Heiligenhaus. . Ein großer Teil des gestreckten Rehwildes im Kreis kommt im Straßenverkehr ums Leben. Welche Gefahren das Streusalz für die Wildtiere birgt.
- Am Sonntagabend erwischte es innerhalb kurzer Zeit zwei Rehe an der Losenburger Straße in Heiligenhaus
- Auch in anderen Revieren in NRW sind in diesen Tagen vermehrt Rehe in Unfälle verwickelt
- Der Grund für diese Unfälle liegt für viele Jäger auf der Straße: das Streusalz
Zwei Wildunfälle an einem Abend in einem Revier, das erlebt Jagdaufseher Markus Schuster selten. Am Sonntagabend erwischte es innerhalb kurzer Zeit gleich zwei Rehe an der Losenburger Straße. Auch in anderen Revieren in NRW sind dieser Tage vermehr Rehe in Unfälle verwickelt. Der Grund dafür liegt für viele Jäger auf der Straße: das Streusalz. Um ihren Mineralmangel auszugleichen, lecken die Tiere das Salz vom Asphalt.
Ob dieser Umstand auch die Ursache für die beiden Unfälle an der Losenburger Straße war, kann Markus Schuster nur vermuten. „Die Rehe nehmen momentan alles auf, was sie finden können“, so der Jagdaufseher. Und solange die Waldbewohner noch Brombeerblätter bei der Nahrungssuche fänden, sei es verboten Notfütterungen anzubieten. Das besage das neue Jagdgesetz.
Mineralstoffe abseits der Straße
Um den Vierbeinern genug Mineralstoffe abseits der gefährlichen Straße anbieten zu können, hat Schuster in seinem Revier zwischen Losenburg und Dahlbeck einige Salzlecken aufgehängt. Die weißen Quader sind so angebracht, dass die Tiere dort ungestört Mineralien aufnehmen können. Auch die Salzsteine, die die Landwirte in der Region für ihr Weidevieh verteilen, werden vom Rehwild angesteuert. „Da bedienen sich alle“, sagt Gerd Spiecker, Vorsitzender der Kreisjägerschaft.
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Dass es in den vergangenen Tagen im Kreisgebiet generell vermehrt zu Kollisionen zwischen Autos und Rehen gekommen sei, die das Salz von der Straße lecken, kann Spiecker nicht bestätigen „Es könnte aber der Fall werden.“
Streusalz birgt Gefahren
Für Spiecker birgt das Streusalz in Hinblick auf das Rehwild noch ganz andere Gefahren. Denn durch den Einsatz des Mittels, sprieße das Grün an den Fahrbahnrändern im Frühjahr besonders kräftig und schnell. Und locke damit die Vierbeiner an den gefährlichen Straßenrand. Seiner Beobachtung nach, komme des deshalb vermehrt zu Kollisionen zwischen Auto und Rehwild.
Ein Großteil der „gestreckten“ Rehe im Kreisgebiet kommt bei Unfällen im Straßenverkehr um, heißt es von der Kreisjägerschaft. „Ein Viertel der Rehwildstrecke wird vom Straßenverkehr erledigt“, sagt Gerd Spiecker. 198 der 773 im Jagdjahr 2015/2016 getöteten Rehe kamen bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Im Jagdjahr 2014/2015 waren unter den 771 im Kreisgebiet zu Tode gekommenen Rehen sogar 217 Unfalltiere.
Tiere sind im Energiesparmodus
Um möglichst viele Wildunfälle zu verhindern, hat sich Gerd Spiecker für die Kreisjägerschaft an die Ursachenforschung gemacht. So hat er auch beobachtet, das manch eine Kollision beispielsweise mit Geocaching in Zusammenhang steht. „Wir arbeiten gut mit den Geocachern zusammen und sprechen uns ab, sobald uns etwas auffällt“, so Spiecker. Auch manche Gassi-Runde mit dem Hund scheuche das scheue Wild unbewusst auf und treibe es Richtung Straße.
Viele Rehe haben im Winter ihren Stoffwechsel herunter gefahren und leben im Energiesparmodus. Deshalb reagieren sie langsamer – auch wenn ein Auto auf sie zusteuert.
Blaues Licht schreckt das Rehwild ab
- Die blauen Reflektoren, die die Jägerschaft auch im Stadtgebiet an vielen Straßenbegrenzungspfählen angebracht hat, helfe dabei Wildunfälle zu verhindern.
- Das blaue Licht schreckt die Rehe ab und schützt sie so vor dem Tod auf dem Asphalt.
- Die Kreisjägerschaft möchte deshalb weitere Reflektoren an den Straßen installieren und denkt über einen Wiederholung der Aktion nach.