Heiligenhaus. Immer mehr Kinder werden statt in der Kita von Tagesmüttern betreut. Die kämpfen nun für ein besseres Image. Warum sie einen Ortsverband gründen.
Ihr oberstes Ziel ist die Anerkennung ihrer Arbeit. Die Tagesmütter aus Heiligenhaus haben am Mittwoch eine Kommunalgruppe des Berufsverbandes für Tagespflegepersonen NRW gegründet, um in Zukunft noch besser für ihre Rechte, ihr Ansehen und ihre Arbeit eintreten zu können. Denn per Gesetz ist „Tagespflegeperson“ kein anerkannter Beruf und das Geld, das sie für ihre Arbeit mit Kindern zwischen einem und drei Jahren bekommen, lediglich eine Aufwandsentschädigung. „Innerhalb von Heiligenhaus sind wir schon seit fünf Jahren in einer Interessensgemeinschaft vernetzt“, erzählt Nadine Alves da Silva, eine der vier Sprecherinnen der neugegründeten Kommunalgruppe.
Fünf Kinder dürfen gleichzeitig betreut werden
Genau wie Judit Fabrik, Clarissa Freudewald und Anja Tackenberg findet sie es wichtig, einheitliche Standards für alle Tagespflegepersonen zu schaffen, die Anerkennung als Berufsstand zu erreichen -- und auch eine einheitliche Bezahlung. „Jede Stadt hat ihre eigenen Richtlinien, was zum Beispiel den Stundensatz für die Betreuung, die Anzahl der Urlaubstage und den Sachkostenzuschuss angeht“, erklärt Anja Tackenberg. In Heiligenhaus erhalten die hier arbeitenden 20 Tagesmütter – drei sind angestellt, 17 arbeiten selbstständig – 4,50 Euro pro Stunde pro Kind. „Das erscheint zunächst vielleicht als gar nicht so wenig, aber der Sachkostenzuschuss ist darin schon enthalten“, erklärt Clarissa Freudewald. Spielzeug, Frühstück, Snacks, Bastelmaterial, aber auch Miete, Strom oder Wasser müssen davon bezahlt werden. Dazu kommen die Versicherungen und die Krankenkasse.
Eine Tagespflegeperson darf bis zu acht Verträge mit Eltern abschließen, allerdings nur bis zu fünf Kinder gleichzeitig betreuen. Insgesamt werden zur Zeit circa 90 Kinder bei Tagespflepersonen betreut, damit sind alle Kapazitäten ausgeschöpft.
Es besteht viel Informationsbedarf
„Und wir sehen, dass immer noch ein großer Informationsbedarf besteht, sowohl bei den Eltern als auch in der Politik“, berichtet Nadine Alves da Silva, „viele wissen nicht genau was wir tun, dass es uns überhaupt gibt und dass wir den gleichen Bildungsauftrag haben wie die Kindergärten.“ Das ist ihnen allen wichtig: Dass es als Tagespflegeperson eben nicht möglich ist, sich mit einer Tasse Kaffee in die Ecke zu setzen, sondern dass die Kinder intensiv betreut werden, emotionale Bindungen zu den Tagesmüttern aufbauen und in einer familienähnlichen Struktur versorgt werden.
Zehn der Heiligenhauser Tagespflegepersonen sind schon Mitglied in der Kommunalgruppe, weitere sollen dazukommen. Die Professionalisierung der Kindertagespflege ist ihr Anliegen – Profis sind sie ohnehin schon, auch dank der Weiterbildungspflicht und der Qualifizierung, die ohnehin Voraussetzung für die Arbeit sind. Am wichtigsten ist aber etwas ganz anderes: „Man muss die Kinder lieben, das ist die Hauptbedingung“, sagt Judit Fabrik.