Heiligenhaus. . Viel los ist bei der Jugendfeuerwehr. Hier lernt der Nachwuchs schon für den echten Einsatz. Warum die Förderung für die Zukunft so wichtig ist.
- Ein spannendes Hobby verbindet die Mitglieder der Jugendfeuerwehr: Sie lernen bereits, wie man rettet
- Für viele ist es ein Traum, mit 18 dann auch in die echte Einsatzabteilung überzutreten - einige schaffen das auch
- Ohne die eigene Nachwuchsförderung würde der Freiwilligen Feuerwehr auch viel verloren gehen
Der Gong ertönt pünktlich um 19 Uhr. Der Leiter der Heiligenhauser Feuerwehr ruft alle auf der Wache anwesenden freiwilligen Feuerwehrleute zum Antreten zum Übungsdienst zusammen. Mit dabei ist Robin Reuschel, obwohl er an diesem Tag einen ganz besonderen Geburtstag feiert: Er wird 18. Mit das Wichtigste für Reuschel an dem heutigen Tag jedoch: Ulrich Heis heißt ihn in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Wehr willkommen. Ein weiterer Floriansjünger hat nun den Schritt von der Jugend- in die richtige Wehr geschafft.
„Ich glaube, ich werde erstmal ganz relaxed sein“, hatte Reuschel vor diesem Abend noch im Gespräch mit der WAZ gesagt. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt für Reuschel gar nicht: Kurz nachdem alle applaudierten und gratulierten geht es auch schon los mit dem Übungsdienst: Atemschutzeinsätze werden heute geprobt.
Für Einsatz lange geübt
Doch routiniert weiß Reuschel, was zu tun ist, denn schon seit einigen Jahren übt er für diese Einsätze ja bereits bei der Jugendfeuerwehr. „Wir haben hier schon eine ganze Menge gelernt, ich fühle mich gut vorbereitet,“ ist er zuversichtlich. An drei Probediensten hatte der junge Wehrmann bereits teilgenommen. Will man bei der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz mitmachen, dann sind zwei Lehrgänge nötig. Die hat Reuschel auch bereits hinter sich gebracht. Wie er sich seinen ersten richtigen Einsatz vorstellt? „Das wird bestimmt spannend. Aber der Gruppenführer wird mir sagen, was ich machen soll. Und ich will immer Einsatz zeigen.“
Und wie war es nun für ihn? „Also ich habe mich schon riesig auf den Tag gefreut, endlich bei den Großen mitmachen zu können. Ich war einfach sehr glücklich, als Ulrich Heis mich willkommen geheißen hatte. Der Übungsdienst war ein voller Erfolg für mich. Ich hatte richtig Spaß und habe mich auch schon richtig wohlgefühlt in der Gruppe.“
Feuerwehr macht in jedem Alter Spaß
Der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr, Nils Vollmar erklärt: „Die Jugendfeuerwehr nimmt nicht an Einsätzen teil, führt aber schon umfangreiche Übungen durch. So wird sicher trainiert und auf den Einsatzdienst vorbereitet.“ Mit 18 darf man zum ersten Einsatz und, so Vollmar, „ im Rahmen seiner Kompetenzen mit 16, 17 Jahren zur Ausbildung.“
Warum hat sich der Jugendliche eigentlich für dieses zeitaufwendige Hobby entschieden und spielt nicht, wie seine Freunde, Fußball oder betreibt andere Sportarten? „Die Kameradschaft bei der Feuerwehr ist schon super, außerdem erlebt man hier Dinge, die man sonst nicht erleben kann.“ Und meint damit nicht nur die Einsätze, sondern auch die gemeinsamen Übungsdienste, die Lehrgänge, die Freizeitfahrten wie zum Beispiel im letzten Sommer die Windsurfwoche an der Nordsee.
Technikinteresse ist bei vielen vorhanden
Außerdem ist Robin technisch interessiert: „Ich mache derzeit eine Ausbildung zum Karosseriebauer.“ Der Arbeitgeber hat auch kein Problem damit, dass Robin möglicherweise bald auch mal ehrenamtlich zum Dienst muss. „Der steht voll hinter mir.“ Technisch interessiert zu sein, das helfe schon ungemein bei der Feuerwehr, und so kam er auch zur Jugendmannschaft. „Sachen zusammenbauen, wie die Technik funktioniert, all das interessiert mich sehr und das kann ich nur hier in der Art und Weise machen.“
Viele Mädchen sind bei der Jugendfeuerwehr dabei
Ungefähr zwei Drittel der 90 Freiwilligen Feuerwehrleute in Heiligenhaus stammen aus der eigenen Nachwuchsschmiede. Nils Vollmar berichtet: „Wir werden dieses Jahr sechs Jugendfeuerwehrmitglieder haben, die 18 werden. Davon werden vier sicher in die Einsatzabteilung übertreten, das ist für uns natürlich ein großer Gewinn.“
Für Julia Hahn dauert es noch ein wenig, bis sie bei richtigen Einsätzen mitmachen darf, aber das ist auch ihr Ziel. Die 16-Jährige ist schon seit vier Jahren dabei. Hahn wurde Anfang des Jahres ganz demokratisch zur Gruppenführerin der Jugendfeuerwehr gewählt. Doch wie ist sie überhaupt zur Jugendfeuerwehr gekommen? „Mein Vater ist bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv, da kam man natürlich schon mal mit zur Wache. Ich fand das alles spannend, habe mal zugeschaut.“ So war die Tochter dann auch schnell begeistert von dem Ehrenamt ihres Vaters.
Spaß und Sport kombiniert
Ein anderes Hobby komme für sie nicht in Frage. Ihre Freundinnen haben schon mal nachgefragt, was Julia da so macht bei der Wehr. „Sie fanden das interessant, aber für sie wäre das wohl eher nichts“, berichtet Julia lachend. Doch anders als man denken könnte sind bei der Jugendfeuerwehr sogar viele Mädchen aktiv. „Für uns ist das genauso spannend. Man lernt so viel, jeder Übungsdienst ist anders, es ist nie langweilig. Oder nur ganz selten“, erzählt Julia Hahn, warum die Jugendfeuerwehr auch Mädchen ganz viel Spaß macht. Als Gruppenführerin muss sie sich auch durchsetzen können und spricht für ihr Team - Herausforderungen, die Hahn gefallen.
Verantwortung und Disziplin lernen
Gerade dieses Hineinwachsen in verantwortungsvolle Führungsaufgaben, dass findet Ulrich Heis, Leiter der Heiligenhauser Feuerwehr, einen wichtigen Beitrag, den die Wehr im Bereich der Jugendarbeit leiste. „Wir bilden hier seit Jahren so gut aus, dass viele so feuerwehrbegeistert werden, dass sie auch im Hauptberuf zur Feuerwehr gehen. Wir haben auch schon viele Führungskräfte aus unserem Team hervorgebracht“, berichtet Heis. „Hier lernt man Disziplin, Organisation, Struktur, das sind wichtige Werte.“
Doch Heis merkt, dass auch an der Wehr nicht die Realität vorbeigeht und es mit der Wertevermittlung schwieriger werde: Generell gebe es unter Jugendlichen heute ein Disziplinproblem. Natürlich treffe dies nicht auf alle Jugendlichen zu, aber man erlebe immer wieder bei einigen den Mangel an Respekt, Disziplin oder fehlende Leistungsbereitschaft. Das, was zuhause oftmals leider nicht mehr beigebracht werde, müsse die Feuerwehr auch hier leisten.
Kinderfeuerwehr soll es bald auch geben
Robin Reuschel weiß, was sein Chef meint: „Es gibt schon einige, da hat das hier nicht gepasst. Wir müssen schon diszipliniert sein, wir treten ja in Uniform für die Jugendfeuerwehr auch und präsentieren diese auch.“ Außerdem, so Reuschel: „Es macht hier viel Spaß, aber man lernt hier auch Disziplin. Man muss eben konzentriert sein und auf den Gruppenführer hören.“
Ein weiteres Projekt steht auch schon an: Bald soll es eine Kinderfeuerwehr geben für alle unter 12 (wir berichten noch ausführlicher).
>>> FEUERWEHR SUCHT NOCH HELFER
- Zum Übungsdienst kann man am nächsten Freitag, 24. März, um 19 Uhr zur Wache an die Friedhofsallee kommen. Dieser findet alle zwei Wochen statt. Die Jugendfeuerwehr trainiert alle zwei Wochen donnerstags, das nächste Mal am 30. März.
- Auf waz.de/feuerwehrleben gibt es alle bisherigen weiteren Folgen und Informationen zur Feuerwehr in Heiligenhaus. Die Feuerwehr hat auch eine eigene Facebookseite und eine Homepage: fw-heiligenhaus.de. Infos: 02056/93250