Sprockhövel. . Klaus-Dieter Fahlenkamp (71) geht nach 54 Jahren als Tankwart Ende des Monats in Rente. Als er an der kleinen Haßlinghauser Aral-Tankstelle auf der Mittelstraße 64 anfing, waren die Zeiten für Tankwarte und Autofahrer noch ganz anders.

Heute ist es eher selten. Den Service – Luftdruck prüfen oder Scheiben säubern – gibt es nicht mehr oft an den Tankstellen und nur noch selten für Fahlenkamps Kunden.

„Mal für die ältere Dame“, meint Fahlenkamp. Und auch damit ist bald Schluss, endgültig. Fahlenkamp, ein Haßlinghauser Urgestein unter den Tankwarten, geht in den Ruhestand. Seine kleine Tankstelle wird abgebaut. „Am 30. April ist der Stichtag“, sagt er. Zwei Tage später sollen die Bagger anrollen, Tanks und Säulen werden gereinigt und demontiert. Einen Nachfolger zu suchen war von vornherein ausgeschlossen, sogar vertraglich.

Waschstraße würde zu teuer

„Das wurde schriftlich festgehalten. Höre ich hier auf, wird auch die Tankstelle abgebaut.“ Der Anfang vom Ende hatte übrigens mit der Waschstraße zu tun, die eine Rundumerneuerung brauchte. „Das hätte mich 80 000 Euro gekostet.“ Und die möchte er nicht mehr investieren. Schließlich sei er selbst nicht mehr der Jüngste und – streng genommen – hätte er schon seit sechs Jahren seinen Ruhestand genießen können.

Was er aber nicht wollte, denn die Arbeit bereitete ihm Spaß. Gearbeitet hat Fahlenkamp übrigens nicht zu knapp. „Seit 45 Jahren stehe ich 15 Stunden täglich hier, ohne Urlaub.“ Zu seiner Arbeit gehörte auch das Wechseln der Reifen oder ein ein Ölwechsel.. „Natürlich haben wir auch defekte Glühbirnen am Fahrzeug ausgetauscht“, fügt er hinzu.Vermissen wird er wohl seine Stammkunden, denn mehr als drei Viertel der Kundschaft besuchten vorzugsweise ihn.

Spritpreise immer ein Thema

„Da kam auch das eine oder andere Gespräch zustande“, erzählt er. In letzter Zeit klagten seine Kunden – natürlich – über die immer höher kletternden Spritpreise. „Daher kamen auch immer weniger. Zur Arbeit sind sie noch mit dem Auto gefahren, der Zweitwagen blieb aber in der Garage.“

Auch aufregend kann das Leben eines Tankstellenpächters sein.

Sogenannte „Wegfahrer“ habe es beispielsweise einige gegeben. Wegfahrer, das ist Tankstellenjargon für Fahrer, die er vorziehen, Fersengeld zu geben, statt zu bezahlen. Einige Einbrüche hat Fahlenkamp auch zu verzeichnen gehabt. Vor allem die Tabakwaren lockten. Sogar ein Überfall war dabei. „Meine Frau stand vorne, ich kam von hinten gerade an die Kasse“, erinnert er sich. Angst habe er nicht gehabt. „Verjagt habe ich den.“ Gebracht habe der Überfall dem werten Herr aber so oder so nichts. Soweit Fahlenkamp weiß, wurde er geschnappt und hat für seine Aktion fünf Jahre bekommen. Pech gehabt. Und ja, die Arbeit an der Tankstelle halte fit, sagt er lachend. Im Ruhestand werde er nun kleine Reisen unternehmen. „Ich möchte jetzt erst einmal Deutschland ein wenig besser kennenlernen.“