Hattingen. Die Initiative „Hattingen will DSL” muss Bedarf an schnellen Internet-Zugängen nachweisen, um Fördergelder zu erhalten. Denn ob ISDN oder auch DSL: Es funktioniert im Hügelland einfach schlecht. Videokonferenzen sind nicht möglich, eine Datei herunterladen langwierig.

Wenn Frank Mickler in Oberstüter ein Fernsehprogramm aus dem Internet herunterladen will: „Dann lade ich Ostern 2012 noch.” Selbst bei einer zehnminütigen Sendung sei das in Hattingens Süden sehr mühsam. Denn ob ISDN oder auch DSL: Es funktioniert im Hügelland einfach schlecht. Videokonferenzen sind nicht möglich, eine Datei herunterladen langwierig.

„Und das, wo man heute sogar Bedienungsanleitungen für die Waschmaschine manchmal nur online bekommt”, sagt der 44-jährige Informatiker. Was den Vater zweiter Töchter besonders wurmt: „Die Kinder müssen für die Schule oft im Netz recherchieren”. Frank Mickler gehört mit Marc-André Weißel, Dr. Frank Eikmeier und Thorsten Maier zur Initiative „Hattingen will DSL”, die nun einen neuen Anlauf auf die Fördertöpfe nimmt.

Bedarf muss nachgewiesen werden

Den Leitfaden von der Landesregierung haben sie sich ausgedruckt, jetzt muss eine Erhebung her. Die muss nachweisen, dass im Süden der Stadt ein Bedarf an schnellen Leitungen besteht. Wie viele Haushalte sie dafür brauchen, steht nicht fest: 150 wären gut. Um diese zu erhalten, verteilen sie nun Postwurfsendungen mit Fragebögen. „Wir brauchen die Daten, um sie an die Stadt weiterzugeben”, sagt Marc-André Weißel. Denn die Stadt kann die Förderung beim Land beantragen. „Zuwendungen zur Förderung der Breitbandversorgung ländlicher Räume” nennt sich der Topf, an den sie wollen.

„2,2 Millionen stehen in diesem Jahr zur Verfügung”, sagt Stephan Malessa, Sprecher des NRW-Umweltministeriums. Wie viel Geld noch zu Verfügung steht, kann er nicht genau sagen. Aber: „Es ist noch genug da.” Der Haken für die Hattinger: „Sowohl der Antrag als auch die Ausführung müssen bis Ende 2009 abgeschlossen sein”, sagt Malessa. Das könnte knapp werden: Denn die Initiative hat gerade erst Gespräche mit Martin Serres und Georg Plaßmann von der Wirtschaftsförderung geführt. „Die Stadt prüft nun, Kosten und Bedarf”, sagt Stadt-Sprecher Steffen Heritsch. Dazu will sie zunächst mit der Telekom sprechen, die die Kosten vor geraumer Zeit mit 240 000 Euro beziffert hat. Das muss aber nicht mehr aktuell sein, weiß Marc-André Weißel: Vielleicht müssten die Kabel nicht in die Erde. Überlandleitung oder Richtfunktechnik wären heute möglicherweise günstigere Alternativen. Oder ein Verstärker zwischen bestehenden Netzknoten. „Vielleicht sind Funkfrequenzen durch die Umstellung von analog auf digital frei geworden”, sagt Mickler.

Maximalförderung von 200 000 Euro

Dann müssen sie noch die Voraussetzungen für den Antrag auf Fördergelder erfüllen: die Nachfrage nachweisen. Die bisherige Bandbreite muss weniger als einen Megabit betragen. „Es darf kein Unternehmen geben, das bereit wäre, die Kosten zu tragen”, sagt Malessa. Besteht diese Wirtschaftlichkeitslücke, gibt es eine Maximalförderung von 200 000 Euro pro Einzelvorhaben. Es ist eine Co-Finanzierung von Bund, Land und Gemeinde, bei der die Kommune zehn Prozent übernehmen muss.

Ob nicht abgerufene Gelder für Breitband nächstes Jahr dem gleichen Zweck zukommen, ist offen. Aber Stephan Malessa macht den Hattingern Hoffnung: „2010 sind 1,1 Millionen für die Breitbandförderung in ländlichen Räumen garantiert.”

Kommentar:

Niemand kommt am Netz vorbei

2,2 Millionen für die Förderung von Breitband in ländlichen Gebieten, nur in 2009, allein in NRW: eine ordentliche Summe. Natürlich ist Internet heute wichtig. Sicher kommt niemand mehr am Netz vorbei. Ob Gebrauchsanweisung, für Schul-Aufgaben oder E-Mail-Verkehr aus beruflichen Gründen. Dennoch könnte es auch verwundern, dass die Politik mitten in der Krise solche Summen bereitstellt. Der Sprecher des NRW-Umweltministeriums erklärt: Sogar aus dem Konjunkturpaket lässt sich Geld für Breitband abzwacken: mit dem Zukunftsinvestitionsgesetz gibt es Geld für Leerrohre. Erstaunlich, bedenkt man, wie lange viele Schulen vor sich hingammelten, bevor es dafür Geld aus dem Konjunkturpaket gab.