Heiligenhaus. . Rudi Troost hält auf seinem Hof in Tüschen Milchkühe. Die Arbeitstage sind lang, doch er mag die Arbeit mit den Tieren und die Selbstständigkeit.
- Zum Auftakt der WAZ-Serie ‘Bauernglück’ stellen wir Rudi Troost und seinen Hof in Tüschen vor
- Troost hält dort 40 Milchkühe und gibt einen Einblick hinter die Kulissen seines Betriebs
- Trotz der derzeitigen Schwierigkeiten mit dem Milchpreis ist Troost glücklich in seinem Beruf
Neugierig hebt die Kuh ihren riesigen Kopf und schaut, woher die lauten Rufe stammen. „Kooomm! Hier! Kooomm!“ schallt es mehrmals über die Weide. Als sich das erste Tier in Bewegung setzt, folgt nach und nach die ganze Herde, um Rudi Troost zu begrüßen. „Heute sind sie etwas scheu, wenn Fremde dabei sind“, sagt der Landwirt. Für die neue WAZ-Serie ‘Bauernglück’ (siehe Infokasten) zeigt der 51-Jährige seinen Betrieb in Tüschen, der bereits seit Generationen in Familienbesitz ist.
Der Arbeitstag beginnt für Rudi Troost jeden Tag in der Woche um 5.45 Uhr. „Dann werden die Kühe erstmal gemolken“, sagt der Landwirt. Dazu laufen die Kühe ohne Aufforderung in den Fischgräten-Melkstand. Rudi Troost hängt dann dem Tier das Melkzeug an den Euter – vier Rohre, mit denen die Milch abgepumpt wird. Zehn bis 15 Minuten dauert das pro Tier. „Jede meiner Kühe gibt pro Jahr ungefähr 7000 Liter Milch“, sagt Troost. Der zweite Melktermin des Tages ist immer gegen 18 Uhr. Die Rasse, Fleckvieh genannt, gebe nicht ganz so viel Milch, sei dafür aber sehr robust.
Ab zwei Jahren geben die Kühe erstmals Milch
Ab einem Alter von rund zwei Jahren werden die Kühe auf dem Hof zum ersten Mal besamt und geben Milch, wenn der Nachwuchs da ist. „Circa dreißig Jungtiere leben auf dem Hof“, sagt Rudi Troost. Die Bullen werden übrigens als Schlachtvieh verkauft. Das gilt auch für die weiblichen Tiere ab einem Alter von circa sieben aufwärts. Bis dahin können sie nämlich noch fleißig Milch geben.
Die wird vom Melkstand direkt in einen großen Tank geleitet – 3500 Liter fasst der große Metallbottich. „Hier wird die Milch auf rund vier Grad heruntergekühlt, damit sie nicht sauer wird“, sagt Rudi Troost. Alle drei Tage wird das weiße Nass mit einem Tankwagen abgeholt und zur Molkerei gebracht. Aus der Milch von Rudi Troosts Kühen werden später Produkte der Marke Landliebe.
Stall bietet ausreichend Platz für die Tiere
Nach dem Melkstand ziehen die Kühe erleichtert auf die Weide – zumindest im Sommer. Troost: „Von Mai bis Oktober grasen die Tiere draußen. Im Moment gibt es aber etwas wenig Gras, weil es seit Mai zu trocken war.“ Den Rest des Jahres sind die Tiere dann im Stall. Und der ist nicht ganz gewöhnlich.
Er misst 30 mal 30 Meter und bietet den Tieren durch seine Aufteilung besonders viel Platz. Im sogenannten Freiraumlaufstall gibt es nämlich keine einzelnen Boxen für die Tiere. „Auf der mit Stroh ausgekleideten Fläche können sie sich frei bewegen“, erklärt Troost. Gefüttert werden die Tiere in den kalten Monaten mit Getreide.
Futter wächst auf dem Feld nebenan
Das Futter für die Kühe wächst größtenteils auf den Feldern rund um den Hof in Tüschen – um den Getreideanbau kümmert sich vor allem Rudi Troosts Bruder Friedhelm: „Von den 85 Hektar sind rund 50 Hektar Ackerland und 35 Weideland für die Kühe“, erklärt Troost. Gefüttert werden die Kühe mit Gerste, Hafer und Mais. Weizen und Roggen werden auf dem Markt verkauft.
Auch Pensionspferde stehen bei den Troosts auf dem Hof, zudem züchten sie eine seltene Rasse Kaltblüter. Mit den vielen Standbeinen komme man finanziell gut zurecht, sagt Troost. Auch wenn der Milchpreis sich in den vergangenen Jahren nicht gut entwickelt habe. „Seit einigen Monaten hat er sich stabilisiert, liegt derzeit für uns Landwirte bei 36 Cent pro verkauftem Liter.“
Im Geschäft zahle der Kunde dagegen rund 1,10 Euro. Besonders größere Betriebe, die viel investiert haben, hätten Probleme. In Heiligenhaus gibt es neben Troost nur noch einen weiteren, kleineren Milchviehbetrieb in Heiligenhaus.
Dennoch ist Troost, gelernter Landwirtschaftsmeister, mit seinem Beruf glücklich. „Ich arbeite gerne mit Tieren und bin hier oft in der Natur. Ein Bürojob wäre nichts für mich“, sagt der Heiligenhauser Naturbursche.
Was er sich wünschen würde, wäre mehr Akzeptanz seitens der Hundehalter. „Wenn die ihre Tiere frei über die Felder laufen lassen, sind viele oft uneinsichtig, wenn man sie nett darauf hinweist, dass das nicht geht.“ Ansonsten ist der Landwirt aber rund um zufrieden mit der Freiheit und Selbstständigkeit, die ihm sein Beruf lässt.
>>> NEUE SERIE ZEIGT BAUERNHÖFE DER REGION
- In der neuen Serie ‘Bauernglück’ stellt die Heiligenhauser WAZ Landwirte vor.
- Wie produzieren die Betriebe heutzutage, welche Möglichkeiten und Notwendigkeiten treiben die Bauern um?
- Bei Besuchen auf den Höfen blicken wir hinter die Kulissen und stellen die Landwirte aus der Nachbarschaft näher vor.