Heiligenhauser. . Familie Papenhoff bietet auf Gut Zehnthof eine Rundumbetreuung für Pferde an. Doch neben dem Stall hat sie noch einen weiteren Erwerb.

Das Glück dieser Erde liegt für Kurt Papenhoff auf dem Rücken der Pferde. Und das hat er buchstäblich jeden Tag direkt vor Augen, wenn er den Blick über die Weiden rund um Gut Zehnthof in Meiersberg schweifen lässt. Dort betreibt der 64-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Margret einen Reiterhof. „Zu einem Hof gehören Tiere, er wird durch sie mit Leben erfüllt“, ist sich Papenhoff sicher.

Auf dem Gelände in Meiersberg ist Platz für 30 Pferde, rund zehn Prozent der Boxen sind nicht vermietet, sagt Papenhoff. Ein Einstaller – so nennt man die Menschen, die ihr Pferd bei einem Reiterhof unterbringen – zahlt auf Gut Zehnthof 250 Euro im Monat. „Dafür bieten wir aber auch eine Vollpension mit Rundumversorgung für die Tiere an.“

Komplettbetreuung für die Vierbeiner

Während sich die Pferdebesitzer an anderen Ställen selbst um die tägliche Pflege kümmern müssen, übernimmt Kurt Papenhoff (unterstützt durch eine Mitarbeiterin) alles selbst – bis auf Sonntag, da hat er frei. Sein Arbeitstag beginnt gegen acht Uhr. „Dann werden die Tiere zunächst gefüttert.“ Manche Tiere bekommen eine speziell abgestimmte Mischung. Verwendet werden beispielsweise Hafer, Heu oder Müsli.

In diesen Boxen stehen die Tiere die Nacht über. Hier gibt es auch die Futterrationen.
In diesen Boxen stehen die Tiere die Nacht über. Hier gibt es auch die Futterrationen. © Ulrich Bangert

Nach der Fütterung werden die Boxen gemistet, die Hinterlassenschaften werden auf einen großen Haufen geworfen. Den Mist kann der benachbarte Getreidebauer zum Düngen seiner Felder nutzen. Das Stroh zum Auskleiden der Boxen fällt für die Papenhoffs dafür ab. Zwölf Quadratmeter ist jedes einzelne Pferde-Zuhause groß.

Tiere sind jeden Tag draußen

Wenn ausgemistet wird, geht es für die Vierbeiner unterdessen raus auf die Weide. „Die sind bei uns verhältnismäßig groß, da wir weniger Pferde haben als andere, größere Ställe“, sagt Papenhoff. Auf anderen Reiterhöfen müssen sich Tiere Weiden teilen und können nur nacheinander zu bestimmten Zeiten grasen. „Unsere Pferde stehen im Sommer jeden Tag von 9 bis 18 Uhr draußen“, sagt Kurt Papenhoff. Das sei naturnaher und artgerechter. Im Winter geht es von 10 bis 16 Uhr auf den Paddock, eine Auslauffläche aus Sand. „Vor der Dunkelheit holen wir die Pferde wieder rein. Als Fluchttiere würden sie sonst zu nervös werden und das könnte gefährlich sein, wenn wir sie wieder in den Stall bringen.“

Das übernimmt dann am Nachmittag die Mitarbeiterin von Kurt Papenhoff, ebenso wie die zweite Fütterung am Tag. So hat Papenhoff nachmittags Zeit, sich um andere Dinge auf dem Hof zu kümmern. „Irgendwas fällt da immer an.“

Großer Wandel über die Jahrzehnte

Eine eigene Reithalle gibt es auf dem Hof übrigens nicht. „Deshalb stellen bei uns auch vornehmlich Freizeitreiter und keine Turnierreiter ihre Tiere unter, da die Trainingsmöglichkeit fehlt“, sagt Papenhoff. Für Ausritte in die Natur gebe es aber genügend Möglichkeiten, beispielsweise ins Anger- und Schwarzbachtal oder nach Hösel.

Gut Zehnthof, das sich seit Generationen in Familienbesitz befindet, sei allerdings nicht immer ein Reiterhof gewesen, sagt Papenhoff. „Der Hof hat über die Jahre viele Wandel erlebt.“ Vor 25 Jahren begann alles mit dem ersten Pferd für Papenhoffs Tochter. 2002 wurde dann der letzte Stall umgebaut und die letzten Mastschweine verkauft.

In die Pferdebetreuung sei er nach und nach reingewachsen, sagt der gelernte Landwirtschaftsmeister. „Für mich ist das alles hier ja auch nicht nur Arbeit, sondern auch Hobby. Ich arbeite gerne mit Tieren in der Natur zusammen.“ Und das soll auch noch einige Jahre so bleiben. Sein Glück hat Kurt Papenhoff auf dem Reiterhof auf jeden Fall gefunden.

Lesungen im gemütlichen Backhaus

Gut Zehnthof hat nicht nur Pferdehaltung zu bieten. Das dazugehörige denkmalgeschützte Backhaus dient als Veranstaltungsort für Lesungen, Partys und vieles mehr.

Das historische Backhaus steht unter Denkmalschutz und wird regelmäßig für Veranstaltungen genutzt.
Das historische Backhaus steht unter Denkmalschutz und wird regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. © Ulrich Bangert

Beispielsweise liest dort die Ratingerin Christel Lueb-Pietron Werke zum Themenbereich ‘Kulinarisches trifft Literatur’ vor. Dort stellt sie verschiedene literarische Bücher unter unterschiedlichen Mottos vor. Natürlich ist bei den Veranstaltungen auch für frisch gemachte Verpflegung gesorgt.

Eine telefonische Anmeldung ist erforderlich. Ebenfalls unter dieser Nummer kann man die gemütlichen Räume für private Veranstaltungen mieten. Egal, ob für Konfirmationen, Hochzeiten oder sonstige Feierlichkeiten.

Brot nach alten Rezepten

Im historischen Backofen der Familie Papenhoff wird Brot nach alten Rezepten gebacken. Wenn gerade die Lust aufkommt, wird Brot frisch gebacken und verkauft. „Wir haben da aber keine festen Termine, an denen wir Brot verkaufen. Interessierte Leute können uns jederzeit fragen“, sagt Margret Cox-Papenhoff, die gemeinsam mit ihrem Mann Kurt Gut Zehnthof bewirtschaftet.

Familie Papenhoff ist also immer gut beschäftigt – nicht nur mit ihrer Pferdepflege.

>>> NEUE SERIE ZEIGT HÖFE DER REGION

  • In der neuen Serie ‘Bauernglück’ stellt die Heiligenhauser WAZ Landwirte aus der Umgebung vor. Im ersten Teil wurde über den Milchbauern Rudi Troost in Tüschen berichtet.
  • Wie produzieren die Betriebe heutzutage, welche Möglichkeiten und Notwendigkeiten treiben die Bauern um?
  • Bei Besuchen auf den Höfen blicken wir hinter die Kulissen und stellen die Landwirte aus der Nachbarschaft näher vor.