Hattingen. . In sechs medizinischen Zentren in Deutschland wird im Kampf gegen Diabetes eine neue Methode angewendet. Eines dieser Zentren befindet sich im EVK in Hattingen

Diabetes Typ 2 – auch bekannt als „Alterszucker“ – trifft immer öfter auch junge Menschen. Übergewicht ist dabei eine der häufigsten Ursachen der Stoffwechselstörung. Den Betroffenen kann jetzt am Evangelischen Krankenhaus an der Bredenscheider Straße geholfen werden. Dort gibt es eines der sechs deutschen Zentren, in denen seit dem Jahr 2005 ein völlig neuer Ansatz zur langfristigen Kontrolle der Erkrankung entwickelt wurde.

60 Zentimeter langer Teflon-Schlauch

„EndoBarrier“ (innere Barriere) heißt die ursprünglich südamerikanische Methode. Sie ist als Hilfsmittel zwölf Monate parallel mit einem speziellen Ernährungs- und Sportprogramm für Typ-2-Diabetiker anwendbar.

„Es handelt sich dabei um einen dünnen, 60 Zentimeter langen und drei Zentimeter breiten, weichen, reißfesten und flexiblen Teflon-Schlauch, der unter Vollnarkose über den Mund in den Zwölffingerdarm eingeführt wird“, erklärt der Oberarzt die Methodik im Operationssaal. In nur einer halben Stunde sei dieser Eingriff abgeschlossen. Und das ganz ohne Narben zu hinterlassen. Nach der Implantation verhindere der Schlauch, dass die Nahrung die Darmwand an dieser Stelle berührt. Außerdem würden appetithemmende Hormone schneller freigesetzt. Die Folge: Die Patienten essen nur noch kleine Portionen und sind nach dem Essen trotzdem länger satt. Somit wirkt der „EndoBarrier“ rund um die Uhr – und das unbemerkt im Hintergrund. „Mit diesem Behandlungsverfahren soll Zeit gewonnen werden, die Lebensweise komplett umzustellen“, erklärt Oberarzt Dr. Johannes Diermann.

Im Evangelischen Krankenhaus ist die Behandlung neu. Das Team um Oberarzt Dr. Johannes Diermann besteht aus einer Reihe von Experten, darunter Diabetologen, Chirurgen, Psychologen sowie Gastroenterologen, die sich um Vor- und Nachuntersuchungen kümmern. „Alle zwei Wochen werden außerdem die Blutwerte der Patienten untersucht“, so Dr. Johannes Diermann.

Patienten sollen in der Lage sein, aktiver am Leben teilzunehmen

Ziel des „EndoBarrier“ sei es, dass die Ernährungsumstellung anhält, auch nachdem der Schlauch zwischen dem neunten und zwölften Monat entfernt wurde. Die Patienten sollen in die Lage versetzt werden, aktiver am Leben teilzunehmen. „Im besten Fall ist sogar ein Leben ganz ohne Diabetes-Medikamente möglich“, so Dr. Diermann.

Trotzdem sei es wichtig, nicht zu vergessen, dass es sich um einen medizinischen Eingriff handelt, der bestimmte Risiken birgt. Die „EndoBarrier“-Methode ist deshalb grundsätzlich nur bei Volljährigen anwendbar. Zudem muss bei Frauen eine Schwangerschaft zum Zeitpunkt des Eingriffs ausgeschlossen sein und während der Behandlung unbedingt vermieden werden. Obwohl die Methode nicht mit Medikamenten zusammen durchgeführt wird, verträgt sie sich nicht mit Schmerzmitteln wie Aspirin oder Dolormin, da dadurch Blutungen ausgelöst werden können.