Stefan Filthaut wog 200 Kilogramm. Magen-Bypass und gesunde Ernährung haben geholfen das Gewicht zu halbieren.
In der Mittagspause joggt er. Seit zwei Wochen jeden Tag. Das macht nicht jeder – und ist dennoch nicht ungewöhnlich. Wer die Gesichte von Stefan Filthaut (31) kennt, denkt anders darüber.
„Im November 2007 habe ich 200 Kilo gewogen”, erzählt er. Bei einer Größe von 1,85 Meter. Heute wiegt der selbstständige Kaufmann 105 Kilogramm, spielt wieder Basketball, geht zum Schwimmen. „Was das für mich bedeutet, kann sich ein Menschen mit normalem Gewicht nicht wirklich vorstellen”, sagt er.
Stefan Filthaut hat sich einen Magen-Bypass operieren lassen – einen extra abgetrennten Magen. Der sorgt dafür, dass er nur kleinere Mengen isst. „Sachen, die ich gerne esse. Nudeln mit Tunfisch, Salat, Obst, auch Steaks. Zwar ist die Menge reduziert, aber auch weil ich es will.”
Seit er sich erinnern kann, habe er sich übergewichtig gefühlt. Mal mehr, mal weniger. „Schlank war ich nie”, sagt er. Mit 18 Jahren wiegt Filthaut 115 Kilogramm, obwohl er kein Sportmuffel ist. „Ich habe einfach nur immer gerne gegessen und getrunken.”
Filthaut weiß, was er falsch macht. Und versucht abzunehmen. Immer wieder. Es folgen Kuren und Diäten, alleine oder in Gruppen, mit und ohne ärztliche Betreuung. Im Alter von 25 Jahren steigt sein Gewicht auf 165 Kilogramm. Schwankt, sinkt und steigt, bis die Waage am Ende 200 zeigt.
„Die definitiv größte Hürde war mir selbst einzugestehen, dass ich es alleine nicht schaffe”, sagt Stefan Filthaut im Rückblick. Dabei sei genau das sein Motto gewesen.
Sein Hausarzt habe ihn Ende 2007 geradezu überreden müssen zum Chirurgen zu gehen – Dr. Helfried Waleczek vom Evangelischen Krankenhaus in Hattingen. Der sagt ihm auf den Kopf zu: „Allein schaffen Sie es nicht.” Das sei hart gewesen, aber Filthaut hat es nicht bereut.
Denn sein Alltag war eingeschränkt: „Die längste Strecke, die ich gegangen bin, war die Länge meines Autos”, erzählt er. Und die Modeabteilungen habe er gar nicht mehr wahrgenommen.
Die Magen-Bypass-Operation sieht er als die Lösung. Danach beginnt der im sauerländischen Hemer lebende Filthaut Anfang 2009 das Optifast-Programm. Denn: „Ich fiel in alte Verhaltensmuster zurück.” Er sei ein emotionaler Esser, gerne aus Langeweile, beim Fernsehen oder beim Autofahren.
Zwölf Wochen lebt Filthaut nun von fünf Eiweiß-Getränken am Tag – das sieht Optifast vor. „Die ersten zwei Tage waren sehr hart”, sagt er. So lange nichts zu essen: eine Horrorvorstellung. Aber die Gruppe im Adipositas-Zentrum habe ihm geholfen. Nach den drei Monaten lernt er neu zu essen. Und fühlt sich wohl. „Ich möchte aber noch ein Uhu werden – einer unter hundert Kilogramm”, sagt er.
Der nächste Schritt folgt im November 2009. Mit einer Operation entfernen Ärzte das überschüssige Hautgewebe. Filthaut: „Für mich ist das der persönliche Abschluss.”
Kampf dem Körperfett
Am Anfang steht das Ende. Denn Chirurg Dr. Helfried Waleczek schildert die operative und damit letzte Möglichkeit das Übergewicht zu behandeln. Die Risiken einer Operation würden denen des Übergewichts gegenüber gestellt. Bei Menschen, die zwischen 150 bis 200 Kilogramm wiegen, falle die Entscheidung oft zugunsten der Operation. Mögliche lebensbedrohliche Folgen des Gewichts: Diabetes, Stoffwechselerkrankungen, Bluthochdruck und Gefahren für das Herz-Kreislauf-System.
Der Chirurg des EVK nennt den 40 Zuhörern im Alten Rathaus zwei Methoden: Magenband oder Magen-Bypass. Das Erste sei auf dem Rückzug. Essen und Trinken müsse der Patient langsam und zeitlich getrennt. Das neue Sättigungsgefühl müsse erlernt werden. Zweite Möglichkeit: ein Magen-Bypass. Dabei geht das Essen in einen Extra-Magen. Dadurch fühle sich der Mensch schneller gesättigt. „Eine effektive Kontrolle des Gewichts sei möglich”, sagt Waleczek. Lebenslang müssten jedoch verstärkt Calcium und Vitamine zugeführt werden. Ebenso wichtig: eine fettarme Ernährung mit viel Eiweiß.
Aus eigener Erfahrung berichtet Stefan Filthaut, der sich diesem Eingriff unterzogen hat und sein Gewicht von 200 auf 105 Kilogramm gesenkt hat. Dazu hat er sich dem Optifast-Programm unterzogen, dass Dr. Thomas Hulisz vom Adipositas-Zentrum Bochum vorstellt. Dabei kooperiert er mit Waleczek vom EVK.
Damit es nicht so weit kommt, erklärt Antje Potthoff vom Ortho-Mobile die Vorbeugung. Wichtig sei die negative Energiebilanz. Also: mehr verbrauchen, als aufnehmen. Und die Ernährung müsse der Mensch umstellen. Wichtig sei die Freude am Sport. Und dabei speziell die Mischung aus Ausdauer- und Krafttraining.