Hattingen. Der bekannte Cartoonist Jan-Michael Richter alias Jamiri verarbeitet das WG-Leben mit Eltern und der Katze in dem Buch „Hikikomiri“.

Jamiri alias Jan-Michael Richter ist der Cousin des Fußballers Mehmet Scholl. Der bekannte Comiczeichner wohnt seit einiger Zeit in einer Mehr-Generationen-WG in Hattingen - und zwar mit Mama, Papa und Katze. Wie das läuft, hält er, na klar, als Comic fest.

Der Comic trägt den Titel „Hikikomiri – oder Mama, Papa, die Katze und ich“. Drei Tage nach dem Erscheinen fiel im Hause Richter die Heizung aus. Die Veröffentlichung trägt dafür keine Verantwortung, wohl aber dafür, dass sich die Katze angesichts der neu gewonnen Popularität jetzt „vor Paparazzi“ fürchtet, scherzt Richter, der keine Lesungen macht, weil er dafür „zu schüchtern“ ist.

Jamiri aus Hattingen spricht über seinen neuen Comic

Also muss man schon selbst lesen, will man wissen, wie es im Hause Richter in Blankenstein zugeht. Der aus Japan stammende Begriff Hikikomori beschreibt Menschen, die sich in ihrem Kinderzimmer isolieren. In Hattingen gibt‘s Hikikomiri. Wobei Jamiri sich schon noch außerhalb dieses Habitats zeigt, nämlich auch mal im Wohnzimmer und Garten. Manchmal wagt sich Space Jamiri ins Sperrfeuer im Ennepe-Sektor. Und Asyl findend in Sprockhövel steht er vor der Entscheidung: Blankenstein oder Welper.

Jan-Michael Richter, Jamiri, Hattingen 
Jan-Michael Richter, Jamiri, Hattingen  © WAZ

Der Band beginnt mit einem Foto plus Kommentar. Diese Einleitung führt schon mitten in die liebevolle Familienfehde. Und das Buch endet versöhnlich mit einem Foto aus 1967 der Familienmitglieder, die sich da auf knapp 50 Seiten soeben selbstironisch beharkt haben.

Eltern schließen sich konspirativ gegen den Autor zusammen

Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode: Das lässt Shakespeare Hamlet sagen – und damit beschrieben werden könnten auch die Familienzustände. Wie die Eltern sich konspirativ als eingeschworenes Team anschicken, den eigenen Sohn in den Wahnsinn zu treiben, um sich gleich darauf wieder gegenseitig einen Seitenhieb zu versetzen, wie sie Jan-Michaels philosophischen Exkurs-Versuche mit einer knappen Bemerkung erden, wie Dialoge angesichts von Hörproblemen ablaufen: Alles das ist höchst vergnüglich. Ob wahr oder erfunden, ist egal. Die Szenen sind wahrscheinlich und perfekt pointiert bescheren sie Wiedererkennung und voyeuristisches Vergnügen.

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Denn da möchte man zur hübsch geschwungen Türklinke greifen, um ins Wohnzimmer oder das grün gekachelte Badezimmer mit dem achtlos hingeworfenen Heizkissen einzutreten. Da möchte man sich neben die Katze an den Esstisch setzen oder an den Gartentisch mit dem Kuchen zum 53. Geburtstag. Die fotorealistischen Zeichnungen mit ihren Details lohnen längere Blicke.

Wohngemeinschaft Eltern und erwachsener Sohn als Erfolgsmodell?

Die Comics hat er mit seinen Eltern abgesprochen. „Natürlich hätte ich ohne ihr Einverständnis das so nicht gemacht. Wir werden sehen, wie sie ihren neuen Prominentenstatus verkraften“, so Jan-Michael Richter.

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Ob die Wohngemeinschaft Eltern-erwachsener-Sohn denn ein empfehlenswertes Modell ist? „Nächste Frage“, kommentiert Richter und bedenkt seinen Rückzug von Essen nach Hattingen so: „Nach 30 Jahren in Essen musste ich mich erstmal reakklimatisieren. Ich glaube, die etwas ruhigere Taktung hier passt gut zu meinem fortgeschrittenen Alter.“

Berühmter Fußballer-Cousin Mehmet Scholl kommt im Comic nicht zu Besuch

Jan-Michel Richters berühmter Cousin Mehmet Scholl übrigens kommt in dem Band nicht zu Besuch: „Es gibt ja mehrere Comics mit Mehmet und mir. Weitere Informationen über meinen berühmten Cousin darf ich nicht preisgeben.“

Für die Stadt Essen hat Richter kürzlich „Essen Day & Night“ gezeichnet und dem Bürgermeister übergeben. Ob er sich das für Hattingen auch vorstellen kann? „Bekäme ich einen Auftrag, wäre es mir Vergnügen und Ehre zugleich.“

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