Hattingen. Rund 600 Menschen haben mit dem Aktionsbündnis „Buntes Hattingen gegen Rechts“ demonstriert. Warum das ein starkes Zeichen für Demokratie ist.

„Das ist das Zeichen, das wir nach draußen senden wollen“, ruft Bürgermeister Dirk Glaser den Menschen auf dem Untermarkt zu. „Das ist das bunte Hattingen, das wir wollen – für freie Meinungsäußerung, gegen gefährliche Schwurbelei.“

Rund 600 Hattingerinnen und Hattinger sind dem Aufruf zu einer Gegendemonstration gefolgt, zu der das Aktionsbündnis „Buntes Hattingen gegen Rechts“ für Sonntag aufgerufen hatte. Die Veranstalter haben 800 Teilnehmer gezählt, die Polizei 400. Zeitgleich kamen 150 Meter entfernt vor dem Reschop Carré rund 300 Anhänger der „Montagsspaziergänge“, die jetzt als „Hattingen für Frieden“ auftreten, zu ihrer angekündigten „Großdemo“ zusammen.

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Der Protest gegen den Protest beginnt am Rathausplatz im Norden der Innenstadt. Bei strömendem Regen versammelt sich eine wirklich bunte Vielfalt hinter dem Aktionsbündnis. Die „Omas gegen Rechts“ sind dabei und viele Radfahrer mit dem Bündnis-Logo auf dem Gepäckträger. „Mit Nazis geht man nicht spazieren“ steht auf Plakaten oder auch „Rote Karte gegen Schwurbler“.

Stadtverordnete vieler Fraktionen marschieren mit

Als sich der Zug dann über die Heggerstraße Richtung Untermarkt in Bewegung setzt, marschieren Stadtverordnete vieler Fraktionen mit, ebenso Vertreter aus Kirche und Kultur, Wirtschaft und Verbänden.

Richtig voll war es schon beim Start der Gegendemonstration vor dem Rathaus am Rathausplatz.
Richtig voll war es schon beim Start der Gegendemonstration vor dem Rathaus am Rathausplatz. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

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Von Helene Seidenstücker und Ulrich Laibacher

Dann löst ein Zwischenfall lautstarke Rededuelle aus. Ein Anhänger der Querdenker-Szene hat sich mit einem entsprechenden Plakat in die Bündnis-Demo verirrt und weigert sich, die Marschkolonne zu verlassen. Am Ende bleibt er inmitten der Gegendemonstranten und spaziert mit ihnen die Heggerstraße hinunter. Scharfe Wortgefechte inbegriffen. Aber es bleibt friedlich.

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>>> Den Text über die Demo am Reschop Carré finden Sie hier

Bei der Abschlusskundgebung auf dem Untermarkt lässt dann der Regen etwas nach. Die Rednerliste ist lang, die Redezeit jeweils kurz. Pfarrer Martin Funda freut sich mit Blick aufs schlechte Wetter, „dass die aufrechten Demokraten in Hattingen die Schirmherrschaft übernommen haben“. Trommler seien keine Spaziergänger, sagt Funda. Und: „Querdenken ist im Grunde gut. Aber dazu gehört eben auch Denken.“

Proppevoll wurde es dann bei der Abschlusskundgebung auf dem Untermarkt. Rund 600 Hattingerinnen und Hattinger waren dabei.
Proppevoll wurde es dann bei der Abschlusskundgebung auf dem Untermarkt. Rund 600 Hattingerinnen und Hattinger waren dabei. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

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Der SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Echeverria macht deutlich, dass die Querdenker und „Montagsspaziergänger“ die Demokratie in Gefahr brächten. „Wir müssen uns dagegenstellen. Und das macht die Stadtgesellschaft von Hattingen heute sehr beeindruckend.“

Beiträgen in den einschlägigen Kanälen der Querdenker in den sozialen Netzwerken

Wie real die Gefahr von Rechts ist, macht Leon Reinecke (SPD) an Beiträgen in den einschlägigen Kanälen der Querdenker in den sozialen Netzwerken fest. „Die sind dort mit strafbaren Handlungen unterwegs. Davon geht auch eine wirkliche Bedrohung aus“, so Reinecke. Marvin Bruckmann von den Grünen spricht noch, es folgen Hans-Georg-Harms und Martin Klingender.

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Und am Ende der Bürgermeister. „Ich bin stolz auf das, was wir hier heute zeigen“, ruft Dirk Glaser von der Rednerbühne auf den Untermarkt. „Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sind tolerant und weltoffen, fair, vielfältig und solidarisch, das haben sie oft genug bewiesen. Wir engagieren uns gemeinsam als Stadtgesellschaft für unsere demokratischen Werte.“