Dortmund. Der Vater fuhr mit seinen beiden Kindern absichtlich mit dem Auto in den Dortmund-Ems-Kanal. Seine achtjährige Tochter überlebte die Nacht des Dramas nicht. Nun ist auch der fünfjährige Sohn verstorben. Die Polizei ermittelt gegen den 28-Jährigen wegen vorsätzlicher Tötung. Doch auch er schwebt noch in Lebensgefahr.
Die Familientragödie hat in den vergangenen Tagen die Menschen in der Region bewegt: Ein Familienvater war offenbar mit Absicht gemeinsam mit seinen beiden Kindern in den Dortmund-Ems-Kanal gefahren, um Selbstmord zu begehen. Feuerwehr und Rettungskräfte versuchten fieberhaft, die drei zu retten. Das achtjährige Mädchen überlebte die Nacht des Dramas nicht, der fünfjährige Junge und der Vater wurden reanimiert und ins Krankenhaus gebracht. Doch vergeblich: In der Nacht zum Montag ist der auch der Junge verstorben. Der 28-jährige Vater aus Dortmund schwebt weiterhin in Lebensgefahr.
Was zunächst nach einem Unfall aussah, könnte ein Verbrechen sein: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen vorsätzlicher Tötung.
Spaziergängerin wird Zeugin
Rückblick: Am vergangenen Dienstag um 21.05 Uhr geht ein Notruf bei der Feuerwehr ein. Eine Spaziergängerin hat am Dortmund-Ems-Kanal in Ellinghausen - direkt unter der Kanalbrücke an der Altmengeder Straße - einen silbernen Wagen gesehen. Dieser fuhr langsam am Uferweg entlang. Sekunden später hört die Frau einen lauten Knall, sieht, wie der Wagen ganz langsam im Wasser versinkt.
Zwei Minuten später beginnt eine dramatische Rettungsaktion. Taucher gehen ins Wasser, gelangen schnell an den silbernen Audi, der in fünf Metern Tiefe steht. „Beide Kinder saßen angeschnallt in ihren Kindersitzen auf der Rückbank“, erläutert Oberstaatsanwältin Dr. Barbara Vogelsang. Ihr Vater habe ebenfalls auf der Rückbank gesessen - nicht angeschnallt. Taucher holen zunächst die Achtjährige, dann den 28-jährigen Vater und zuletzt den fünfjährigen Sohn aus dem Auto. An Land versuchen Notärzte verzweifelt, die drei Menschen, die mindestens zehn Minuten unter Wasser waren, zu reanimieren. Fast eine Stunde lang. Schließlich haben sie Erfolg. Während die drei in einem sehr kritischen Zustand in Krankenhäuser transportiert werden, wird der Audi mit Luftkissen geboren und an Land geholt. Das Dach des Automatikwagens ist eingebeult, wie nach einem Überschlag, alle Fenster sind geöffnet. Auf der Hutablage ein Schild: Familienkutsche.
Auto stürzt in Kanal
Urplötzlich durchdringen gegen 22.30 Uhr Schreie die Stille am Kanal. Die Mutter der Kinder ist an der Unglücksstelle eingetroffen, wird von den Notärzten und Rettungssanitätern betreut. Sie hatte ihre Kinder vermisst, sich auf die Suche nach ihnen gemacht. Noch in der Nacht die schreckliche Nachricht: das achtjährige Mädchen hat es nicht geschafft. Sie stirbt in einem Krankenhaus. Nun ist auch der Junge tot.
Vater in Lebensgefahr
Am nächsten Morgen dokumentieren Kreidestriche am Ufer des Dortmund-Ems-Kanals davon, wo der Wagen ins den Kanal stürzte. Keine Bremsspuren. Einweghandschuhe und Kanülen zeugen von der dramatischen Rettung in der Nacht. Am Vormittag verdichten sich dann die Hinweise: Das war kein Unfall. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 28-jährigen Vater. Der schreckliche Vorwurf: Vorsätzliche Tötung.
Die Mutter lebte mit dem 28-Jährigen zusammen. Sie sind die Eltern der beiden Kinder. „Sie waren nicht getrennt“, erklärt die Oberstaatsanwältin. Ob die Kinder zunächst betäubt wurden und dann vom Vater ins Wasser gestürzt wurden, ist derzeit nicht geklärt. Noch in der Nacht vor Ort der schrecklichen Tragödie an der Kanalbrücke hatte die junge Frau den Helfern unter Tränen geschildert, dass alles, aber auch alles in Ordnung gewesen sei. Nichts habe darauf hingedeutet, dass etwas so Schlimmes passieren könnte.