Heiligenhaus. . Ein Kölner Fall macht unsicher: Ist Bingo verbotenes Glücksspiel? Hiesiges Ordnungsamt gibt Entwarnung, verweist aber auf die Bezirksregierung.
Begonnen hat alles mit einer Schachtel Schokopralinen. Diese stand auf dem Kassenbon eines Kölner Seniorenheims mit dem Vermerk, dass es sich bei den Süßigkeiten um einen Bingo-Preis handelt. Ein Rechnungsprüfer schätzte die Veranstaltung daraufhin als illegales Glücksspiel ein, und weitere Bingo-Nachmittage wurden untersagt. Dieser Fall beschäftigt jetzt auch Seniorentreffs in Heiligenhaus, die nun um ihre Bingo-Abende bangen.
„Ich war total geschockt, als ich davon gehört habe“, sagt Kornelia Wagner von der Arbeiterwohlfahrt, die die Awo-Begegnungsstätte an der Schulstraße leitet. Sie habe von dem Glücksspielverbot für Bingo durch einen Fernsehbeitrag erfahren. Demnach seien die Juristen der Sozialbetriebe Köln, die das besagte Seniorenheim führen, darauf aufmerksam gemacht worden, dass es sich bei Bingo um ein verbotenes Glücksspiel handeln könnte. Daher wurde das Spiel vorerst eingestellt.
Die Arbeiterwohlfahrt gibt sich kämpferisch
Ob diese Maßnahme auch bald in Heiligenhaus droht, weiß Wagner nicht. „Noch haben wir dazu keine genauen Informationen.“ Bislang sei noch keine Behörde wegen eines Verbots an den Awo-Kreisverband herangetreten. Heiligenhaus soll aber keinesfalls ein zweites Köln werden. Wagner gibt sich kämpferisch: „Wir denken nicht daran, aufzuhören. Wenn man den alten Leuten das Bingo wegnehmen will, dann wehren wir uns.“
Schon seit gut 40 Jahren rollen die kleinen Kugeln bei der Awo. Die Begegnungsstätte stellt jedoch nur die Räume, organisiert wird der Freizeitspaß von Ehrenamtlern, und die Gewinne seien jeweils maximal 2,50 Euro wert – Schokolade oder Pralinen. „Die alten Leute freuen sich darauf, das werden wir ihnen nicht wegnehmen.“
Ordnungsamt will den Freizeitspaß nicht beenden
Ärger mit der Stadt muss die Awo momentan allerdings nicht befürchten. „Die Bingo-Abende werden für Senioren gemacht, zur Unterhaltung. Wir sehen das nicht als Glücksspiel“, sagt Andreas Koch-Maciejeski vom Ordnungsamt. Dort ist er zuständig fürs Glücksspielrecht. „Wir finden toll, dass die Senioren sich treffen.“
Somit folgt die Verwaltung nicht der Einschätzung des Kölner Rechnungsprüfers. Zwar gebe es Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Solange die Preise Schokolade, Bonbons oder auch eine Flasche Wein seien, bestünden aber keine Bedenken. „Bei größeren Geldgewinnen würden wir das aber anders sehen.“ Diese sind ohnehin nicht geplant.
Bezirksregierung könnte Ordnungsamt überstimmen
Ist damit der Spuk für Bingo-Freunde vorbei, bevor er überhaupt begonnen hat? Das kann Andreas Koch-Maciejeski nicht versprechen. Denn das hänge davon ab, wie übergeordnete Behörden, zum Beispiel die Bezirksregierung Düsseldorf, entscheiden. „Momentan ist noch Stille.“
Der Fachmann vom Ordnungsamt hat allerdings eine gute Nachricht: Die Variante, mit der in der Awo-Begegnungsstätte gespielt wird, werde ganz sicher auch künftig nicht als illegales Glücksspiel eingeschätzt. Dort verkaufen die Organisatoren nämlich keine Bingo-Karten, diese gibt es kostenlos. Und Teilnehmer bringen selbst kleine Sachpreise mit – wie beim Wichteln. Andreas Koch-Maciejeski beruhigt: „Wenn die Preise weiter selbst mitgebracht werden, braucht sich die Awo null Sorgen machen.“
Ludgerustreff organisiert Bingo jetzt anders
Doch nicht nur bei der Awo gibt es Bingo, auch der Ludgerustreff an der Ludgerusstraße bietet es an. „Die Problematik ist uns bekannt, auch der Fall aus Köln“, sagt Leiterin Ingrid Niering. „Aber wir werden das Bingo-Spiel beibehalten.“
Um mögliche Konflikte mit dem Gesetz zu vermeiden, hat der Caritasverband Mettmann, zu dem der Ludgerustreff gehört, bereits seine Bingo-Nachmittage verändert. „Wir hatten genau die Situation, die in Köln für Furore gesorgt hat“, sagt Martin Wildner vom Caritasverband, der Abteilungsleiter der Sozialen Dienste für Senioren. Ab sofort verzichtet der Ludgerustreff daher auf den Teilnahmebeitrag. „Der Eintritt ist jetzt frei, aber es gibt trotzdem kleine Gewinne.“ Zuvor habe der Eintritt die Sachpreise finanziert.
Bingo-Liebhaber können in Heiligenhaus also weiterhin wie gewohnt ihrem beliebten Freizeitvergnügen nachgehen.
>>> Die nächsten Bingo-Termine in Heiligenhaus
- In der Awo-Begegnungsstätte (Schulstraße 8) ist die nächste Bingo-Veranstaltung am Montag, 29. Januar, von 17 bis 18.30 Uhr. Heinz Nardmann organisiert dieses Bingo-Spiel.
- Im Ludgerustreff (Ludgerus-straße 2a) rollen die Bingo-Kugeln an jedem dritten Mittwoch im Monat um 14 Uhr. Nächster Termin: 21. Februar.