Hattingen. Heute beginnen die Paralympics: Schwimmer Tobias Pollap aus dem Rauendahl hat bei den Olympischen Spielen für Sportler mit Behinderung Medaillenchancen. Erst 2008 war sein Potenzial von einem behinderten Leichtathleten entdeckt worden, schon ein Jahr später schaffte er es in den Landeskader NRW.
In vier Jahren vom Amateur zum Paralympics-Teilnehmer: Tobias Pollap aus Winz-Baak hat in kürzester Zeit geschafft, wovon andere Athleten ihr Leben lang träumen. Bei der Eröffnung der Olympischen Spiele für Sportler mit Behinderung in London am Mittwochabend ist der Schwimmer im deutschen Kader mit dabei – und er hat sogar Medaillenchancen.
Mit sechs Jahren begann Tobias Pollap, unter leichtem Druck seiner Mutter, – wie er heute lachend zugibt – mit dem Schwimmen. Sportliche Bewegung und die Gesundheit standen am Anfang im Mittelpunkt, zunächst noch als Breitensport, als bloßes Hobby. Heute sagt der 26-jährige aber: „Der Schwimmsport ist mein Leben, damit kann ich mich identifizieren.“
Erst 2008 vom Behindertensport erfahren
Zunächst war er beim VfL Niederwenigern aktiv, später bei der SG Ruhr. Er nahm am normalen Training teil, wobei manche Übungen an seine Behinderung angepasst wurden. Die Hemiparese, eine halbseitige Lähmung, die Unwissende im Alltag wohl kaum bemerken, gereicht ihm im Becken zum Nachteil. „Die Kraft links fehlt einfach. Das muss ich mit der richtigen Technik ausgleichen“, sagt er.
Erst im Jahr 2008 erfuhr Tobias Pollap vom Behindertensport, als sein Potenzial von einem behinderten Leichtathleten entdeckt wurde. Schon 2009 war er im Landeskader NRW, erreichte bei der WM in Eindhoven 2010 den siebten Platz. Mit der Silbermedaille bei der EM 2011 in Berlin schaffte er den Einstieg in den Bundeskader.
Quali-Norm schon 2011 geschafft
Im selben Jahr schwamm er schon die Qualifikationsnorm für London 2012. Damit war der erste Schritt für die Paralympics-Teilnahme aus dem Rauendahl getan. Welche deutschen Schwimmer wirklich teilnehmen dürfen, entschied dann eine Nominierungskommission unter Leitung der Bundestrainerin. „Man sollte eine Medaillenchance haben, möglichst unter den besten acht der Weltrangliste sein“, sagt Pollap. Am 21. Juli entschied die Kommission zu seinen Gunsten.
„Das war schon ein erfreuliches Gefühl“, sagt Tobias Pollap mit einem Augenzwinkern. Zeitgleich schrieb er an seiner Bachelorarbeit im Fach Wirtschaftswissenschaft in Bochum („Fördermaßnahmen der Bundesländer in Deutschland im Bereich des Behindertenleistungssports“), parallel zum Training versteht sich. „Ich wollte den Abschluss unbedingt vor London schaffen.“ In der vergangenen Woche hatte er den Abschluss endlich in der Tasche.
Seinen ersten Start hat Tobias Pollap am Freitag. Er schwimmt 50 Meter Schmetterling, 100 Meter Brust, 200 Meter Lagen, am selben Tag mit der Staffel über vier mal 100 Meter Freistil, danach noch über 100, 50 und 400 Meter Freistil. „Die besten Chancen habe ich wohl über 200 Meter Lagen“, meint er. Ein Podiumsplatz wäre natürlich schön, aber sein wichtigstes Ziel sei eine Verbesserung gegenüber der WM 2010. „Ich will einfach mein Bestes geben.“