Hattingen. Kathleen Schmalfuß von „Gesine Intervention“ nennt die neuesten Zahlen zu häuslicher Gewalt, Warnsignale – und Hilfsangebote für Betroffene.
Das eigene Zuhause ist für viele Frauen der gefährlichst Ort, sagt Kathleen Schmalfuß (43) vom Verein „Frauen helfen Frauen/Gesine Intervention“. Mehr noch: Die Fälle, in denen Frauen in Deutschland Partnerschaftsgewalt erleben, sind zuletzt stark gestiegen – und damit auch auch der Bedarf an Beratung und Plätzen in Frauenhäusern. Anlaufstellen für Betroffene gibt es dabei auch im Ennepe-Ruhr-Kreis.
„Es geht bei allen Formen von Gewalt immer um Macht und Kontrolle“
Vier Beratungsstellen betreibt „Gesine“ – darunter eine im Bürgerzentrum im Holschentor. Das niederschwellige Angebot richtet sich dabei nicht zuvorderst an Betroffene von häuslicher Gewalt, sondern an alle Frauen mit Beratungsbedarf. Doch nicht selten werden im Verlauf eines Gespräches auch persönlich erlebte Erfahrungen mit Gewalt – körperlicher, sexualisierter, psychischer, struktureller – zum Thema. „Es geht bei allen Formen von Gewalt immer um Macht und Kontrolle. Die jeweiligen Partner führen keine Beziehung auf Augenhöhe“, sagt Kathleen Schmalfuß.
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Ein wesentliches Ziel der Frauenberatung in solchen Fällen sei es dann, von häuslicher Gewalt Betroffene in ihrer Persönlichkeit zu stärken, auf dass sie selbstbestimmt über ihr weiteres Leben entscheiden können.
Hier gibt es Hilfe
Frauen, die Gewalt in Partnerschaften erfahren, können sich an die Beratungsstelle im Holschentor, Talstraße 8, wenden, 02324-38093050.
Frauen können mit ihren Kindern auch direkt Hilfe im Frauenhaus des EN-Kreises suchen, 02339-6292.
An gewaltaktive Menschen, die ihr Verhalten ändern möchten, richtet sich das Angebot „Toni“ (Tatorientierte nachhaltige Intervention), 02336-4759194.
Alle drei Angebote gehören zu „Gesine Intervention“.. Spenden werden dringend benötigt – auf das Konto des Fördervereins Frauen helfen Frauen EN, IBAN DE05 4525 0035 0012 6005 57.
Ein erstes Warnsignal, dass sich eine Beziehung in eine schlechte Richtung entwickelt, ist es dabei zum Beispiel, wenn der Partner grundlos eifersüchtig ist. Oder wenn er einem verbietet, mit anderen Menschen zu sprechen, immer genau wissen will, was man tut, einen grundlos beschimpft, heimlich beobachtet, sogar mitten in der Nacht anruft, nennt Kathleen Schmalfuß Beispiele.
Die jüngsten Daten zur Gewalt gegen Frauen von 2022 haben dabei auch Kathleen Schmalfuß erschreckt: Alle vier Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Partnerschaftsgewalt, jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex)-Partnerin. Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen, so die Sozialarbeiterin, „hat massiv zugenommen“.
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Stark nachgefragt bleibt nicht zuletzt daher weiterhin auch das Frauenhaus im EN-Kreis mit insgesamt 25 Plätzen. „Nach einem Platz fragen dabei nach wie vor wesentlich mehr Frauen in Not an als wir aufnehmen können“, sagt Kathleen Schmalfuß. „Und auch die Ausstattung und Finanzierung unseres Frauenhauses sind leider immer noch nicht bedarfsgerecht.“
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