Heiligenhaus. . Ortsverband Heiligenhaus-Wülfrath besteht seit 60 Jahren. Eine Chronik erinnert an die Geschichte. Der Geburtstag wird am Samstag zelebriert.

Wenn sie zum Einsatz kommen, ist meist etwas Schlimmes passiert. Großbrand, Gasexplosion, Gebäudeeinsturz: das Technische Hilfswerk (THW) ist zur Stelle, wenn es richtig brenzlig wird. Und das per gesetzlichem Auftrag. In seiner Art ist die Hilfsorganisation wohl weltweit einmalig. Auch in Heiligenhaus sind die ehrenamtlichen Helfer seit Jahrzehnten aktiv.

Am Samstag feiert der Ortsverband Heiligenhaus-Wülfrath sein 60-jähriges Bestehen mit geladenen Gästen im Paul-Ludowigs-Haus in Wülfrath. Ein Geburtstagsfest mit Kuchen, Würstchen und Programm für alle soll es am 2. September auf dem hiesigen THW-Gelände an der Unteren Industriestraße geben.

Seit einem halben Jahrhundert dabei

Helmut Reiter ist nicht nur Verbandsältester, er gehört auch zu den Gründungsmitgliedern der Heiligenhauser Truppe. Der 77-Jährige ist seit 50 Jahren dabei und erinnert sich noch lebhaft an die Anfänge. Fünf Jahrzehnte ist es her, dass der Stützpunkt Heiligenhaus gegründet wurde, den Ortsverband Wülfrath gab es da schon seit zehn Jahren.

Helmut Reiter
Helmut Reiter © Heinz-Werner Rieck

Seit seinem Eintritt archiviert und sammelt Helmut Reiter alles, was mit seinem THW zu tun hat. Ihm ist es unter anderem auch zu verdanken, dass nun eine Chronik zum runden Geburtstag erstellt werden konnte. Alte Aufnahmen zeigen Reiter bei der Arbeit. „Ohne Helm und Handschuhe“, stellt Michaela Donner, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des THWs, fest und schmunzelt. „Die Sicherheitsstandards waren damals ganz andere. Heute wäre sowas undenkbar.“

Viele Artikel in der Rubrik

In der Chronik ist diese Fotografie nicht abgebildet, dafür zahlreiche Zeitungsartikel, Rückblicke und Glückwünsche. In dieser ist auch festgehalten, dass im Jahr 1994 der Verband aus der Nachbarstadt mit dem inzwischen aus dem Stützpunkt entstandenen Ortsverband Heiligenhaus zusammengelegt wurde. Heute zählt das örtliche THW 167 freiwillige Helfer, darunter 35 Kinder und Jugendliche, aus Heiligenhaus, Wülfrath und den umliegenden Städten.

Für Michaela Donner ist das Engagement nicht nur Ehren- sondern auch Familiensache. Denn ihre ganze Familie setzt sich beim THW für andere ein. Den Anfang machte der einst zehnjährige Sohn, inzwischen sind auch seine beiden Geschwister und die Eltern regelmäßig im Einsatz. „Raus aus dem Alltag, rein ins THW. Ich hätte nie gedacht, dass mir Technik so viel Spaß machen kann“, sagt Michaela Donner. Für die Heiligenhauserin ist das Engagement willkommene Abwechslung zum Bürojob. An der THW-Technik haben in Heiligenhaus jedoch überwiegend Männer Spaß.

Den 117 männlichen Helfern im Erwachsenenbereich stehen 15 Frauen gegenüber. Die ersten weiblichen Helfer traten in den 90er Jahren in den Ortsverband ein. Und sie tun der Truppe gut. Das finden auch die Männer. Etwa 80 000 ehrenamtliche Helfer sind deutschlandweit in den Ortsverbänden aktiv.

Auf Ausleuchtung spezialisiert

Rund zwölf Prozent der THW-Mitglieder sind weiblich. „Die Frauen lockern die Atmosphäre auf. Wir gehen hier sehr kameradschaftlich miteinander um“, sagt Helmut Reiter. Dabei findet sich für jeden eine passende Aufgabe. „Grundvoraussetzung ist neben der Volljährigkeit ein vollständiger Impfstatus“, erklärt Sebastian Schröder, stellvertretender Ortsbeauftragter.

Auf das Ausleuchten ist der Ortsverband spezialisiert.
Auf das Ausleuchten ist der Ortsverband spezialisiert. © Ulrich Bangert

Die Grundausbildung beim THW dauert ein halbes Jahr und wird vor Ort absolviert. Die ersten Grundlagen lernen die jüngsten THW-Mitglieder aber schon spielend in der Jugendgruppe. Damit sie später schnell reagieren können, wenn es mal wieder brenzlig wird. Mitmachen können Mädchen und Jungs bei der THW-Jugend, auch da hat der Ortsverband eine aktive Mannschaft. „Wir fahren im Sommer auch immer gerne zur Ruhr für Übungen“, berichtet Michaela Donner. Und da, gerade am Wasser, haben die Kinder immer jede Menge Spaß. Auch das soll die ehrenamtliche Arbeit nämlich vor allem machen.

Spaß, den hatten die Mitglieder trotz der ernsten Einsatzmöglichkeiten, auch immer während ihrer Übungen. So fahren auch die Erwachsenen oft zur Ruhr, um dort zum Beispiel zu üben, wie man ein Floß aus einfachen Mitteln baut.

Ob Deichverstärkung, Auspumpen von Kellern oder Beseitigung von Sturmschäden: das THW rückt aus. Alarmiert werden die freiwilligen Einsatzkräfte per Telefon oder SMS.

Früher fuhr man mit dem Moped herum und klingelte alle wach

Die Benachrichtigung war nicht immer so modern. „Früher fuhr einer mit dem Moped rum und klingelte die Kameraden wach“, erinnert sich Gründungsmitglied Helmut Reiter und schmunzelt. „Das THW ist die einzige Organisation, die in kurzer Zeit große Mengen an Material beschaffen kann“, erklärt er weiter. Bei Bedarf werde das Material bundesweit zusammengezogen.

Geholfen wurde auch bei einem Unfall in den 70er Jahren: Ein betrunkener Autofahrer hatte das Auto die Böschung heruntergefahren. Er ging selber zur Polizei – und schloss sein völlig zerstörtes Auto vorher sogar noch sorgfältig ab.
Geholfen wurde auch bei einem Unfall in den 70er Jahren: Ein betrunkener Autofahrer hatte das Auto die Böschung heruntergefahren. Er ging selber zur Polizei – und schloss sein völlig zerstörtes Auto vorher sogar noch sorgfältig ab. © THW

Der Ortsverband Heiligenhaus-Wülfrath ist dabei auf die Ausleuchtung spezialisiert und unterstützte mit seinem Lichtmastanhänger, liebevoll Lima genannt, in den vergangenen Jahren bei so manchem Großeinsatz im In- und Ausland. Viele Mitglieder kennen die Organisation schon von Kindesbeinen an. Rund 15 000 Junghelfern zwischen sechs und 17 Jahren bietet das THW deutschlandweit abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung.

Beim THW mitmachen

Wer das THW kennenlernen möchte, der kann einfach bei den samstäglichen Gruppenstunden auf dem Heiligenhauser Gelände in der Unteren Industriestraße vorbeikommen.