Hattingen/Sprockhövel/EN-Kreis. Mehr Frauen ans Steuer! Damit die Busse der VER weiter durch Hattingen, Sprockhövel und den EN-Kreis rollen, gibt‘s eine besondere Offensive.

Mit einem Mangel an Busfahrerinnen und Busfahrer kämpft die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) schon länger. Jetzt startet das Unternehmen in Hattingen, Sprockhövel und dem EN-Kreis eine neue Offensive – inklusive Teilzeitangeboten!

Mit einem Schnuppertag nur für Frauen warb die VER jetzt um neue Mitarbeiterinnen. Weil bis Ende 2027 insgesamt 30 von 330 Mitarbeitenden bei der VER in Rente gehen werden, ist die Verkehrsgesellschaft ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden – auch nach Frauen, die in Teilzeit arbeiten möchten. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Peter Bökenkötter.

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„Wir haben unseren Personalbestand wieder vollständig auffüllen können. Wir haben dieses Jahr aber auch wieder viele Rentenabgänge und wir sind daher ständig in Akquise nach Personal“, sagt Bökenkötter.

Beim Schnuppertag der VER durfte jede der sieben teilnehmenden Frauen eine Runde mit dem Bus über das Gelände drehen.
Beim Schnuppertag der VER durfte jede der sieben teilnehmenden Frauen eine Runde mit dem Bus über das Gelände drehen. © ENK | UvK

Weil der Arbeitsmarkt abgegrast sei, möchte die VER nun auch gerade Frauen für den Beruf der Busfahrerin in Teilzeit begeistern. „Da sind das Jobcenter und die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises auf uns zugekommen, dass wir doch mal einen Schnuppertag speziell für Frauen machen, weil das so nicht bekannt ist, dass wir doch recht flexible Arbeitszeitmodelle anbieten können.“

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Die Angst, dass sich Frauen gegen einen eventuellen Angriff im Fahrdienst schlechter wehren könnten als Männer, kann Bökenkötter ausräumen. „Angriffe auf Personen sind überall möglich. In unseren Bussen ist es aber so, dass da schon eine soziale Kontrolle herrscht, weil mehrere Personen im Fahrzeug sind. Und wir haben die Schutzscheibe, die unsere Leute, die das Lenkrad in der Hand halten, auch in gewisser Weise schützt.“

Kameraüberwachung in Bussen neu verbaut

Darüber hinaus sei eine Kameraüberwachung in den Bussen der VER neu verbaut. „Der Fahrerarbeitsplatz wird aber verpixelt. Nur, wenn es Übergriffe auf die Mitarbeitenden gibt, wird das Material herangezogen. Es ist aber Gott sei Dank so, dass sich Übergriffe auf unsere Leute ganz arg in Grenzen halten. Das letzte Mal hatten wir so etwas vor zwei Jahren. Im eher kleinstädtischen, ländlichen Bereich ist das nicht so virulent wie im großstädtischen Kontext“, beruhigt Bökenkötter. Auch der Vandalismus in den Fahrzeugen sei bei weitem nicht so hoch wie in den Ruhrgebiets-Metropolen.

Peter Bökenkötter ist Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr.
Peter Bökenkötter ist Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr. © Frank Sonnenberg

Die Krankenstände, die im vergangenen Herbst dazu führten, dass die VER ihr Fahrplanangebot reduzieren musste, seien im Moment wieder weniger. „Aber sie bleiben auf einem durchgehend hohen Niveau. Es ist aktuell nicht so katastrophal, wie es im Winter gewesen ist. Aber seit Corona hat sich was geändert bei den Kolleginnen und Kollegen“, erklärt Bökenkötter. Die Krankenquoten seien deutlich höher als sonst. „Wir sind da immer noch bei rund 15 Prozent.“

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Die VER habe darauf im Herbst mit Reduzierungen der Fahrpläne reagieren müssen. „Wir hatten aufgrund der hohen Krankenstände etwa fünf Prozent des Fahrplanangebotes eingeschränkt, um das andere zuverlässig erbringen zu können.“ Das sehe nun besser aus.

Tarifverhandlungen mit Verdi bereiten Sorgen

Nicht ausschließen kann Peter Bökenkötter allerdings Ausfälle aufgrund von weiteren Tarifstreiks. In Bezug auf die derzeitigen Tarifverhandlungen mit Verdi sieht der VER-Geschäftsführer noch keine schnelle Einigung. „Wir haben gerade die aktuelle Manteltarif-Diskussion. Da sind wir gerade mitten in den Verhandlungen. Da geht es auch um sechs zusätzliche Entlastungstage für die Mitarbeitenden im Jahr. Wenn wir das machen, bräuchten wir 15 Prozent mehr Personal. Ich wüsste nicht, wo wir die im Moment herkriegen sollten. So verständlich das auch ist.“

Drei Verhandlungsrunden hätten bisher mit Verdi stattgefunden, die letzte wurde vom Gewerkschaftsleiter abgebrochen. Neue Streiks sind also vorprogrammiert: „Im Moment läuft die Urabstimmung und nach Ostern rechnen wir mit einer deutlichen Ausweitung der Streikaktionen durch Verdi.“

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Gleichzeitig läuft bei der VER die Personalsuche, auch wenn gerade genug Kräfte vorhanden sind. Was ist aus Sicht der Verkehrsgesellschaft ein geeigneter Mitarbeiter? „Idealerweise sollte der Mitarbeiter schon einmal den Bus-Führerschein mitbringen“, sagt Bökenkötter mit einem Schmunzeln. „Und es sollte unbedingt eine Kontaktfreude da sein und die Bereitschaft, Service machen zu wollen. Und wir haben sieben Tage die Woche Dienst. Das heißt, dass man auch bereit sein sollte, am Abend und am Wochenende zu arbeiten.“