Heiligenhaus. Soziale Einrichtungen im Kreis Mettmann und in Heiligenhaus klagen über Bewerbermangel im Bundesfreiwilligendienst – anders als landesweit.

  • Allein die Bergische Diakonie könnte im Kreis Mettmann 20 Plätze im Bundesfreiwilligendienst besetzen
  • In Heiligenhaus hatte die Diakonie seit Jahren keinen „Bufdi“, auch die Lebenshilfe suchte vergeblich
  • Verantwortliche sehen unterschiedliche Gründe für den Mangel, der im Gegensatz zu NRW besteht

Während es in Nordrhein-Westfalen insgesamt mehr Bewerber als Plätze im Bundesfreiwilligendienst gibt, fehlen im Kreis Mettmann und in Heiligenhaus viele Freiwillige. Allein die Bergische Diakonie könnte kreisweit sicherlich 20 Plätze besetzen, findet dafür aber keine Interessierten, berichtet Susanne Ziegenhagen, Teamleiterin Personal. „Für die Stelle im Heiligenhauser Altenheim haben wir schon seit Jahren keinen mehr gefunden“, sagt Ziegenhagen. „Dieses Jahr haben sich so wenige beworben wie noch nie.“

Ähnliche Probleme hat auch die Lebenshilfe vor Ort. „Wir haben keinen Bewerber für unsere offene Stelle“, sagt Jörg Dornieden von der Lebenshilfe. Einzig die Caritas habe eine Freiwillige gefunden, sagt Gabriele Hühne, stellvertretende Leiterin im sozialen Dienst der Caritas.

Auch überregional keine weiteren Bewerber gefunden

Die Bergische Diakonie arbeitet derzeit im Kreis Mettmann mit drei „Bufdis“ – wie die Bundesfreiwilligen genannt werden. Ein weiterer fängt in Kürze an. Nicht mal überregional habe man noch Bewerber gefunden, die im Kreis eingesetzt werden könnten, sagt Susanne Ziegenhagen.

Ein Grund: „Es gibt mehr Studienplätze.“ Viele, die sich auf einen Studienplatz beworben hätten, hätten auch einen bekommen. Hinzu komme, dass viele Einrichtungen der Bergischen Diakonie nicht einfach erreichbar seien. „In Heiligenhaus bräuchten wir schon jemanden, der auch aus Heiligenhaus kommt.“

Kandidaten seien unzuverlässiger geworden

Jörg Dornieden von der Lebenshilfe sieht aber auch das Problem, dass die Kandidaten unzuverlässiger geworden seien. „Wir hatten einige Abbrüche im Bundesfreiwilligendienst.“ Außerdem sei bei vielen jungen Leuten wenig zeitliche Flexibilität vorhanden. „Bei uns arbeiten sie am liebsten in der Werkstatt mit, da gibt es gute Arbeitszeiten.“ In anderen Einrichtungen der Lebenshilfe gehöre auch einmal ein Spätdienst oder Wochenenddienst dazu.

Die Caritas hatte mehr Glück und beschäftigt derzeit eine Bundesfreiwillige. Um mehr könnten sie sich auch gar nicht kümmern, sieht Gabriele Hühne die Forderung mehrerer Verbände in NRW nach einer Ausweitung des Bundesfreiwilligendienstes skeptisch. Denn eine gute Betreuung gehöre mit dazu.

Freiwillige können viel lernen

Die jungen Menschen, die sich auf die Arbeit als Bufdi einlassen, könnten viel lernen – zumal viele ja schon nach zwölf Jahren mit der Schule fertig seien und dann noch Zeit bräuchten, sich zu orientieren, sind sich die Verantwortlichen einig. Und manchmal kann man so genau den richtigen Beruf für sich entdecken – so wie ein ehemaliger Bufdi der Lebenshilfe, der dort nun eine Ausbildung macht. „Der ist mit Leib und Seele dabei“, sagt Jörg Dornieden.

>>>FOLGEN FÜR DIE TÄGLICHE ARBEIT DER TRÄGER

  • Die fehlenden Freiwilligen haben auch Folgen für die tägliche Arbeit der Träger. Zum einen steige die Belastung der festen Mitarbeiter, sagt Susanne Ziegenhagen (Bergische Diakonie).
  • Zum anderen blieben freiwillige Betreuungsleistungen immer mehr auf der Strecke – von Krankenbesuchen über Einkäufe bis zu Freizeitaktivitäten.