Heiligenhaus. . In Heiligenhaus ist es besser um die Bäume bestellt als anderswo. Doch auchFörster Hannes Johannsen hat grüne Sorgenkinder.
Sauerstoff- und Rohstofflieferant, Rückzugsort für den Menschen und Zuhause vieler Tier- und Pflanzenarten: Der Wald ist ein wahres Multitalent. Für den Zustand der grünen Riesen in Heiligenhaus kann Stadtförster Hannes Johannsen Positives vermelden: „Im Vergleich zu anderen Gebieten in NRW schneidet unser Wald bei Untersuchungen wie dem Waldzustandsbericht relativ gut ab“.
Grund dafür ist, dass es wenige künstliche Monokulturen gibt und viele Bäume in der Region an optimalen Standorten wachsen — wie die Buche etwa. Das macht sie stark und widerstandsfähig gegen Schädlingsbefall und Wetterkapriolen. Aber auch im heimischen Wald gibt es Sorgenkinder.
20 Bäume im Paradies mussten gefällt werden
Eines davon ist die Esche — sie stirbt. Wie schlecht es um den Laubbaum bestellt ist, kann man überall im Heiligenhauser Wald beobachten. Kahle Zweige, tote Äste. An der Fußgängerbrücke im Paradies mussten rund 20 Bäume gefällt werden. Die Gefahr, dass abgestorbene Äste an dieser stark von Menschen genutzten Fläche auf den Waldboden krachen, war zu groß.
„Das Eschensterben beobachten wir seit etwa zehn Jahren“, sagt Förster Hannes Johannsen. Ursache für die Krankheit ist ein Pilz, der sich aus Richtung Polen verbreitet hat. Fachleute befürchten, dass der Pilz die Esche ausrotten könnte.
Eschen an der Ruhrstraße gefährdet
Im Stadtgebiet gibt es nur wenige größere Eschenbestände. Einer davon befindet sich in der Nähe der Ruhrstraße. Dort ist ein etwa ein Hektar großes Areal mit rund 2500 Eschen bepflanzt. Im schlimmsten Fall müsste es gerodet werden. „Ich befürchte, der Bereich stirbt komplett ab“, sagt Hannes Johannsen. Weil der Heiligenhauser Wald grundsätzlich aber mit Eschen durchmischt ist, droht kein großer Kahlschlag. Für das Waldbild ist das positiv. Müssen einzelne Bäume mitten im Wald gefällt werden, ist der Aufwand jedoch enorm hoch.
Den Buchen, die die einzelnen Eschen überall im heimischen Wald überall umzingeln, geht der asiatische Pilz bisher nicht an die Borke. „Die Buche ist robust, sie wächst dort, wo sie hingehört. Deshalb ist sie sehr vital“, erklärt der Förster. Die Natur wird einen Ersatz für die Esche finden. Schon jetzt strecken an den Stellen, wo einst Eschen wurzelten, junge Ahornbäume ihre Zweige Richtung Sonne. „Die Natur regelt vieles von alleine. Auch wenn es schade ist, dass es immer weniger Eschen werden“, sagt er. Förster Hannes Johannsen hofft auf einzelne, widerstandsfähige Exemplare, die den Pilz-Angriff überstehen. Im Heiligenhauser Wald findet man derzeit noch einige gesunde Eschen, denen der Pilz bislang nicht unter die Rinde gekrochen ist. Ob sie langfristig eine Chance haben, bleibt abzuwarten.
Unterschiedliche Krankheiten in der Stadt
Aber nicht nur die Eschen schwächeln, auch anderen Baumarten im Stadtgebiet machen Krankheiten, Schädlinge oder Pilze zu schaffen. Kopfzerbrechen bereiten Johannsen beispielsweise die Wildkirschen. Warum an den Laubbäumen immer wieder einzelne Äste absterben, ist ihm ein Rätsel. Die Ursache für die braun-gelben Nadeln an der großen Kiefer hinter dem Heimatmuseum an der Abtskücher Straße ist ihm hingegen bekannt: „Die Kiefernschütte hat den Baum befallen“. Der Pilz sorgt dafür, dass die Nadeln absterben. Auffällig war in diesem Jahr auch die frühe Gelbfärbung der Kastanienblätter.
Den Laubbäumen macht die Rosskastanien-Miniermotte zu schaffen. Hannes Johannsen glaubt nicht, dass die winzigen Insekten die Kastanienbäume dauerhaft schädigen. Und nicht jeder Baum, der einen kahlen Ast habe oder früh sein Blätterwerk verliere, sei gleich unheilbar erkrankt. Oft helfe die Natur sich selbst und im nächsten Jahr sehe die Welt schon wieder viel grüner aus.
Grüne Patienten müssen gepflegt werden
Stadtförster Hannes Johannsen kennt seine grünen Patienten gut. Als Wald-Doktor sieht er sich aber nicht. „Wir als Förster sind das Pflegepersonal. Chefärzte gibt es im Wald nicht“, sagt er und schmunzelt. Der Aufwand, einen kranken Baum zu pflegen, sei enorm hoch. Es gab Zeiten, in denen viel experimentiert wurde, um der Krankheiten im Wald Herr zu werden. Von Pilz befallene Stämme wurden beispielsweise ausgefräst und gekittet. Geholfen hat das nicht.
Heute weiß man: Der Pilz steckt im Holz, den kann man nicht heraus holen. Um dem Patienten Wald zu helfen, gibt es auch noch andere Möglichkeiten. „Man kann Nützlinge fördern“, sagt der Förster. Ameisen sind etwa solche Nützlinge, Spechte auch. Das kann man vor allem in Wäldern beobachten, die stark vom Borkenkäfer befallen sind. Unter allen Bäumen, die die Invasion der Käfer überlebten, fand man einen Ameisenhaufen. Die Insekten sind bekannt dafür, Waldschädlinge zu fressen.
Dünger und zusätzliches Wasser
Durch Düngemaßnahmen wie Waldkalkungen könne man etwa die Bodenbeschaffenheit verbessern. In der hiesigen Region wird der Wald alle zehn Jahre gekalkt.
Gestressten Straßenbäumen helfen im Sommer Extraportionen Wasser. So kann man ihre Lebensdauer verlängern. Stressfaktoren führen nämlich langfristig dazu, dass Bäume, die an Straßen oder Plätzen wachsen, viel eher gefällt werden müssen als ihre Artgenossen auf der grünen Wiese. „Manchmal geht es mit dem Baum rasant bergab, manchmal schreitet die Krankheit nur langsam voran“, erklärt Johannsen.
Ähnlich wie bei anderen Lebewesen, seien gerade die Bäume anfällig, die verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt seien. Ein besonderes Augenmerk hat er deshalb immer auf Straßenbäume. Zu wenig Raum für Wurzeln, zu wenig Wasser im Sommer und Streusalz im Winter: Grüne Riesen, die an Straßen gepflanzt werden, leiden grundsätzlich unter Stress.
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>>> DEUTSCHLAND IST WALDLAND
Deutschland — Waldland: Die Bundesrepublik ist mit rund 11,4 Millionen Hektar zu einem Drittel bewaldet. Etwa die Hälfte des deutschen Waldes befindet sich in Privatbesitz.
Ein Drittel gehört den Bundesländern und dem Bund. Städte und Gemeinden besitzen etwa ein Fünftel der Waldflächen. Nordrhein-Westfalen hat eine Landesfläche von 3,4 Millionen Hektar, 27 Prozent davon sind bewaldet. Deutlich mehr Wald gibt es dagegen beispielsweise in Hessen und Rheinland Pfalz mit jeweils 42 Prozent.
Auch das Saarland (40 Prozent) und Bayern (37 Prozent) sind stärker bewaldet. Besonders wenige Waldgebiete findet man hingegen in Schleswig-Holstein. Dort sind nur elf Prozent des Gebietes mit Wald bepflanzt.