Hattingen. . Der gebürtige Hattinger Boris Konrad gewinnt bei „Deutschlands Superhirn 2012“. Der Triumph bei der ZDF-Sendung für Gedächtniskünstler kommt nicht von ungefähr. In der 12. Klasse hat er mit dem Training begonnen. Im deutschen und im chinesischen „Wetten, dass...“ ist Konrad Stammgast.
Er kann sein Glück kaum fassen. Als sein Name fällt, reißt er die Arme hoch, um einige Sekunden später seinen Konkurrenten und gleich darauf Jörg Pilawa in die Arme zu fallen. Gewonnen zu haben. „Deutschlands Superhirn 2012“ zu sein. Im ersten Moment schwerlich begreifbar. Und doch verdient.
Boris Nikolai Konrads Sieg bei der Show im ZDF kam nicht von ungefähr. „Ich habe in der 12. Klasse zur Vorbereitung zum Abitur mit dem Gedächtnistraining begonnen und schnell gemerkt, dass es mir eine Menge Spaß macht“, so der gebürtige Winz-Baaker. Kurz nach seinem Abitur begann er intensiver zu üben, merkte, dass er wirklich gut war, in dem, was er tat und trat zum ersten Mal bei einem Turnier an – der Deutschen Meisterschaft 2003.
Ein 24-Stunden-Tag
Was danach kam, ist wohl Geschichte: Hochrangige Platzierungen bei Deutschen Meisterschaften, Weltmeisterschaften. Zahlreiche Fernsehauftritte beim deutschen und chinesischen „Wetten, dass...“-Format und anderen Wissens- und Rekordsendungen. Und fast beiläufig erfährt man, dass Boris Konrad mit seinen gerade einmal 28 Jahren erfolgreich Physik und angewandte Informatik mit den Nebenfächern Betriebswirtschaftslehre und Mathematik studierte, gerade dabei ist seine Doktorarbeit zu schreiben, momentan am Max-Planck-Institut für Psychiatrie forscht und zusätzlich Seminare zum Thema Gedächtnisleistung hält.
Klingt nach jeder Menge Arbeit und einem 24-Stunden-Tag. Für den jungen Doktoranden dennoch anscheinend kein Problem. „Alles, was ich tue, hat unmittelbar etwas mit Gedächtnistraining zu tun, das lässt sich alles leicht miteinander vereinen. Wenn ich nicht gerade für meine Doktorarbeit zu diesem Thema schreibe, übe ich oder halte Vorträge. Aber es dreht sich ja grundlegend immer um dasselbe,“ erklärt er mit raschen, verständlichen Worten. Er scheint trotz seiner zahlreichen Erfolge wirklich auf dem Boden geblieben zu sein.
„Ich war nie der Klassenbeste“
So geht Konrad mit seiner freundlichen Stimme und einem ansteckenden Lachen wie selbstverständlich auf die Frage ein, ob er immer so ein Überflieger gewesen ist: „Ich war zwar immer ein guter Schüler, aber wahrlich nie der Klassenbeste.“ Boris Konrads „Spezialgebiet“, wenn man so will, ist das Merken von Namen und Bildern. Auch seine Vorträge über Gedächtnisleistung drehen sich primär um diese Teildisziplinen. Da drängt sich die Frage auf: Warum traten Sie bei „Deutschlands Superhirn“ dann damit an, sich 33 Mal drei Würfelwerte zu merken, die Sie dann innerhalb von fünf Minuten wiedergeben mussten? „Ich habe mich in Absprache mit dem ZDF für diese Aufgabe entschieden. Außerdem hatte ich bereits Erfahrungen im Würfelstapeln.“
Die Aufgaben seiner Mitstreiter seien auch großartig gewesen, daher habe er nicht damit gerechnet zu gewinnen. Und trotzdem errang er den Sieg und begeisterte mit seiner Vorführung nicht nur die prominenten Gäste wie Andrea Sawatzki, sondern auch das Publikum, das ihn mit Mehrheit wählte.
Nach dem ganzen Trubel der letzten Tage – kurz vor der Aufzeichnung der Show fand die Weltmeisterschaft der Gedächtnissportler 2012 statt, Konrad wurde Vierter – gönnte sich der Hattinger eine Auszeit bei seiner Familie und genoss seine wohlverdiente Pause. Wort-Akrobat, Gedächtnissportler oder Genie? Vielleicht, aber so ist er doch vor allem eins: Ein Mann, der seine Leidenschaft zum Beruf machte und offensichtlich mehr als erfolgreich durch sein Leben geht. Zu Recht.