Deshalb engagiert sich Andreas Gehrke als zweifacher Vater beim Kinderschutzbund – als einziger Mann im Vorstand.
Am Weltkindertag ist Kinderschutzbund-Vorsitzende Heidemarie Lietz besonders dankbar für männliche Unterstützung: beim Luftballonaufblasen. Der Termin ist leider nur einmal im Jahr. Und Männer sind generell Mangelware im Ortsverein. Auch wenn einer die Internetseite betreut und andere hier und da helfen. Dabei ist „Kinderschutz auch Männersache”, sagt Andreas Gehrke.
Die jüngeren Bürger Hattingens lagen ihm schon immer am Herzen. Schließlich arbeitete der 45-Jährige, der seit März 2006 die Freiwilligenagentur der Stadt leitet, seit 1989 als Sozialarbeiter im Haus der Jugend.
Seit er Papa ist, und das zweifach, hat das Thema noch einmal eine ganz besondere und private Bedeutung für ihn bekommen. In den Elternkursen des Kinderschutzbundes sind Väter immer noch die Ausnahme. Auch wenn sie schon mal öfter auftauchen als früher. Oft schickt die Ehefrau, wenn sie einen Kurs besucht hat, ihren Mann später hinterher in ein Nachfolgeangebot.
Gehrke hat auch einen Kurs für „Starke Eltern, starke Kinder” besucht, um sich schlau zu machen. Darüber hinaus ist er Schriftführer beim Kinderschutzbund geworden und einziger Mann im Vorstand. Er würde sich „freuen, wenn weitere Männer sich dem Schutz der Schwächsten unserer Gesellschaft verschreiben würden und beim Kinderschutzbund mitmischen”.
Er ist dankbar für seine eigenen Kinder. Und drückt die Dankbarkeit aus in seinem Engagement beim Ortsverein. Aus langjähriger Erfahrung in der Jugendhilfe weiß er, „wie wichtig Förderung und gute Starthilfe für Kinder hinsichtlich einer unbelasteten und neugierigen Entwicklung sind”. Gehrke nimmt „Anteil am Leben aller Kinder unserer Stadt”.
Setzt er die gesellschaftspolitische Brille auf, „kommen Kinder bei der Verteilung von Ressourcen praktisch immer zu kurz”. Regierungsprogramme hätten zwar die Eltern als Wählerklientel im Auge, weniger aber strukturelle Verbesserung und die Lebenssituation von Kindern. Viele Bereiche seien auf ein nicht mehr vertretbares Maß zurückgefahren worden. Die Dokusoap über ausgeliehene Kinder ist Thema beim Gespräch. Dahinter steckt für Gehrke „ein fragwürdiges Menschenbild”. Angehen will er auch dagegen, dass Kinder als störend empfunden werden.
Sie wird Balu, der Bär
Den Eindruck macht sie schon, als brächte sie so schnell nichts aus der Ruhe. Doch wenn Bianca Kaufmann-Knob bewusst einen oder mehrere Gänge zurückschaltet, um als Mutter angemessen auf kindliches Rumpelstilzchen-Verhalten zu reagieren, dann „werd' ich Balu, der Bär”, sagt die Sozialpädagogin.
Dann fängt sie an, in Bildern zu denken, die sie auch für Kursteilnehmer beim Kinderschutzbund malt. Solche Veranstaltungsreihen bestreitet sie schon länger. Demnächst macht die 31-Jährige wieder Eltern in Patchwork- und Stieffamilien und ihren Nachwuchs sowie Mütter und Väter pubertierender Töchter und Söhne stark. Darüber hinaus hat der Ortsverein sie eingekauft, um seine Arbeit zu professionalisieren.
Seit Oktober 2007 stürzt sie sich in die Beratung von Eltern. Ob es um den Verdacht der Kindeswohlgefährdung geht. Oder darum, Grenzen zu setzen.
Viele Eltern seien unsicher. Ihnen fehlt der Rote Faden, das sichere Gefühl in der Erziehung. Gemeinsam versuchen Eltern, beides wiederzufinden mit ihrer Unterstützung. „Ihr seid die Experten eurer Kinder”, sagt Bianca Kaufmann-Knob. „Vertraut eurem Gefühl!”
Dem kann sie selbst inzwischen blind vertrauen, wenn es um Balu geht. Jenen Disney-Zeichentrickfilm-Bären, der es so mit der Gemütlichkeit hält. Und der sich Büschel in die Ohren steckt. Früher verwandelte sich die Kursleiterin gedanklich bewusst in das Pelztier, das nichts aus der Ruhe bringt. Inzwischen geht das automatisch. Balu legt sie auch den Eltern ans Herz. Als Notausgang, damit sich Konflikte nicht hochschaukeln. Sie versichert: „Die Kurse machen richtig Spaß.”
Montags von 13 bis 15 Uhr ist sie ansprechbar in der Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes. Vorsitzende Heidemarie Lietz verweist Anrufer bewusst auf diesen Termin der Sozialpädagogin. Mit ihr möchte sich der Kinderschutzbund „fachlich absichern”. Vorteil der Professionalisierung: „Wir müssen nicht immer an andere Institutionen verweisen”, so Lietz.
Gerne verweist der Kinderschutzbund aber auf seine Kurse. Manche Teilnehmer kommen mehrfach.