Ennepe-Ruhr. 27 Jahre war Rolf-Erich Rehm Kreisbrandmeister für den Kreis mit Hattingen und Sprockhövel. Er erinnert sich an die großen Katastrophen der Zeit.

Rolf-Erich Rehm muss doch schon eine ganze Weile überlegen und erbittet sich ausreichend Zeit für einen Blick ins eigene Gedächtnis. Denn es waren unzählige Einsätze, die ihn in seiner langen Dienstzeit als Kreisbrandmeister geprägt haben. Zum Teil sind sie schon sehr lange her. Rehm koordiniert seit 1996 von der Kreisleitstelle aus nicht nur die Feuerwehr des EN-Kreises. Jetzt hat er sich in den Ruhestand verabschiedet. Dabei bleiben ihm doch ein paar Großeinsätze im Gedächtnis.

2001

Im Sommer 2001 brannte in Wetter das Firmengebäude der Edelstahlzieherei Mark (EZM). Zwei Tage hatte Rehm die Leitung vor Ort. Bei den Löscharbeiten gelang versehentlich Wasser über eine Drehleiter in ein Siedebad, wodurch es eine heftige Explosion gab. „Sie war draußen deutlich zu hören. Es war ein Geräusch als ob 20 Hagelschauer gleichzeitig herunterprasseln. Der Boden hat ordentlich gebebt“, so Rehm über die Situation.

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Kreisbrandmeister Rolf-Erich Rehm erinnert sich an die größten Katastrophen in seiner Dienstzeit im Ennepe-Ruhr-Kreis.
Kreisbrandmeister Rolf-Erich Rehm erinnert sich an die größten Katastrophen in seiner Dienstzeit im Ennepe-Ruhr-Kreis. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Sein erster Gedanke: „Hoffentlich ist keiner von uns verletzt.“ Er holte sich zügig Rückmeldungen ein und es konnte schnell Entwarnung gegeben werden. Schlimme Verletzungen erlitt niemand. Und vorweg: In all den Jahren sei glücklicherweise niemand im Einsatz verstorben. Rehm: „Das wäre für mich das Schlimmste gewesen.“

2007

2007 wurde der Einsatz vor und während des Sturms Kyrill aus dem Kreishaus gesteuert. „Es war anfangs recht schwierig, da viele Rettungswagen gar nicht zum Ziel ausrücken konnten. Teile der Bevölkerung waren durch gefallene Bäume komplett abgeschnitten. Wir haben damals beispielsweise mit Bauern oder Jägern kooperiert. Jeder, der eine Säge zur Verfügung hatte, ist ausgerückt“, weiß Rehm. Seine Dienstzeit an den kritischen Tagen: 12 bis 18 Stunden am Stück. „Wir haben im Kreishaus in Feldbetten geschlafen, teilweise auf dem Flur.

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2014

Zu einem Großbrand beim Automobilzulieferer WKW Faulenbach im Sprockhöveler Gewerbegebiet rückte Rehm 2014 mit sehr vielen Einsatzkräften aus dem Kreisgebiet aus. Das komplett neu gebaute Betriebsgebäude stand in Flammen. „Als ich von Hagen aus auf die Autobahn gefahren bin, habe ich schon die Rauchwolke gesehen. Da wusste ich: Es wird ein längerer Einsatz“, erinnert sich der Kreisbrandmeister. Zudem war eine Spezialeinheit aus Dortmund dabei, weil erst nicht klar war, ob Fluss- oder Salzsäure durch die Löscharbeiten freigesetzt worden war.

2015

Das Werk Oberbaustoffe in Witten lernte Rehm im Sommer 2015 durch einen Großbrand kennen. Dort werden Weichen für die Deutsche Bahn hergestellt, es ist bundesweit der einzige Standort. „Wenn das Werk komplett abgebrannt wäre, hätte die DB keine Weichen mehr gehabt“, erzählt Rehm.

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Dennoch mussten er und seine Kollegen schauen, ob die Innentemperatur es ermöglicht, noch hineinzukommen. Der Brand war schwierig zu bekämpfen. „Wir kamen an den eigentlichen Brand im Dachbereich gar nicht heran. Eine Privatperson hatte uns angeboten, mit einer Drohne in das Gebäude zu fliegen. Wir waren dankbar und konnten schauen, wie weit wir einrücken können und ab wo wir nur noch einen Wasserwerfer aufstellen.“

2017

Das Stadtgebiet Witten rief den Hagener 2017 erneut auf den Plan. In der großen Kunststofffabrik Pelzer breitete sich ein Großbrand aus. „Es war viel Arbeit und wir haben dort sehr viel Wasser verbraucht“, hat er noch genau in Erinnerung. Die technische Einsatzleitung hatte er gemeinsam mit Verantwortlichen aus Hattingen und Witten.

2021

Bei der Hochwasserkatastrophe vor zwei Jahren befand sich Rehm im Büro – 72 Stunden am Stück. Er hat erneut direkt im Kreishaus geschlafen. „Kräfte aus übergeordneten Hilfsorganisationen sind ins Aartal gefahren, aus Bad Münstereifel und Schleiden. Wir haben von Schwelm aus beim Koordinieren mitgeholfen. Neben dem Überblick, den wir uns im eigenen Kreis verschaffen mussten“, so der 64-Jährige. Jetzt freut sich Rehm, einfach mal das Handy um 22 Uhr auszuschalten und durchzuschlafen.

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