Hattingen. Historisch, sagenhaft, kriminalistisch, literarisch, zu Fuß, per Segway: Es gibt viele Touren durch Hattingen – und neu eine zum Kolonialismus.
Den Kolonialismus in Hattingen beleuchtet die neue 90-minütige Führung „Hattingen postkolonial“ von Stadtführer Lars Friedrich ab Mitte Mai. Zu knapp 40 Themen gibt es inzwischen Führungen durch die Stadt – da können auch Einheimische Neues über ihren Heimatort erfahren.
Friedrich zeigt im neuen Angebot Kolonialismus als Teil der Stadtgeschichte und wirft einen Blick auf „den alltäglichen Neokolonialismus unserer Zeit, denn noch heute profitieren wir ökonomisch, politisch und kulturell von den Strukturen der Unterdrückung und Ausbeutung, die vor 1919 geschaffen wurden“.
Spannende Stadtführungen durch Hattingen mit großer Themenvielfalt
Baumwolle aus Niederländisch-Guayana wurde in Hattingen versponnen, Eisenerz aus Französisch-Nordafrika verhüttet oder mit Kaffee, Tee, Kakao, Tabak, Kautschuk und Baumwolle aus Übersee gehandelt, weiß Friedrich. Hiesige Kaufmannsfamilien finanzierten ihren Wohlstand mit Waren aus dem globalen Süden, Bürgerinnen und Bürger organisierten sich in der „Deutschen Kolonialgesellschaft“ oder kämpften wie der Marinesoldat und spätere Hüttenarbeiter Wilhelm Olf in der Kolonie Kiautschou in China.
Lars Friedrich
Lars Friedrich begleitet seit 2012 Einzelbesucher und Gruppen auf individuellen Touren zu bekannten Sehenswürdigkeiten und zu verborgenen Ecken der romantischen Altstadt und des Ruhrtales.
Er ist Mitglied im Verein der Gästeführer und Gästeführerinnen im Ruhrgebiet e. V. und Mitglied der Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren e.V. sowie Mitglied bei FUSS e.V., dem Fachverband Fußverkehr Deutschland – und er zeichnet verantwortlich für Hattingen zu Fuß.
„Die Nutznießer der Kolonialpolitik sind bekannt: die Familien Gethmann und Hill, Hildebrandt-Kaffee-Gründer Otto Berghoff und Nazi-Politiker Wilhelm Schepmann“, sagt der Stadtführer. „Und 1906/1907 werden erste Straßen nach Persönlichkeiten benannt, die eng mit dem deutschen Kolonialismus verbunden sind: nach Kaiser Wilhelm II., nach Reichskanzler Bismarck oder nach Kriegsminister Roon.“
Auch in den Stadtteilen gibt es Führungen
Zu vielen Themen zwischen Mittelalter und Moderne bietet Friedrich mit „Hattingen zu Fuß“ Führungen: Mal führt ein Stadtwächter, dann geht’s zu Altstadt-Perlen oder zu Drehorten. Es geht um das jüdische Hattingen, das Leben im Nationalsozialismus, Zuwanderung, Alt-Hattingen, starke Frauen, Sagen, Legenden, Tatorte, Literatur, Gruseliges, dunkle Altstadtgassen, Orte der Stille auf Friedhöfen oder Kunst im öffentlichen Raum erleben – gleich ob in der Innenstadt, Welper oder Blankenstein. Unterhaltsam sind Führungen wie „Wahr oder falsch?“ oder „Weihnachtliches Hattingen“.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Raus aus der Altstadt führt Lars Friedrich hin in Gethmanns Gartenreich, westlich oder östlich der Ruhr entlang sowie von Burg zu Burg. Bei „Made in Hattingen“ geht’s in den Gewerbepark Hütte oder rauf auf den ältesten Hochofen im Ruhrgebiet.
Führungen für Menschen mit Einschränkungen – oder in anderen Sprachen
Senioren, Rollstuhlfahrenden, Menschen mit Sehbehinderung, Kindern jeder Altersstufe bietet „Hattingen zu Fuß“ besondere Führungen – und vermittelt zudem Führungen in den Sprachen Türkisch, Arabisch, Spanisch, Portugiesisch, Ukrainisch, Russisch sowie Niederländisch durch die Altstadt oder das Industriemuseum Henrichshütte. Buchbar ist das über www.hattingenzufuss.de., Telefon 0175 41 94 195 oder E-Mail an kontakt@hattingenzufuss.de.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns
Hattingen Marketing bietet Stadtführungen, Nachtwächterführungen und den Hattinger Nachtwächterschmaus mit Führung und rustikalem Menü. Info: auf www.hattingen-marketing.de, per Telefon 02324 2043095 oder E-Mail:info@hattingen-marketing.de.
Tafeln helfen beim historischen Altstadtrundgang auf eigene Faust
Wer sich lieber selbst auf Erkundungstour macht, für den ist der zwei Kilometer lange „historische Altstadtrundgang“ richtig: Hattingen Marketing hat dafür an über 30 Punkten Tafeln angebracht. Vom Alten Rathaus aus werden Neugierige von Ort zu Ort geführt.
Die Bürgergesellschaft Blankenstein lässt einen Nachtwächter – alias Henning Sandmann – durch den Ort führen. Info: www.blankenstein.ruhr oder per Telefon 0178 82 33 260.
Touren mit dem Segway
Wer nicht zu Fuß gehen mag: Es gibt auch Segway-, also Stehroller-Touren. Die vom Anbieter „Sanfte Touren“ starten am Industriemuseum. Info: Telefon 0179 2184728 oder online auf www.sanfte-touren.de. Die von Vipott beginnen an der Birschel Mühle, sind eingebettet in ein Event nach Absprache wie sportliches Teambuilding oder Bootsfahrt. Info: Telefon 0172 2 71 34 74, E-Mail info@vipott.de, Homepage www.vipott.de.
Das Industriemuseum bietet eine Vielzahl von Führungen übers Gelände an: Die sind zu finden auf: www.henrichshuette.lwl.org. Und auch per Bus, Kanu, Rad oder mit Naturführern kann die Stadt erkundet werden.