Hattingen. . Welche Pilze jetzt gesammelt werden können, warum man von manchen besser die Finger lässt und warum Pilze wichtig für das Ökosystem sind.

In den letzten zwei Wochen sind die Pilze sprichwörtlich aus dem Boden geschossen“, sagt Martin Maschka (29). „Nach unserer Pilzexkursion sind alle mit vollen Körben nach Hause gegangen.“ Der Naturführer bietet Pilzwanderungen an; dabei sammelt er mit Schulgruppen, Familien und Pilzliebhabern die essbaren Pilze nicht nur, sondern klärt in Pilzkursen auf über giftige und nicht-giftige Pilze. Und ruft „zu einem schonungsvollen Umgang“ mit diesen auf.

Stadtförster Thomas Jansen erklärt: Kleinere Pilze solle man stehen und sich vermehren lassen und grundsätzlich eine Fundstelle nicht „komplett abräumen“. Vor der Pilzwanderung solle man sich im Internet über mögliche Naturschutzgebiete oder Dickungen (dicht gewachsene und schwer begehbare Schonungen mit jungen Bäumen, die Wildtieren guten Schutz bieten) informieren. „Das Betreten und Pilzesammeln ist hier strengstens untersagt.“ Auch die mutwillige Zerstörung des Pilzbestandes ist strafbar und kann mit Bußgeldern belegt werden.

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Von Helene Seidenstücker

Maschka bedauert, dass es zu wenig Kontrollen in den Sammelgebieten gäbe: „Viele Leute sammeln viel zu viel oder zerstören zu viele Pilze. Die trampeln die einfach kaputt, weil sie nicht wissen, wie wichtig sie fürs Ökosystem sind.“ Unter der Erde wachsen und verzweigen sich nämlich über Jahrhunderte die Pilz-Mykel. Erst wenn sich diese männlichen und weiblichen Wurzelgeflechte unter der Erde treffen, entstehe der Fruchtkörper: der Teil, der am Ende auf dem Teller landet.

Und damit nichts Giftiges dorthin gerät, rät Maschka „unbedingt die Finger von allem, was man nicht kennt, zu lassen“. In Deutschland gebe es zig Pilz-Arten, deren ungiftige Sorte einen hochgiftigen „Zwilling“ hat. „Da ist die Gefahr groß, sich zu vertun. Manche sind so gefährlich, dass eine Berührung mit dem Finger ausreicht. Wenn man den dann in den Mund nimmt, kann man daran schon sterben!“

Nur zwölf Sorten

Auch der Hattinger Claudio Filippin (49) sagt „kein Risiko eingehen“. Er ist seit seinem vierten Lebensjahr begeisterter Pilzsammler: „Entweder man setzt sich mit Fachliteratur auseinander oder geht mit Leuten, die sich auskennen.“ Er selbst pflückt trotz Erfahrung nur zwölf Pilzsorten, „bei denen ich mir zu 100 Prozent sicher bin“. Die Einstellung einiger Pilzsammler ärgert ihn: „Hier und da wird Raubbau betrieben. Mir geht es um einen schönen Spaziergang mit einer interssanten Aufgabe, einem Glückserlebnis am Ende und um ein leckeres Pilzrisotto am Abend.“ Und wo findet man nun diese leckeren Pilze? „Pilzsammler verschweigen ihre Fundstellen und sammeln allein“, weiss der Stadtförster. Maschka will auch nichts sagen. „Kein Pilzsammler verrät seine geheimen Ecken. Aus Schutzgründen der Bestände.“ Sammel-Einsteiger sollten sich aber nicht entmutigen lassen und „eigene Erfahrungen machen“.