Hattingen. . Ein Vater (37) stach in Hattingen mit einem Messer auf seine Frau und die drei erwachsenen Kinder ein. Drei Opfer wurden dabei lebensgefährlich, eines schwer verletzt. Die Nachbarn sind entsetzt, die Familie wohnte noch nicht lange in der Gegend.

Kleine Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser reihen sich aneinander, eine Schrebergartenanlage mit weihnachtlich dekorierten Gartenhäuschen und akkurat geschnittenen Hecken zieht sich durch das Wohngebiet. Nein, die Hattinger Südstadt ist wahrlich kein Problembezirk. Um so entsetzter sind die Anwohner, dass sich am späten Dienstagabend eine Familientragödie direkt in ihrer Nachbarschaft ereignet hat: Ein 37 Jahre alter Familienvater hat mit einem Messer auf seine Ehefrau (44), die beiden Töchter (21, 20) und den Sohn (17) eingestochen.

Die 44-Jährige, die 20-Jährige und der 17-Jährige wurden lebens­gefährlich, die 21-Jährige schwer verletzt. Die Polizei bezeichnete ihren Gesundheitszustand am Mittwoch allerdings als „stabil“. Der Täter, der sich ebenfalls leicht verletzte, wird am heutigen Donnerstag dem Haft­richter im Hattinger Amtsgericht vorgeführt. „Zum Motiv der Tat gibt es noch keine Erkenntnisse“, erklärte Polizeisprecher Dietmar Trust am Mittwoch. Die Opfer waren noch nicht vernehmungsfähig, der mutmaßliche Täter verweigerte die Aussage.

Messerstiche in Bauch, Herz und Leber

Als sicher gilt, dass sich der ­17-jährige Sohn gewehrt und versucht hatte, seinen Vater im Kampf zu über­wältigen. Dabei zog sich auch dieser leichte Verletzungen zu. Zuvor soll er seinen Familienangehörigen aber mit dem Messer in den Bauch, ins Herz und in die Leber gestochen haben. Die Mordkommission Hagen und die Staatsanwaltschaft Essen ermitteln.

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Familie Ö. stammt aus der Provinz Erzurum in der Türkei, der Vater und die Kinder wurden in der Stadt Karayazı geboren, die Mutter in Hınıs. Beim heutigen Hafttermin wird ein Dolmetscher anwesend sein, „weil der Angeklagte noch nicht so lange in Deutschland lebt“, erklärte sein Verteidiger.

Nein, gut gekannt habe er die fünfköpfige Familie nicht, sagte ein direkter Nachbar. „Ich hatte das Gefühl, dass der Vater keinen Kontakt zu uns Nachbarn gesucht hat“, so der Mann weiter. Die Mutter sei da schon etwas zugänglicher gewesen. „Aber wenn von der einen Seite kein Interesse kommt, gibt man irgendwann einfach auf.“

Erschüttert zeigen sich auch andere Bewohner der Hattinger Südstadt. „Ich habe zwar das Blaulicht gesehen, aber natürlich nicht an so eine furchtbare Tat gedacht“, erzählt eine Anwohnerin. Einige Nachbarn erfuhren erst aus den Medien von der Tragödie, die sich in dem Vier-Familien-Haus abgespielt hat.

Vier Notärzte, fünf Rettungswagen

Aus Hattingen, Bochum und Witten waren Rettungskräfte angerückt, nachdem um 23.10 Uhr der Notruf eines Anwohners eingegangen war. Vier Notärzte und fünf Rettungswagen waren im Einsatz, sorgten für die Erstversorgung der Verletzten, intubierten, stabilisierten die Opfer. Anschließend wurden die Familienmitglieder in verschiedene Krankenhäuser in Hattingen, Bochum und Essen gebracht. Der zunächst geplante Einsatz eines Rettungshubschraubers für eines der Opfer wurde wegen der Witterung abgesagt.

Die Gedanken der Anwohner sind in diesen Tagen vor allem bei der Ehefrau und den drei Kindern der Familie Ö. „Man kann nur hoffen, dass sich die Frau und Kinder schnell von diesem Schock erholen“, so ein Nachbar. „Die körperlichen Wunden können heilen, aber die seelischen? Ich hoffe es sehr.“