Hattingen. In Hattingen boomen in der Corona-Zeit Schönheits-Operationen. Was Patientinnen vor allem an sich korrigieren wollen, weiß Dr. Karl Schuhmann.
Lidstraffungen und Lippenkorrekturen erleben durch Corona gerade einen Boom, sagt Dr. Karl Schuhmann. Er ist Chefarzt der Klinik für Plastische/Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie am Evangelischen Krankenhaus in Hattingen. Und nennt Gründe für die stärkere Nachfrage, die inzwischen auch zu längeren Wartezeiten bei Operationen führt.
Längst sind Schönheitsoperationen gesellschaftsfähiger geworden, berichtet der Facharzt. Und dennoch: Mit Schwellungen und Rötungen nach den Behandlungen und Eingriffen zeigen sich viele Patienten nicht gerne, auch wenn sie aus der Korrektur selbst keinen Hehl machen. „Lippenkorrekturen zum Beispiel können kurzfristig zu blauen Flecken, Rötungen oder Schwellungen führen. Die Maske in der Corona-Zeit verdeckt das alles nach der Behandlung.“ Bei der würden die Lippen nicht etwa vergrößert. „Sie werden konturiert.“ Mit Hyaluron.
Schönheits-OPs sind in Hattingen in der Corona-Zeit stärker nachgefragt
Vermehrt landen bei Schuhmann auch Frauen, die bei einem solchen Eingriff an falsche Behandler geraten sind. „Es sind inzwischen viele Produkte auf dem Markt, nicht jedes eignet sich für die Lippen. Es kommt auf die Spritztechnik an – und auch auf anatomische Kenntnisse“, betont Schuhmann.
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Eine andere Gesichtsregion verdeckt die Maske dagegen nicht: die Augenpartie. „Richtet sich der Blick normalerweise auf das ganze Gesicht, verdeckt die Maske den Großteil, so stehen die Augen im Fokus.“ Schlupflider und Tränensäcke fallen den Menschen mehr auf. Durch hohe Nachfrage müssen Patienten inzwischen etwa drei Monate auf einen OP-Termin warten.
Homeoffice ist ein Grund für die verstärkte Nachfrage an Schönheitsoperationen
Der Eingriff erfolgt ambulant. „Eigentlich könnten die Patienten am nächsten Tag arbeiten gehen, aber durch Schwellungen und Hämatome gehen viele nicht. Da ist für sie die Homeoffice-Zeit ein guter Zeitpunkt für eine OP, weil sie zu Hause sind, sich auch die Zeit anders einteilen können“, erklärt Schuhmann .
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Seit 15 Jahren leitet er die Klinik in Hattingen , ist zudem seit 2016 Inhaber einer Privatpraxis für Plastische/Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie in Düsseldorf – und war im Sommer Präsident der Tagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen.
Zahl der Fettabsaugungen schnellt nach oben
Er saugt auch Fett bei Menschen ab, die die Polster durch Sport alleine nicht mehr loswerden. Auch hier ist die Nachfrage in der Corona-Zeit weiter gestiegen. „Allerdings hatten wir auch schon 2019 einen Anstieg bei Fettabsaugungen um 60 Prozent bei Männern und Frauen“, sagt der Facharzt. Er ist einer der Experten des Adipositas-Zentrums der Augusta Kliniken Bochum Hattingen, operiert, nachdem jemand 50 bis 100 Kilo abgenommen hat.
Ehrenamtliches Engagement
Ehrenamtliches Engagement ist Dr. Karl Schuhmann wichtig. Darum behandelt er in seinem Urlaub Menschen im Ausland, die sich keinen Arzt leisten können.
In Indien hat er 2019 beispielsweise Verbrennungsopfer operiert – in Zusammenarbeit mit dem Verein Organisation Interplast Germany. Auch Lippen- und Gaumenspalten operiert er in Indien.
Mit Botox behandelt Schuhmann ebenfalls Patienten – dabei kann er häufig zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Denn mit Botox sagt er nicht nur Falten den Kampf an. Botox wird auch bei Migräne eingesetzt. „Ich weiß, wo ich das anatomisch injizieren muss, damit ein Synergieeffekt entsteht“, erläutert Schuhmann.
Botox hilft gegen Migräne und Falten
Mit einem Vorurteil räumt der Mediziner auf: „Es wird immer unterstellt, dass immer mehr Jüngere Schönheitsoperationen wollen. Das können wir im Verband nicht feststellen Minderjährige sehen wir nicht, es sei denn, sie haben beispielsweise eine Brust-Fehlbildung. Das gilt als Krankheit. Ist die Brust dann bei den jungen Frauen zwischen 18 und 21 Jahren ausgewachsen, operieren wir das auch.“
Bei den Brustoperationen geht es nicht immer um Vergrößerungen oder Krebsbehandlungen: „Wir machen auch Brustverkleinerungen, denn große Brüste können zu Rückenschmerzen führen.“