Heiligenhaus. . Dieses Jahr sind in Heljens mehr Kinder geboren als erwartet. Das stellt das Jugendamt vor Herausforderungen. Fachkräftemangel ist ein Problem.
Ein unerwarteter Kindersegen in diesem Jahr bedeutet nun für das Jugendamt der Stadt Heiligenhaus eine neue Herausforderung. Denn all diese Babys müssen bald auch betreut werden können. Statt der 215 Geburten, auf die sich die Behörde eingestellt hatte, sind es rund 250. Das sind gleich mehrere U3-Gruppen. „Eigentlich hatten wir auf einen Erweiterungsbau an einer Bestandskita gesetzt“, sagt Jugendamtsleiter Thomas Langmesser. Doch das geht an städtischen Kindergärten nicht, weil diese schon alle ausgebaut sind – und Gespräche mit freien Trägern hätten jetzt ergeben, dass diese auch nicht anbauen können.
„Wir haben überlegt, welche Möglichkeiten wir sonst noch haben“, so Langmesser. Im Jugendhilfeausschuss hat er eine Lösung vorgestellt: ein neues, weiteres Provisorium im Gebäude der Grundschule St. Suitbertus, wenn diese ans Sportfeld umgezogen ist. Dort will dann auch die Kita St. Josef einziehen, aber der Jugendamtsleiter sieht darin keinen Konflikt, denn das Gebäude sei groß genug.
„Der Handlungsdruck ist groß“
„Erstmal ist das Provisorium nur eine Idee“, und dessen Trägerschaft noch nicht klar. Ohnehin sei noch nichts entschieden. „Aber der Handlungsdruck ist groß und unsere Vornwarnzeit ist immer gering“, sagt Langmesser und verweist auf den Rechtsanspruch auf U3-Betreuung, der für Babys nach dem ersten vollendeten Lebensjahr gilt.
Zwar gehen nicht alle neugeborenen und zweijährigen Kinder in die U3-Betreuung, doch in Heiligenhaus sei die Quote statt der vom Land empfohlenen 35 Prozent bei über 50 Prozent, was der Nachfrage entspreche. Allerdings werde das Provisorium sicher nicht zu Beginn des nächsten Kita-Jahres (1. August) fertig.
Alle Einrichtungen sind überbelegt
Mittelfristig müsse die Stadt sowieso eine neue Kita bauen, denn das Provisorium solle nur eine Handvoll Jahre genutzt werden. Der Neubau sei zudem nötig, weil derzeitige U3-Babys, die in einer Kita oder von Tagesmüttern betreut werden, bald auch in die Gruppen für ältere Kinder wechseln. „Alle Einrichtungen sind überbelegt und das wollen wir ändern.“ Daher freut es Thomas Langmesser, dass Bürgermeister Michael Beck bereits zugesagt habe, bei der Stadtentwicklung, insbesondere bei neuen Wohngebieten, den Bedarf von Kindern und jungen Familien zu berücksichtigen.
Doch das Provisorium und ein künftiger Neubau alleine genüge nicht, so Jugendamtsleiter Langmesser: „Es ist ein Riesenproblem, Fachkräfte zu finden.“ Dieses Problem hätten jedoch viele Städte, weil mehr Betreuungsplätze eingerichtet werden als Erzieher ausgebildet. Zudem erhalten Kindergärtnerinnen, die schwanger werden, sofort ein Beschäftigungsverbot, weil es in Kitas viele Krankheiten gibt, die für das Ungeborene gefährlich werden können.
Behörde reagiert auf den Fachkräftemangel
Das Jugendamt hat jedoch bereits auf den Fachkräftemangel reagiert und sagt nun guten Auszubildenden im letzten Jahr eher zu, die ihr Jahrespraktikum machen wollen. Bislang habe die Stadt immer gewartet, bis das Land die genaue Höhe der Fördermittel und den Betreuungsschlüssel bekannt gibt, das sei für viele Auszubildende dann aber schon zu spät gewesen. Außerdem richtet das Jugendamt jetzt eine zweite Springerstelle ein, um die Erzieher zu entlasten.