Viele Wahlhelfer, kaum Politiker, keine Bürger – das war der Wahlabend im Rathaus.
Wo auch immer die Hattinger den Ausgang der wieder einmal richtungsweisenden Bundestagswahl verfolgt haben – im Rathaus an der Roonstraße waren sie nicht. Wo bei der Kommunalwahl vor vier Wochen noch dichtes Gedränge herrschte, bewegten sich die Besucherzahlen am Sonntagabend im einstelligen Bereich. Und auch die meisten Hattinger Politiker verbrachten die zwei Stunden der Stimmauszählung woanders.
Für Bürgermeisterin Dagmar Goch (SPD) und ihren Ersten Beigeordneten Frank Burbulla (CDU) Grund genug, sich zu fragen, ob sich der Aufwand der offenen „Wahlparty” mit Ergebnisdienst und Mineralwasser wohl gelohnt habe.
Ganz sicher nicht gelohnt hat sich der gestrige Abend für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. „Ich habe mit Verlusten in dieser Größenordnung nicht gerechnet”, sagte Dagmar Goch, die den Abend mit wenigen Parteifreunden und Ratskollegen von CDU und Grünen vor dem Fernseher in ihrem Konferenzzimmer verbrachte. Verstehen könne sie den Unmut vieler abgewanderter Wähler schon, sagt die Bürgermeisterin mit Blick auf die Agenda 2010 und die Rente mit 67. Die Bundes-SPD müsse sich nun neu finden.
Positiv sieht Goch an diesem Tag nur eines: Im Rückblick sei das sehr gute Kommunalwahlergebnis noch einmal höher zu bewerten. Der Wähler könne differenzieren.
Noch höher hängt Gerhard Nörenberg natürlich das Abschneiden der Bundes-CDU. „Das ist ein tolles Ergebnis für Angela Merkel”, so der CDU-Partei- und Fraktionschef. Und: Das Gesamtergebnis zeige, dass sich die Bürger eben doch ein bürgerliches Bündnis wünschten. Gemischte Gefühle bei Frank Staacken von den Grünen: „Es ist ja schön, dass unser Ergebnis im Bund jetzt zweistellig ist. Ich hätte aber dort wie hier mehr erwartet.”