Hattingen. Im Stadtteil-Check in Hattingen belegt Niederbonsfeld bei Seniorenfreundlichkeit den letzten Platz. Aber es gibt Widerspruch und woanders Kritik.
Die Zufriedenheit der Senioren in Hattingen fällt – je nach Angebot der Aktivitäten und Treffmöglichkeiten – in den Stadtteilen sehr unterschiedlich aus. Dabei scheint auch eine Rolle zu spielen, wie aktiv die Älteren selbst sind und ihr Leben gestalten.
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Auf Platz 1 bei der Seniorenfreundlichkeit liegt im Stadtteil-Check Niederwenigern mit der Note 1,9. Dahinter folgen - aber mit deutlichem Abstand - die Stadtteile Welper, Stadtmitte und Holthausen. Die rote Laterne trägt in der Bewertung der Leser Niederbonsfeld.
Argumente für Niederbonsfeld
Der agile Gerd Walther von der Aktionsgemeinschaft Winzermark allerdings sieht das völlig anders. Er betrachtet Niederbonsfeld als seniorenfreundlich. Walther ist sowohl mit der ärztlichen Versorgung zufrieden, als auch mit dem Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. „Ich denke, die fahren in einem akzeptablen Takt“, sagt er.
Vor allem das Sportangebot fürs Boulespielen, das er ins Leben gerufen hat, finde großen Anklang. „Zu uns kommen auch viele Essener. „Sie können am Sonntagvormittag und Mittwochnachmittag auf dem Platz spielen, und in 14 Tagen habe ich ein Gespräch mit dem Baudezernenten Hendrix. Da geht es um die Erweiterung des Platzes für mehr als 20 Personen. Außerdem wohnen die Senioren hier in bester Natur, hier können sich ältere Menschen nur wohlfühlen“, sagt Gerd Walther, der in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden ist.
Kritik von Ortsbürgermeisterin in Winz-Baak
Kritischer sieht ihren Stadtteil Winz-Baak, der bei der Befragung im Mittelfeld landete, Ortsbürgermeisterin Margot Dröge. Es sei schwer, an die einsamen Senioren heranzukommen, weil einfach ein idealer Treff fehle. Sehr aktiv sei tatsächlich Pfarrer Bodo Steinhauer von der Evangelischen Kirche. Der habe vor längerer Zeit sogar angeboten, dass für Senioren Einkäufe getätigt werden. Aber das Angebot sei nicht wirklich angenommen worden. „Vielleicht kennen viele die Möglichkeit nicht oder scheuen zurück, weil sie mit Kirche nicht verbandelt sind“, mutmaßt Dröge.
Dass es auf der Oberwinzerfelder Seite keinen Ankerpunkt an Einkaufsmöglichkeiten mehr gebe, sei ein großes Manko. „Früher war Edeka ein richtiges Kommunikationszentrum. Das ist alles weggefallen. Auf einen echten Bürgertreff kann man im Augenblick nicht zurückgreifen. Das trägt mit dazu bei, dass Senioren wirklich wenig Kontakt untereinander halten können“, glaubt die Ortsbürgermeisterin.
Senioren brauchen Treffs und Kontakte
Dass Kontaktmöglichkeiten für ältere Menschen an Nummer eins der Wünsche stehen, weiß auch die Vorsitzende des Awo-Stadtverbandes und der Awo Holthausen, Rita Heuer (70). „Die Treffen sind das A und O für die Senioren. Sie wollen lustige Nachmittage haben, spielen, lachen, kreativ sein, sich erzählen, was so alles in der letzten Zeit vorgefallen ist.“
Gesprächskreis geplant
Ein Angebot für Senioren hat der Freundeskreis der Stadtbibliothek, der jetzt Gesprächskreise organisiert. Ob früher wirklich alles besser war, darüber möchte der Freundeskreis mit älteren Menschen ins Gespräch kommen. Am Donnerstag, 6. August, findet um 17 Uhr in der Bibliothek im Reschop Carré 1 eine Informationsveranstaltung zum Thema: „Senioren begegnen und erinnern sich“ statt.
Die Initiative wird von Brigitte Schulz und Martina Przygodda geleitet. Die beiden Mitglieder des Freundeskreises werden bei der Veranstaltung die interessierten Senioren über Themen, Inhalte und Organisation der ab Ende August stattfindenden Gesprächskreise informieren.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich telefonisch unter 0178/9712534 oder per Mail unter martina.przygodda@web.de für die Info-Veranstaltung anmelden.
Überall da, wo ein solches Angebot zum Zusammensitzen fehle, wachse Einsamkeit und Unzufriedenheit. In Holthausen zum Beispiel gebe es nicht einmal ein Eiscafé, in dem man sich für ein Quätschchen treffen könne. Ansonsten seien auch die Awo-Sportgruppen – Boule und Wandern – richtig gut besucht.
Wohnen als Zukunftsaufgabe
Immer ein großes Thema ist und bleibt die Wohnsituation. Das weiß auch Sabine Werner, Sozialarbeiterin der Stadt im Seniorenbüro. Barrierefrei wohnen zu können oder ein betreutes Wohnen zu haben, wo man sich nicht immer selbst um das Mittagessen kümmern muss, sei für viele ein unerfüllter Traum.
Ansonsten liege die Stadt mit ihrem Beratungs- und Hilfsangebot im Seniorenbüro genau richtig, glaubt sie. „Unser Service wird von sehr vielen in Anspruch genommen, ob es um Heimunterbringung, Grundsicherung, Wohnraumumbau oder Freizeitangebote geht.“