Heiligenhaus. . Der Heiligenhauser ist durch das Sammelkartenspiel Magic bekannt. Er arbeitet auch für Computerspielefirmen, träumt aber von Hollywood.
- Künstler Nils Hamm hat Fans auf der ganzen Welt. Durch das Spiel Magic the Gathering ist er bekannt
- In der Spieleszene kennt man seine Arbeiten zudem durch Game of Thrones und World of Warcraft
- Durch einen Auftrag für ein Computerspiel hat er sich der Heiligenhauser einen Kindheitstraum erfüllt
Der Heiligenhauser Künstler Nils Hamm hat Fans auf der ganzen Welt. Er trifft sie meist auf Spielemessen in den USA, Japan oder in Europa. Einem breiten Publikum sind seine Werke durch das Sammelkartenspiel Magic the Gathering bekannt. Erkannt wird Hamm in seiner neuen Wahlheimat Heiligenhaus jedoch selten.
Dass er von seiner Kunst leben kann, dafür ist der 44-Jährige, der in Ratingen aufgewachsen ist, dankbar. „Gezeichnet habe ich schon als Kind“, erinnert sich Hamm und den Wunsch, das zum Beruf zu machen, habe er schon als Jugendlicher gehabt. Schuld daran sind Fantasyromane. Ihn faszinierten deren Cover. So zeichnete etwa Frank Frazetta muskelbepackte Barbaren, starke Amazonen und dralle Prinzessinnen oder Larry Elmore Kriegerinnen, Drachenreiter und Magier. Da war für den Jugendlichen klar: „Ich will Fantasyzeichner werden.“
Szenegröße Larry Elmore erkannte Hamms Talent
Als Hamm nach dem Abitur seine ersten Fantasy-Rollenspiele ausprobierte, bestärkte ihn deren Illustrationen darin. „Die Bandbreite der Kunstwerke hat mich total geflasht.“ Schließlich studierte er Grafikdesign und Illustration und entschied sich gegen einen sicheren Job wie Versicherungskaufmann. „Meinen Schritt habe ich nie bereut.“
In den Schoß gefallen sei ihm der Erfolg allerdings nicht. „Ich habe immer gezeichnet wie ein Wahnsinniger“, sagt Hamm. Doch etwas Glück hatte er in seiner Karriere durchaus. Künstler Larry Elmore spielte dabei eine entscheidende Rolle. „Ich habe ihn auf einer Convention in Wuppertal getroffen. Er ist ein supernetter, offener Typ.“ Bei dem Treffen auf der Messe habe Elmore Hamms Talent erkannt und ihn nach Amerika eingeladen, wo er in seinem großen Haus regelmäßig viele Künstler wohnen ließ. Es dauerte einige Zeit, aber in seinem letzten Studienjahr besuchte er Elmore in Kentucky.
Einen Kindheitstraum mit einem Computerspiel erfüllt
„Dort habe ich viele Kontakte und Freundschaften geknüpft“, sagt der gebürtige Ratinger. In den USA nahm er an einer großen Convention teil, am San Diego Comic Con. Seine Reise lohnte sich für ihn auch beruflich. Er bekam erste große Aufträge und fiel letztlich der Firma Wizards of the Coast auf, dem Branchenprimus der Sammelkarten, den Magic the Gathering groß gemacht hat.
Für einen Berufseinsteiger sei das fast wie ein Lottogewinn gewesen. „Wizards zahlen viel besser als alle anderen in Europa“, weiß Hamm. Und so erlangte er weltweite Bekanntheit in der Szene, hat inzwischen auch für die Kartenspiele World of Warcraft und Game of Thrones gearbeitet. Doch der 44-Jährige ist breit aufgestellt, hat schon für Rollenspiele gezeichnet, seinen eigenen Comic Astro herausgebracht, und ist mehrfach ausgezeichnet worden. Besonders freue ihn aber, dass er auch als Konzeptkünstler erfolgreich ist. Am postapokalyptischen Computerspiel Wasteland 2 war er beispielsweise beteiligt. „Damit habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt.“ Denn den Vorgänger hat er früher rauf und runter gespielt.
Hochschuldozent in Düsseldorf
Was kann jetzt noch kommen? „Mein absoluter Traum wäre es, an einem Hollywoodblockbuster mitzuwirken.“ Genial fände er, wenn seine Ideen bei Streifen wie ‘Conan der Barbar’ oder ‘Mad Max – Fury Road’ das Publikum vom Hocker hauen.
„Mein Herz hängt immer noch an der Fantasy“, aber das meiste Geld verdient der freischaffende Künstler als Hochschuldozent für Medien- und Spieldesign in Düsseldorf und mit Computerspielen, darunter „Torment – Tides of Numenera“. An Düsseldorfer Schulen hat er zudem einige Jahre Kunst-Arbeitsgemeinschaften betreut. Einige Bilder der Kinder hängen heute in seiner Wohnung in der Heiligenhauser Innenstadt, wo auch sein Studio ist.
„Es darf ruhig totales Chaos sein“
Seine Werke und seinen Stil konnten hiesige Kunstinteressierte beim Sommerfest im Alten Pastorat bestaunen. „Er ist sehr malerisch, aber nicht alles ist total detailliert“, beschreibt Nils Hamm ihn selbst. Er mixt viele Stile, malt mit Stiften, Acryl und Öl an einem einzigen Bild. „Wenn man nah herangeht, darf es ruhig totales Chaos sein.“ Fotorealismus mag er nicht, „ich lasse lieber offene, undeutliche Stellen in einem Bild. Der Betrachter muss es komplettieren, muss mitarbeiten.“
Dass er wohl nie ein berühmter Coverkünstler wie Frank Frazetta und Larry Elmore werden wird, wie er als Jugendlicher hoffte, stört ihn heute nicht. Er sieht sich jetzt vielmehr als Konzeptkünstler denn als Covermaler. Vor allem freut er sich jedoch, dass seine Bilder und seine Ideen den Menschen gefallen. Auch wenn ihn selbst meistens nur Magic-Spieler erkennen.