Heiligenhaus. . Von den verbliebenen Kandidaten ist aus Sicht der Politik niemand geeignet. Kritik an „Parteigedöns“. Suche nach Lösungen im Frühjahr.
Die Stadt Heiligenhaus wird auf absehbare Zeit keinen neuen Kämmerer ernennen. In der Ratssitzung am Mittwoch hat die Politik deutlich gemacht, dass aus ihrer Sicht keiner der verbliebenen zwei von ursprünglich 26 Bewerbern für das Amt des Ersten Beigeordneten/Kämmerers geeignet ist. Einstimmig wurde daher das Besetzungsverfahren für den Posten ohne einen Vorschlag eingestellt.
Aus Sicht der SPD, so der Fraktionsvorsitzende Peter Kramer, habe es zunächst zwar geeignete Kandidaten gegeben – diese hätten ihre Bewerbung schließlich aber zurückgezogen: „Wir müssen nun alle darüber diskutieren, woran es liegen kann, dass Bewerber es bei näherer Betrachtung der Stadt Heiligenhaus nicht mehr so attraktiv finden, hier zu arbeiten.“ Erst nach der Ursachenforschung könne man die Stelle neu ausschreiben.
WAHL kritisiert das Verfahren
Auch die CDU sah keinen der verbliebenen Kandidaten als geeignet für die Stelle des Ersten Beigeordneten/Kämmerers an. „Da es sich im Verfahren ergeben hat, dass der Bürgermeister die Geschäftsfelder und Zuständigkeiten neu organisieren möchte, wäre davon auch die Kämmererstelle betroffen“, sagte der Fraktionsvorsitzende Ralf Herre. Eine neue Ausschreibung für die Position solle deshalb erst erfolgen, wenn auch das neue Anforderungsprofil für den Posten eindeutig klar sei.
Aus Sicht der WAHL kritisierte Stefan Okon den Ablauf des Verfahrens deutlich „auf das Schärfste“. Neben der gescheiterten Suche nach einem Technischen Beigeordneten Anfang des Jahres sei dies nun „ein weiteres Bewerberverfahren für eine Beigeordnetenstelle, das in unwürdiger Weise vonstatten gegangen ist.“
Nach Ausschreibungsbeginn den Aufgabenbereich neu gliedern zu wollen, mache die Besetzung der Stelle nicht einfacher, so Okon. Es habe gute Kandidaten gegeben, diese hätten aber nach und nach zurückgezogen. „Die Befürchtung, dass hinter den Kulissen das Parteigedöns vonstatten geht, ist mit Maximaleinschlag eingetreten.“
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Volker Ebel sah zwar die „zeitliche Not, die Stelle neu zu besetzen“, von den verbliebenen Kandidaten könne man aber keinen benennen. Man müsse nun zügig nach den Ursachen forschen und die Stelle schnellstmöglich wieder besetzen. Die Kritik von Stefan Okon am „Parteigedöns“ wollte Ebel nicht gelten lassen. „Wenn es danach gegangen wäre, wäre sicher eine Mehrheit für den einen oder den anderen Kandidaten zustande gekommen.“
Nun müsse neu gedacht werden
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Beate-Marion Hoffmann sagte mit Blick auf das zweite gescheiterte Bewerberverfahren für einen Beigeordneten, dass „Beigeordnete aufgrund ihres Anforderungsprofils nicht die richtige Lösung für unsere Stadt sind“. Es müsse neu gedacht werden. Der Bürgermeister solle mit allen Fraktionen beraten, wie es gelingen könne, Leute zu finden, die man wirklich brauche, um damit die Personalsituation vor allem in Kämmerei und Wirtschaftsförderung zu entschärfen. Das „Parteigedöns“ sei sehr wohl zum Tragen gekommen, so Hoffmann.
Die Fraktionen verständigten sich darauf, mit der Verwaltung im kommenden Jahr nach einer Lösung für die Problematik zu suchen.
>>> HAUSHALT WURDE AM MITTWOCH EINGEBRACHT
- Die Stelle des Ersten Beigeordneten/Kämmerers war nach der Wahl von Michael Beck zum Bürgermeister vakant geworden.
- Seitdem hat Jutta Scheffler, Fachbereichsleiterin Finanzen, die Stelle des Kämmerers kommissarisch inne. Sie wird diese bis zur Wahl eines neuen Kämmerers ausführen. Der Haushalt für 2018 ist am Mittwoch eingebracht worden. Hier sieht Michael Beck durch die gescheiterte Neubesetzung der Kämmerer-Stelle keine Probleme.