Hattingen. Noch immer gibt es keinen Käufer für das leer stehende Hertie-Gebäude an der Großen Weilstraße – und auch keinen Termin mehr. Gespräche mit Investoren laufen. Aber Recherchen der Hattinger Zeitung haben ergeben, dass ein Abschluss nicht absehbar ist.

Die Weihnachtszeit steht kurz bevor, doch das leer stehende Hertie-Haus an der Großen Weilstraße lädt nicht gerade zum Bummeln in der City ein. Gespräche mit einer Investoren-Gruppe laufen weiter, sie gestalten sich aber schwierig. Der Kaufpreis wird verhandelt, die Forderung liegt im zweistelligen Millionenbereich. Dagegen steht der Aufwand für die Sanierung. Recherchen der Hattinger Zeitung haben ergeben, dass ein Abschluss nicht absehbar ist.

Der Reihe nach: Im Mai war das Aus der Kaufhaus-Kette Hertie endgültig besiegelt, am 8. August wurde die Hattinger Filiale letztmals geöffnet. Doch schon Anfang Juni hatte es einen Interessenten gegeben, der sogar einen Vorvertrag unterschrieben hatte – mit zweimonatiger Exklusivität. Ende Juli sollte die Entscheidung fallen, erklärte Christoph Meyer vom Hertie-Vermarkter BNP Paribas Real Estate. Die Entscheidung gab es, der Investor zog wieder zurück.

Kaufland prüft Standort

Seit August ist nun eine andere Investoren-Gruppe interessiert. Vertraute wollen den Namen nicht verraten, sagen aber, dass sie bereits andere Hertie-Häuser gekauft hätten. Der Bonner Projektentwickler Phoenix und Rosco aus Bad Hersfeld dementieren auf Nachfrage der Hattinger Zeitung ihr Interesse, einzig Kaufland bestätigt, dass der Standort geprüft werde.

Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch hatte auf eine Entscheidung Mitte September, später Ende Oktober gehofft, doch inzwischen wird kein Datum mehr genannt.

Interessant: Besagte Investoren-Gruppe verhandelt direkt mit dem Gebäude-Eigentümer Dawnay Day in London. Von BNP Paribas Real Estate gibt es zurzeit keine Stellungnahme, weil der nach wie vor zuständige Christoph Meyer erkrankt ist.

Stadt mit Investoren im Gespräch

Auch die Stadt Hattingen ist mit den Investoren im Gespräch. Sie moderiert und unterstützt die Bemühungen. Zuletzt haben Bürgermeisterin Dagmar Goch, der Erste Beigeordnete Frank Burbulla und Baudezernent Wolfgang Schommer am 8. Oktober mit den Investoren zusammengesessen und Fragen der Bauordnung und des Planungsrechts diskutiert.

In anderen ehemaligen Hertie-Städten wurden unterdessen Zwischenlösungen gefunden. Vor allem im östlichen Ruhrgebiet gibt es mehrere Mieter, die für die zweimonatige Vorweihnachtszeit in die Häuser einsteigen, sich danach aber wieder verabschieden. In Velbert hat die Kaufmannschaft die Eigentümer davon überzeugt, dass die Schaufenster für eigene Werbung genutzt werden dürfen.

In Hattingen läuft die Anfrage, dass das Parkhaus mit seinem 320 Parkplätzen für die Zeit des Weihnachtsmarktes geöffnet wird. „Dann sollte es auf jeden Fall zur Verfügung stehen”, sagt Georg Hartmann vom Stadtmarketing. „Und dafür werden wir alle Forderungen, etwa Versicherungen oder Personal, erfüllen.”

Kommentar: Nicht nach der Stadt rufen

Hertie ist raus aus Hattingen. Das ist nicht neu und heute genauso schlimm wie vor drei Monaten. Für die Mitarbeiter war und ist es tragisch. In der Innenstadt wird von Tag zu Tag deutlicher, wie trostlos sie ohne das große Kaufhaus wird – trotz des Carrés.

Nach der Stadt zu rufen, ist in diesem Fall aber falsch. Denn nicht Dagmar Goch, Frank Burbulla oder die Wirtschaftsförderung vermarkten und verkaufen die Immobilie, sondern BNP Paribas Real Estate in Frankfurt und Berlin sowie Dawnay Day in London. Wie sehr sich der Eigentümer für sein Haus in Hattingen interessiert, hat er indes unter Beweis gestellt – so gut wie gar nicht.

Als positives Signal ist sicher zu werten, dass die Investoren jetzt direkt mit den Engländern verhandeln. Deren Gesprächsbereitschaft steigt offensichtlich. Vielleicht führen sie in der oft so harmonischen Vorweihnachtszeit zum Erfolg. mb