Hattingen. Tatenlos wollen Ukrainerinnen in Hattingen dem Krieg nicht zusehen, starten Aktionen. Natalia Dievina erzählt vom Leid der Kinder und Mütter.

„Als im Juni Kyiv wieder heftig angegriffen wurde, war es unerträglich, das Geschehen aus weiter Ferne zu verfolgen“, beschreibt Natalia Dievina das Gefühl der aus der Ukraine Geflohenen, die in Hattingen eine Bleibe gefunden haben. Alle wollten etwas tun, das Leid mildern – und haben dafür das Kultur- und Charity-Fest am und im Reschop-Carré organisiert – als Auftakt für die Spendenaktion „Hattingen hilft den Kindern von Kyiv“. Wie schwierig deren Leben derzeit ist, weiß Natalia Dievina. Sie erzählt von dramatischen Zuständen.

Die studierte Hochschulpädagogin und Organisationsmanagerin ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Yan, ihr Jüngster, ist ein Jahr alt. Er ist in Kyiv geboren. Als es durch Angriffe bedingt keinen Strom mehr gab, musste seine Mutter den Kinderwagen 13 Etagen hoch- und runtertragen. Es gab kein Wasser, keine Sicherheit. „Da war mir klar, ich muss weg.“ Im November 2022 floh sie nach Deutschland. Mit und für ihre Kinder.

Kultur- und Charity-Fest der Ukrainerinnen in Hattingen als Start für Spendenaktion

In der Ukraine zurück blieben nicht nur ihre Eltern, sondern viele Mütter und Schwangere, mit denen sie sich zusammengeschlossen hatte – um Babynahrung, Kleidung, Windeln zu organisieren in einer aus dem Alltag gerissenen Stadt. Die Gruppe arbeitet mit Hilfsorganisationen zusammen.

Spendenaktion

Die Menschen aus der Ukraine, die in Hattingen leben, haben das Fest mit Ehrenamtlichen des Kontaktcafés und mit organisatorischer Unterstützung des Hattinger Vereins „Hand in Hand mit der Ukraine e.V.“ sowie der städtischen Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration vorbereitet.Von dem Erlös des Festes sollen Hygieneartikel und Babynahrung gekauft werden, die vom Verein Hand in Hand mit der Ukraine e.V. ins Land gebracht werden.Sachspenden werden parallel auch im Haus Bredenscheid an der Schulenbergstraße, im Familienzentrum Unter dem Regenbogen an der Jugendherbergstraße 10 sowie nach individueller Absprache vom Verein Hand in Hand für die Ukraine in Niederwenigern (Telefon 0177 16 92 839) entgegengenommen.

Mit den Müttern in Kyiv steht Natalia Dievina weiter in Kontakt. Viele kennt sie noch persönlich, weiß, dass es „zu Beginn des Krieges in der Gruppe schwangere Mütter gab, die die Stadt einfach nicht verlassen konnten. Es war riskant, denn es bestand die Möglichkeit, dass sie in einem Zug oder Bus entbinden. Angst und Verzweiflung brachten uns zusammen – und bis heute hilft uns unsere gegenseitige Unterstützung beim Überleben.“ Von einer Mutter ist sie sogar gebeten worden, Patin ihres Babys zu werden. Noch immer organisiert sie aus der Ferne die Gruppe in Kyiv mit.

Die Lage für Mütter und Kinder in der Ukraine spitzt sich immer weiter zu

Darum weiß sie, dass sich die Lage in der Stadt zuspitzt, denn „jetzt suchen viele Mütter aus anderen Städten mit ihren Babys Zuflucht in Kyiv – und nur gemeinsam können wir diesen Kummer aushalten.“ Und weil sie diesen Müttern und Kindern helfen möchte, ihnen das geben möchte, was sie dringend brauchen – nämlich Babynahrung und Hygieneartikel – hat sie das Fest als Spendenaktion mit vielen anderen zusammen organisiert.

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Dieses Motiv haben Ukrainerinnen und Ehrenamtliche aus Hattingen wie Christine Krex vom Café in Frieden im Pastor-Schoppmeier-Haus auf Taschen und Rucksäcke gemalt, um sie beim Kultur- und Charity-Fest für die Ukraine, das am Samstag am Reschop stieg, zu verkaufen. Mit den Spenden sollen Babynahrung und Windeln für Kinder in Kyiv gekauft werden. Der Verein „Hand in Hand mit der Ukraine e.V.“ aus Niederwenigern wird für den Transport sorgen.
Dieses Motiv haben Ukrainerinnen und Ehrenamtliche aus Hattingen wie Christine Krex vom Café in Frieden im Pastor-Schoppmeier-Haus auf Taschen und Rucksäcke gemalt, um sie beim Kultur- und Charity-Fest für die Ukraine, das am Samstag am Reschop stieg, zu verkaufen. Mit den Spenden sollen Babynahrung und Windeln für Kinder in Kyiv gekauft werden. Der Verein „Hand in Hand mit der Ukraine e.V.“ aus Niederwenigern wird für den Transport sorgen. © Café in Frieden | Christine Krex

Natalia Dievina lernt gerade Deutsch – und sieht wie alle Aktiven das Fest als Möglichkeit, mit Deutschen ins Gespräch zu kommen, ihre Kultur und Traditionen auch zu vermitteln. Darum gab es am Samstag viel Live-Musik, Verkaufsstände, Aktionen, ukrainische Suppe und auch selbst Gefertigtes zum Verkauf wie Taschen und Rucksäcke mit einer Friedenstaube in den Farben der ukrainischen Flagge.

Ehrenamtlich aus der Ukraine und Deutschland planen weitere Aktionen

Für die dreifache Mutter ist an eine Rückkehr in die Ukraine – in den Krieg – erst mal gar nicht zu denken. Sie und ihre Kinder haben Fuß gefasst. Sie zurückzubringen in eine Angstsituation, das will sie nicht. Angst hat sie indes um ihre Eltern. „Sie sind schon älter und es ist sehr schwer für sie, ihr Zuhause zu verlassen. Wir rufen uns ständig an und unterstützen uns gegenseitig. Es ist so wichtig zu wissen, dass unsere Lieben am Leben sind. Und ich bin all den Menschen mit einem großen Herzen, die bei der Organisation der Veranstaltung helfen, so dankbar.“

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Denn viele Ehrenamtliche aus der Ukraine und Deutschland haben sich daran beteiligt. Das soll auch nicht die letzte Veranstaltung gewesen sein: „Wir wollen weiterhin Menschen aus anderen Regionen unterstützen“, heißt es.

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