Heiligenhaus. . Es gibt Einsätze, die man nicht so einfach wegsteckt. Jessica Horn ist für die Heiligenhauser Feuerwehr im PSU-Team des Kreises Mettmann.
Es ist ein klischeehaftes Bild, was manche möglicherweise im Kopf haben: Feuerwehrleute sind hart im Nehmen, sie stecken alles weg. Doch so professionell diese im Einsatz auch den kühlen Kopf bewahren, genauso viel Wert wird heutzutage um eine vernünftige Aufarbeitung nach schlimmen Geschehnissen gelegt. Jessica Horn ist erst seit kurzem bei der Freiwilligen Feuerwehr in Heiligenhaus dabei, doch schon jetzt hat sie einen wichtigen Part: Sie ist Teil des PSU-Teams des Kreises Mettmann und da, wenn jemand von den Einsatzkräften Hilfe braucht.
Dass nun auch die Heiligenhauser Wehr die Aufgabe der psychologischen Unterstützung wahrnehmen kann, darüber freut sich Feuerwehrchef Ulrich Heis: „Wir waren die Letzten im Kreis, die noch keine Person stellten. “ „Es ist im Kreis so geregelt, dass ein PSU-Teammitglied nie die eigenen Kameraden, sondern immer andere betreut.“ So sei auch jemand anderes aus dem Kreis für Heiligenhaus zuständig. Die Aufarbeitung sei eine wichtige Sache, „früher wurde nicht geredet, da musste das jeder für sich machen. Aber das ist heute zum Glück anders.“
Jeder geht anders mit dem Thema Tod um
Das sieht auch Jessica Horn so. Die 36-Jährige ist von Beruf aus Bestatterin, das Thema Tod gehört für sie zum Leben einfach dazu: „Jeder hat halt einen anderen Umgang damit, ich einen sehr offenen.“ Zur Feuerwehr kam sie als Quereinsteigerin vor gut über einem Jahr über ihren Beruf; hier erlebte sie die Beerdigung eines ehemaligen Feuerwehrmanns. „Der ganze Fuhrpark stand vor dem Friedhof, es kamen zahlreiche Menschen, ich hatte Gänsehaut. Dieser Zusammenhalt, das hat mich zutiefst bewegt.“ Anschließend sei man auf sie zugegangen „und sagte, ‘Mensch, du musst zur Feuerwehr’ – und ich war sofort begeistert.“
Bereits vorher hatte sie immer mal wieder darüber nachgedacht, „doch es hatte sich nie die Gelegenheit geboten, ich war beruflich auch sehr eingespannt“, erzählt Horn. Diese Initialzündung habe es dann gebraucht. Seitdem ist sie aktiv dabei, hat mehrere Lehrgänge absolviert und gehört als Feuerwehrfrauanwärterin dem Einsatzdienst an. Schwierigkeiten habe es nie gegeben, „man steigert sich ja, erst kommt die Basis, dann lernt man auch die Kettensäge zu benutzen.“ Als Frau habe sie nie Nachteile gehabt oder sei auf Vorurteile gestoßen.
Die Praxis sei die beste Vorbereitung
Ihr erster Einsatz, an den kann sich Horn noch gut erinnern. „Das war ein Fehlalarm, wie glaube ich bei vielen“, lacht sie. „Mein Puls war extrem, als der Piepser wirklich ging. Ich bin schnell in die Klamotten und ins Auto und dann ging es los.“ Sie glaubt, mit der Routine kommt die Gelassenheit, „das wichtigste ist wirklich die praktische Erfahrung, Theorie ist nichts gegen Praxis.“ In Heiligenhaus fährt Horn also selber mit raus – im Kreis Mettmann hat sie jedoch eine andere Aufgabe als Mitglied des PSU-Teams. Sie ist quasi die Seelsorgerin für die Einsatzkräfte anderer Wehren.
Die psychologische Unterstützung „geschieht in einem absolut geschützten Rahmen. Jeder verarbeitet anders, der eine will reden, der andere nicht. Oder erst später“, berichtet Horn. Denn das Angebot bestehe nicht nur direkt nach dem Geschehen, sondern sie begleite die Kameraden dann, so lange es nötig sei. Das Wichtigste sei, dass die Kameraden wissen, das jemand da sei. Wie die meisten Feuerwehrleute der Heiligenhauser Wehr macht Horn das natürlich alles ehrenamtlich. Das sie diese Aufgabe übernehme, sei für sie eben „Ehrensache.“
>>> FREIWILLIGE FEUERWEHR SUCHT NOCH WEITERE EHRENAMTLER
- Alle zwei Wochen findet Freitags ab 19 Uhr ein Übungsdienst statt, der nächste am 22. Juni. Interessierte können sich dann vor Ort ein Bild von der Wehr machen.
- Die Termine der Wehr findet man unter fw-heiligenhaus.de oder bei Facebook. Alle Folgen unserer Serie und weitere Infos gibt es online zu finden unter waz.de/feuerwehrleben .