Die Jugendberufsagentur arbeitet seit einem halben Jahr. Die beteiligten Behörden ziehen eine gute Bilanz. Für wen die Hilfe gedacht ist.

Die Jugendberufsagentur Heiligenhaus besteht seit einem halben Jahr. Alle beteiligten Behörden ziehen ein gutes Resümee – Jugendamt, Arbeitsagentur und Jobcenter. Die wöchentliche Sprechstunde im Club wird von Hilfesuchenden kontinuierlich genutzt und ist oft dort erfolgreich, wo übliche Angebote einzelner Behörden scheitern.

„Viele Jugendliche, die zu uns kommen, haben schon viel Beratung erfahren und haben sie satt“, sagt Mike Wetzel vom Jugendamt, denn sie seien oft von einem Ansprechpartner zum nächsten geschickt worden, wo sie dann ihre Situation wieder und wieder von vorne erzählen mussten.

Jugendliche sind sehr froh über das neue Angebot

Bei der Jugendberufsagentur kommen jedoch Fachleute mehrerer Ämter zusammen und überlegen gemeinsam, wie am besten zu helfen ist. Denn längst nicht jedem, der einen Ausbildungsplatz sucht, ist sofort mit Stellenangeboten und Bewerbungstraining geholfen. So gebe es meist mehrere Probleme, die nur nach und nach gelöst werden können. Wenn es zum Beispiel schwere Konflikte in der Familie gibt oder der Ratsuchende süchtig ist.

„Wir merken, dass die Jugendlichen sehr, sehr froh sind, dass wir hier sind“, sagt die Berufsberaterin Claudia Wudtke von der Arbeitsagentur in Velbert und Michele Schuimer vom Jobcenter ergänzt, dass eine Behörde durchaus angsteinflößend wirken kann. Der Club dagegen sei für Ratsuchende ein einfacher Einstieg. Nicht nur das, sie würden dort auch schnell auftauen und teils fließen sogar Tränen.

Immer eine Lösung aufzeigen

Doch die Berater zeigen immer einen Lösungsweg auf. Manchmal geht es einfach darum, einen nächsten Schritt zu weisen, aber auch bei komplizierten, sehr persönlichen Schwierigkeiten gibt es Unterstützung: etwa bei Missbrauchsfällen, oder bei der jungen Schülerin, die schwanger war und in der Sprechstunde erfuhr, dass sie vom Jobcenter eine Wohnung und Finanzhilfe bekommen könne, vom Arbeitsamt Hilfe bei der Jobsuche und dass das Jugendamt bei der Tagesbetreuung für das Kind hilft.

Doch nicht nur für die Betroffenen selbst ist die Jugendberufsagentur im Club eine Anlaufstelle: So wurde Anne Elling vom Jugendamt auch schon mal von einer Großmutter angesprochen, die sich um Zukunft ihrer Enkel sorgte. Zudem begleiten auch manche Lehrer ihre Schüler zur Sprechstunde in den Club, wie im Fall eines intelligenten Mädels, das plötzlich so oft fehlte, dass es das Abitur nicht mehr schaffen würde. Es sei aber wissbegierig und schreibe gute Noten. Den Unterricht schwänzte sie nicht freiwillig, wie sich herausstellte: Sie hat ihre Mutter, die kein Deutsch spricht, oft als Dolmetscherin zu Vorstellungsgesprächen, zum Arzt und zu Behörden begleiten müssen. Das Abi konnten die Berater zwar zunächst nicht mehr retten, aber sie haben einen anderen Dolmetscher für die Mutter vermittelt und Pläne geschmiedet, wie die Schülerin ihren Abschluss nachholen kann.

Resonanz ist bislang ganz gut

„Niemand soll in unserem System verloren gehen“, sagt Mike Wetzel entschieden, und das werde immer schwieriger, weil bei jungen Menschen die Probleme steigen würden – psychische Belastungen oder auch Schwierigkeiten mit Rauschgift oder Alkohol. Er sieht die Agentur als Brückenbauer, denn nicht nur die beteiligten Behörden greifen den Jugendlichen unter die Arme, hinzu kommt noch ein Netzwerk aus Kooperationspartnern wie Suchtberatungsstellen.

„Die Resonanz der Jugendberufsagentur ist sehr gut“, freut sich Wetzel. Die Gründe seien nicht nur, dass viele Ansprechpartner zusammensitzen, sondern dass das Angebot freiwillig ist. „Wer zu uns kommt, ist immer interessiert.“

Obwohl die Agentur noch im Aufbau ist und in Heiligenhaus noch bekannter werden soll, sind sich alle einig: „Sie ist die beste Lösung.“ Ohnehin besteht die Hilfe in weit mehr als der Sprechstunde; viele Gespräche führen die Berater auch an anderen Tagen oder am Telefon. „Wenn Berührungsängste bestehen“, so Wetzel, „geht das natürlich auch erstmal anonym.“ Nach einem ersten Gespräch werden die Fälle weiterbegleitet und dafür kann man im Club oder auf dem Amt gesonderte Termine machen. „Wir schicken niemanden weg“, sagt Wudtke, „aber die Jugendberufsagentur ist nicht für jeden Jugendlichen gedacht“, der eine Berufsorientierung wolle. Vornehmlich sei man für Jugendliche mit Problemen da – und seien sie noch so vielschichtig.

>>> HIER GIBT ES HILFE FÜR DIE JUGENDLICHEN

  • Die Berater der Jugendberufsagentur kommen vom Jugendamt, dem Jobcenter ME-aktiv und der Arbeitsagentur Mettmann.
  • Die offene Sprechstunde ist dienstags von 13 bis 14 Uhr im Club an der Hülsbecker Straße 16.
  • Weitere Termine sind außerdem nach Vereinbarung möglich. Kontakt: Mike Wetzel, 02056/ 13-320; per Mail an m.wetzel@heiligenhaus.de