bücher sind ihre Tagebücher. Angefangen hat Nikki mit dem Schreiben, weil sie anstatt eines Handys ein Tagebuch von ihrer Mutter geschenkt bekommen hat. Sie erzählt von ihrem Leben als „DORK“, das heißt doofe Oberriesenknalltüte. Dieser Band ist schon der zwölfte, es geht darin um Nikkis Schülerpatenschaft. Sie erwartet ein Mädchen, das sich aber als Junge entpuppt.
Daraus ergeben sich viele Missverständnisse. Nikki hat eine sehr chaotische Familie. Ihr Vater arbeitet als Schädlingsbekämpfer und Nikki ist das peinlich, weil er auf dem Auto eine Riesenkakerlake hat. Dann kommt zu allem Überfluss noch hinzu, dass Nikki sogar eine Erzfeindin hat. An den Büchern mag ich, dass sie sehr lustig sind. An einem Abend habe ich ein Buch aus Langeweile gleich drei Mal gelesen und es war jedes Mal gleich spannend und lustig.