Hattingen. Rund 300 Patienten werden nach einer Zwangseinweisung in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Hattingen-Niederwenigern behandelt, weil sie sich oder andere gefährden. Chefarzt Dr. Thomas Zeit erklärt, wie psychisch Kranke auch vor sich selbst beschützt werden.
Einweisungen auf richterlichen Beschluss kommen in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik häufig vor, sind quasi an der Tagesordnungen. Mit Privatdozent Dr. Thomas Zeit, Chefarzt der Klinik am St. Elisabeth-Krankenhaus in Hattingen-Niederwenigern, sprach WAZ-Redakteurin Liliane Zuuring über Patienten, die nicht freiwillig auf der beschützten Station im Haus weilen, und über psychische Erkrankungen.
Früher sprach man von geschlossener Station. Warum die Umbenennung in beschützte Station?
Thomas Zeit: Weil beschützte oder beschützende Station eher das trifft, was wir tun, nämlich den Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen vor allem vor sich selbst zu schützen. Wir verfügen auf dieser Station über 21 Betten.
Wie viele Zwangseinweisungen haben sie im Jahr? Und wie viele Patienten behandeln sie insgesamt?
Etwa 150 Patienten werden von Ordnungsamtmitarbeitern gebracht, weil sie akut sich oder aber vor allem andere gefährden. Noch einmal zirka 150 kommen, weil zum Beispiel Angehörige eine Einweisung über das Amtsgericht veranlasst haben. Das ist nach dem Bundesgesetz möglich. Insgesamt - also auch auf der normalen Station - behandeln wir jährlich ungefähr 1900 Patienten.
Wie gehen Sie mit Menschen um, die sich und andere gefährden?
Wir haben zwei Räume zur Überwachung, dorthin kommen Gefährdete oder Gefährliche zunächst. Wir arbeiten dann mit einer Kombination aus Gesprächen und Medikamenten.
Wie lange verweilen Menschen auf der beschützten Station?
Das ist sehr unterschiedlich. Die Spanne reicht von wenigen Stunden, beispielsweise bei einem randalierenden Alkoholiker, der andere bedroht und sein Verhalten am nächsten Tag bereut, bis hin zu mehreren Wochen. Im Durchschnitt bleiben die untergebrachten Patienten aber vier bis sieben Tage. Wenn sie sich gebessert haben, können sie dann auf eine andere Station verlegt werden.
Gibt es Beschwerdemöglichkeiten? Gibt es Patienten, die abhauen?
Patienten können das Landgericht formlos anrufen, wenn sie nicht einverstanden sind mit der Einweisung. Sie bekommen von uns dann Zettel und Stift, wir legen das Schreiben aufs Fax. Entweichungen gibt es. Wir sind ja kein Gefängnis. Bei denen, die hier zwangseingewiesen sind, rufen wir die Polizei. Die kümmert sich dann.
Sie bieten hier auch ein Hirnleistungstraining an. Was ist das?
Bei Psychosen muss man Patienten früh wieder fordern. Wir nutzen das neuropsychologische, computergestützte Programm Cogpack, bei dem diverse Aufgaben gelöst werden müssen. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Gedächtnistraining.